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Schleswig-holsteinischer Kunstkalender — 1912

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Literarische Beiträge
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Krumm, Johannes: Schleswig-Holstein im Auge seiner Dichter, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.19991#0093
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71

und Winter, im Srübjing und §erbft, ober fie \ \\ <£s ift das <Eraumland der Kindheit, r.o-b
ift nicht tot. fi* nimmt ?Eeil an dem gro- . dem die Sebnfucbt den mann 3tct)t. J\uf den-
ken Kreislauf des Gebens: fie fcbmücft (ich felben träumerifcb-febnfücbtigen £on tft das
nicht fo früh, »Je die Wiefe, fie liebt auch die I [ Stormfche r)etdegedicbt geftimmt. Wir fehen
einfachen färben in intern ©eroanöe, aber ift ' dief>etde im bellen Sonnenlichte des mittags,
ihre 3*it gePommen, fo übertrifft fie alle in der »ollen Blütenpracht, in der reiben Duft-
Sdjroeftern durch die leuchtende Pracht ihres ,fülle, in dem fräfttgen £eben des Sommers:
Kleides, dann lacht auch fie, mit den fiUQtn. die Käfer laufen am Boden, die Bienen
Denn das <Öejicbt bleibt ernft, es dämpft die fdjrotrren um die Blüten, die ttö'gel ffeigen in
laute $reude, »erinnerlich fie und lö'ff fie auf die £uft. Bber doch ift es einfam für den
in freudige Webmut. freilich ift es nicht die menfdjen, denn der Htenfd) fehlt. <S5an3
Webmut der Vergänglichkeit, die das moor aus der ferne nur bort man oom Kirchturm
3U allen %t\ten roeeft. Die §eide erinnert des Dorfes den <5lo<fenfdjlag, roetf und breit
nicht an das <5rab, den eroigen Schlaf, aber fiebt man nur ein §aus. <Etne §etdebütte,
fie gibt dem menfdjen liebliche und febnfüchttge niedrig und oerfallen, das ärmliche (Dbdacb.
(träume, es ift das Keicfysbanner des Prinjen des Kätners. Bber doch befehlest den Rul-
Iraum, das über der §etde roebt. turmenfehen, der daoor ffebt und 3ufiebt, roie
<fs ift roieder Klaus <Örotb, der diefe Stirn- der JUte feine Bienen beobachtet, der ^unge
mung der §etde deutlich ausgebrochen bat. fich feine flöte fcfynt^t, ein 6efübJ der Sebn-
Scfjon in feiner ?>t\t, noch mehr ja bewr- fucht, ja des beides: denn diefe Tlußenfeiter
3Utage, befriegte man mit Spaten und Pflug der Welt baben, roas er fuebt: £ infamfeit,
die §etde; die Kultur geroann, roas die Hatur ftube, <Blücf.
oerlor. ttacb dem ^eideparadies feiner fugend ^0 ift ro m ök ßfljdc (j t
Bebrt Klaus 6rotb als mann 3urütf, aber er ^3mroormenmittagsfonnenftrable,
Eann es nicht mehr finden: Pflug- und Weide- rm rofencoter echtmmer fliegt
land tft es geroorden, 3ur $reude des Bauern, Um ihn alten 6cäDcrmoic.
*h*\ 5unt Schmede des Dichters. Denn da- m Kräuter blübn, der r}atde Oufit
mit ift für ihn> aUe Poeße der £andfcha|J oer- etd t inMt ^ 6ommerluft.
loren, find alle 3-raume der Knabenfeele be- '
graben, und oon der gansen ^errltchfeit bleibt SaufPäfer haften durchs 6efträuch
nur die «Erinnerung: 3n ihren goldnen Panjerrötfchen,

Die Bienen hängen 3t»etg um Jroeig

{lj<h aeroer de t>eid, de brune f>etd, Sich an der €de(baide 6lörfchen.

^Dar heff i<f roannert mennigmal; Die t)ö'gel fchroirren aus dem Kraut -

De Schap de gungn dar op de föeid, Die £uft ift ooller ^erchenlaut.

De Scheper feeg ounn Soldbarg daUj €jn ^Q(b 0MfoUcn n|eorig ^aU0

De Wagein fungn, de Blom de blobn, Steht einfam bJer und fonnbefchienen,

Ün aeroer allens fchin de Sünn," Der Kätner lehnt jur (Tür hinaus,

SX)a »eer de brune t>eid fo fchb'n, Behaglich blinzelnd nach den Bienen,

iln fmuef de ä)eg deraeroer h»n! Sein ^unge auf dem Stein daoor

Och aeroer de $eid, de brune l>eid ed>n^ mfen ^ am ^Ibmohr."

Dar heff icf roannert mennigmal! Kaum gittert durch die mittagsruh

De Storm de \>att de Blöm oerroeiht, £tn Schlag der Dorfuhr, der entfernten,

Un eenfam leeg fe, fold un Pähl. *>em BW«« f8W die Wimper 3U,^

M A , f r „ , * <Br träumt oon feinen t>onigernten.

Un doch, fe toeer mt noch fo f«o», Rrf Klang der aufgeregten W

iln roo mi fchin int t>art min Sünn. Die §eide ift eine (Dafe in der t»üfte der

«. * \ C a Kultur, fie tft auch in der 6egenroart ein Jried-

De ^utte^eid, de fchone Seid - ^ f 6w Jerjoiigw^dt. Sie roeeft die {Träume,

Wo ts fe bieben mit er BlomI m ^m/JQmt& ^ Würdigen

Dar, roo dat grone Korn nu roeu)t, ^euJen dw »ergangenhe« die beftimmte Htch-

Dar liggt fe graben mit mm Drom. fun» mt fc \u» ^ we|te|| ^m n<>tl

De Plog de gung deraeroer h»n, fchlesroigs oor allem geroandert ift und diefe

Hu graf't dar t)eh op fette SOeid. - l>ifjtorir<d^ und äfthetifch fo bedeutfamen tränen»

mi aroer liggt fe noch Inn Sinn gräbergefchauthat, roiröhter, roenn irgendwo,

De brune ^eid, de fchone f>eid. die Schauer der Vergangenheit empfunden
 
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