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seines eigenen Schicksals sieht, wenn er in diesem Bilde
das ausgedrückt findet, was ihn selbst beseelt. Wer wollte
da von Mißverstehen sprechen? Nur das Flache und Be-
grenzte kann wirklich mißverstanden werden, seine vor-
dergründige Absicht einem rasch zu korrigierenden Fehl-
urteil unterliegen. Und ist nicht die Tatsache, daß so viel
in . diesem Werk gesehen werden kann, vom Äußerlich-
sten bis zum Tiefsten, ein Beweis, daß auch so vieles in
ihm liegt? Das eben ist es auch, was die Künstler „ge-
wollt“ haben; hätten sie es nicht, so wäre ihr Werk kein
Kunstwerk, sondern nur ein zeitgeschichtliches Doku-
ment. So aber birgt es das Geheimnis aller echten Kunst,
der Inhalt und Form nur Symbole sind, die auch in
tausendjähriger Wirksamkeit nicht faßlicher und sag-
barer werden können. Ein solches Geheimnis kann nicht
mit Worten vermittelt werden; wer es erleben will, der
trete vor die Gruppe selber hin:
„Geh dann zum Vatikan und schaue
Laokoons Qual, den Schmerz veredelnd,
Des Vaters Liebe und die Todesqual des Sterblichen,
Wohl würdig der Geduld Unsterblicher.“
(Byron, Childe Harold)

PLINIUS D. Ä.
ÜBER DIE LAOKOONGRUPPE
Nec deinde multo plurium fama est, quorundam
claritati in operibus eximiis obstante numero arti-
ficum, quoniam nec unus occupat gloriam nec plures
pariter nuncupari possunt, sicut in Laocoonte, qui est in
Titi imperatoris domo, opus Omnibus et picturae et
statuariae artis praeferendum. ex uno lapide eum ac
liberos draconumque mirabiles nexus de consilii senten-
tia fecere summi artifices Hagesander et Polydorus et
Athenodorus Rhodii.
Naturalis Historiae XXXVI 37. Zum deutschen Text vgl. S. 9

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