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I. Geschichte.

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Väter ihre Freude haben dürfen. Es war daher nicht mehr als recht und billig, dass man
zu Ehren dieses 25 jährigen Geburtstagsfestes eine Reihe von Feierlichkeiten inscenierte,
deren Anfang bereits im Winter das glänzend verlaufene Kostümfest bildete, während am
Samstag das Frühjahrsfest ein weiteres Glied in der Kette dieser Veranstaltungen war. Ein
wunderschöner Maientag war dem Frühjahrsfeste günstig, das am Samstag Abend im
Freien, vor der Hauptfront des Gesellschaftshauses, mit einer schmetternden Fanfare der
Husarenkapelle eingeleitet wurde. Hierauf exekutierte unter Leitung des Herrn Musikdirektor
August Glück ein aus Mitgliedern der Frankfurter Sängervereinigung bestehender Chor das
„Deutsche Lied“. Dem weihevollen Gesang folgte eine von Herrn Stadtrat Pfaff an die
Teilnehmer gerichtete Festansprache, in welcher der verdienstvolle Präsident des Ver-
waltungsrates, welcher als solcher in diesem Jahre ebenfalls sein 25jähriges Jubiläum feiern
kann, die Geschichte des Palmengartens in kurzen Worten schilderte. Er greift zurück auf
die Erwerbung der Gartenanlage des Herzogs von Nassau, schilderte, wie sich dann nach
und nach aus diesem Grundstock das Etablissement zu seiner heutigen Höhe entwickelt hat
und pries das fördernde Entgegenkommen von Bürgerschaft und Behörden in warmen
Worten. Die Rede endete mit der zuversichtlich ausgesprochenen Hoffnung, dass das
Etablissement auch ferner, von der Gunst des Publikums getragen, wachsen, blühen und
gedeihen möge. Nach einigen weiteren Musik- und Gesangsvorträgen begann im grossen
Saale das Festbankett. Der Saal des Palmengartens hat schon viele wirkungsvolle Aus-
stattungen gesehen; aber selten hat man mit einfachen Mitteln eine so künstlerische Wir-
kung erzielt wie diesmal. Man hatte die Pfeiler und Rundbogen rot drapiert und den
Nischen einen dem Charakter des Etablissements angemessenen Palmenschmuck gegeben,
auf welchen sich von dem grossen Stern an der Decke und den zahlreichen Glüh-
lichtern im Saale eine Fülle von Licht ergoss. Das gab, ohne Anwendung eines grossen
dekorativen Apparats, einen überraschenden Effekt. Herr Gartendirektor Siebert hat sich,
wie wir hören, um das Zustandekommen dieser Ausschmückung ein besonderes Verdienst
erworben. Die Teilnehmer am Bankett waren recht zahlreich erschienen; an der Tafel der
Ehrengäste nahmen die Vertreter der staatlichen und städtischen Behörden Platz. Herr
Stadtrat Pfaff begrüsste zunächst die Festteilnehmer und dankte ihnen im Namen des Ver-
waltungsrats für den zahlreichen Besuch. Sein Hoch galt den Behörden, der Bürgerschaft
und allen, welche dazu behilflich waren, die Treue und Anhänglichkeit zum Palmengarten
zu pflegen. Als zweiter Redner sprach Herr Bürgermeister Dr. Heussenstamm. Der
Palmengarten sei ein Kind der Stadt, aber ein gut ausgewachsenes und wohlgeratenes Kind,
daher es längst verstanden habe, sich selbständig zu machen. Der Palmengarten spreche
selbst für seinen Ruhm, Worte könnten da nur abschwächend wirken. Die Schöpfung sei
von so wunderbarer Schönheit und eigenartiger Pracht, dass sie der Stadt zur höchsten
Zierde, dem Vorstand, dem Verwaltungsrat und dessen Präsidenten aber zum schönsten
Ruhme gereiche. Letzteren galt das Hoch des Redners. Nach diesem ergriff Herr Leopold
Sonnemann das Wort. Der Palmengarten sei in einer Zeit tiefster Entmutigung ins Leben
gerufen worden, aber zugleich mit seiner Gründung sei das erste Lebenszeichen einer
neuen Kraft in unserer Vaterstadt erwacht. Das Etablissement habe alle Schwierigkeiten,
die sich seinem Emporkommen in den Weg gestellt, glücklich überwunden und stehe heute
als Vergnügungsort der Bürgerschaft, als Institut zur Förderung des Fremdenverkehrs und als
Ehestifter (Heiterkeit) unerreicht da. Redner toastete auf Frankfurts Bürgerschaft und ihre treue
Anhänglichkeit zu dem Palmengarten. Herr Rechtsanwalt Dr. May widmete sein Glas den
Gartenkünstlern und Verwaltungsbeamten, den Herren Direktoren Böhm und Siebert und Herrn
Sekretär A. Nippoldt, ferner den Herren Siesmayer, Heiss etc. Sodann toastete der Stadt-
kommandant, Herr Generallieutenant von Stulpnage], Exc., auf die Damen, den schönsten
Schmuck des Palmengartens, ohne den seine Blüten nichts wären. Herr Heinrich Kleyer trank
 
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