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I. Geschichte

ls der kunstsinnige, Pflanzen und Blumen liebende Herzog Adolph von Nassau seinen
Wohnsitz von Biebrich nach Frankfurt a. M. verlegt hatte, fasste derselbe den
Entschluss, seine von Einheimischen und Fremden vielbesuchten Gewächshäuser
und Wintergärten nebst den in denselben enthaltenen wertvollen Pflanzenschätzen zu ver-
äussern.

Die Veröffentlichung dieses Vorhabens in den Zeitungen veranlasste den in Bocken-
heim ansässigen Kunst- und Handelsgärtner Heinrich Siesmayer, die Erwerbung dieser
Pflanzen für Frankfurt ins Auge zu fassen und weitere Kreise dafür zu interessieren. Aller-
dings war in jenen Zeiten kein günstiger Boden für ein solches Projekt vorhanden. Dass das-
selbe gelungen ist, gereicht daher umsomehr nicht nur den Männern, welche die vorbereitenden
Schritte zu seiner Verwirklichung thaten, sondern auch, und nicht zum mindesten, dem
Opfersinn und der regen Teilnahme der Frankfurter Bürgerschaft zur grössten Ehre.

Im Jahre 1868 wurde Herr Siesmayer von der Gartendirektion in Biebrich aufgefordert,
die Wintergärten mit dem ganzen Pflanzenbestand für 120000 Gulden zu verkaufen. Herr
Siesmayer suchte zunächst Herrn Baron Ludwig von Erlanger für seine Idee zu gewinnen,
und auf seine Vorstellungen hin trat. derselbe mit dem Vorstande des Frankfurter Ver-
schönerungsvereins in Verbindung.

Dem Vereine fehlte keineswegs das Verständnis für die sich bietende, wohl nie wieder-
kehrende günstige Gelegenheit. Die gebotene Hand musste ergriffen und der Bürgerschaft
jener Erwerb als ein Prüfstein ihrer Opferwilligkeit bezeichnet werden. — Bereits 1854 war
ein ähnlicher Gedanke aufgetaucht. Damals war der Geheime Medizinalrat Dr. Froriep in
Weimar mit dem Entwürfe zur Errichtung eines „Südpalastes“ in Frankfurt a. M. aufge-
treten und hatte bei seinen hiesigen ärztlichen Kollegen beifällige Aufnahme gefunden.
Aber die Grossartigkeit in der Auffassung des Unternehmens, für das die Mittel nicht zu
beschaffen gewesen wären, Hess den Plan scheitern. Als aber im Jahre 1868 eine praktischere
Idee erschien, wurde das Interesse dafür alsbald rege.

In der Vorstandssitzung des Vereins zur Förderung des öffentlichen Verkehrslebens

am 6. Mai

rarde „zur

Erwerbung

der Biebricher Wintergärten“ ein aus 14 Mit-

gliedern bestehendes provisorisches Komitee gewählt, das bald darauf folgenden Aufruf
erliess:

„Die herzoglichen Wintergärten und Gewächshäuser zu Biebrich und deren weithin
berühmte Pflanzen sollen demnächst verkauft werden; das Unterzeichnete provisorische
Komitee ist deshalb von einer grösseren Anzahl hiesiger Bürger beauftragt worden, die Er-
werbung dieser Schätze für unsere Vaterstadt zu bewerkstelligen.

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