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I. Wanderung durch Garten und
Gewächshäuser.

on der Bockenheimer Landstrasse durch die Palmengartenstrasse sind es nur
wenige Schritte, die uns in den Palmengarten führen. Vorbei an dem neu-
erbauten hübschen Kassenhäuschen durch das einfache Gitterthor in den Garten

tretend, entrollt sich vor dem Auge des Beschauers ein in der ursprünglichen Auffassung
vornehm gedachtes und so in die Wirklichkeit übertragenes, in seinen geometrischen und
architektonischen Formen und Linien fein stilisiertes Pflanzen- und Blumengemälde, das
grosse Blumenparterre. (Taf. I.)

Zu beiden Längsseiten — von Süden nach Norden — von einer zweireihigen Linden-
allee begrenzt, welche der genannten Anlage entsprechend im Schnitt nach französischem
Muster gehalten wird, erblicken wir im Hintergrund des Blumenparterres sanft an-
steigende, mit Pflanzen in freien Gruppen und Teppichbeeten geschmückte Böschungen
und hinter diesen auf der Terrasse das in deutschem Renaissancestyl erbaute grosse Gesell-
schaftshaus mit seinen Baikonen und im Sommer offen gehaltenen Loggien, die von Sand-
steinsäulen, welche mit wildem Wein bewachsen sind, getragen werden. Die Perspektive
verfolgend, erblickt man im Verlaufe der Mittelachse des Gesellschaftshauses das grosse
Palmenhaus mit seiner tropischen Vegetation und dem rauschenden Wasserfall.

Rechts und links schweift der Blick in die abwechslungsreiche Parklandschaft, an-
genehm unterbrochen durch den Stammeffekt alter Weiden, Kastanien, Ulmen, Platanen und
anderer Wald- und Parkbäume sowie durch Strauchpartien. Unter und vor diesen Bäumen
gruppiert finden tropische und subtropische Pflanzen während der Sommerzeit Auf-
stellung, die dem einheimischen Naturbild durch die charakteristische Eigenart ihres Auf-
baues, ihrer Blatt- und Blütenformen das Gepräge einer südländischen Flora verleihen.
Und wie viel schöner präsentieren sich auf den saftiggrünen, kurzgeschnittenen Rasen-
matten alle diese herrlichen Kinder Floras!

Wir wenden uns links, vorbei an den blütenreichen, dem östlichen Asien ent-
stammenden Hortensien (Hydrangea paniculata und H. pan. grandiflora) und bewundern dann
namentlich die stattliche Bananen-Gruppe (Musa Ensete) Taf. II. In Aethiopien heimisch,
entwickeln sich diese wahrhaft majestätischen Erscheinungen der Pflanzenwelt, Ende Mai an
geschützter Stelle im Freien auf dungreichem Boden ausgepflanzt, zu mächtigen Exem-
plaren. An diese Gruppe reihen sich verschiedene schönblühende Staudengewächse, während
sich im Hintergrund eine Marmorstatue, den Frühling darstellend, zu beiden Seiten von
Dracaenen, Palmen und Blattpflanzen umgeben, von dem dunkeln Grün einer Taxus baccata
wirkungsvoll abhebt. Wir passieren nun eine Rhododendron-Gruppe und treffen weiter
 
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