Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
4

Begründung und Entwickelung.

Der Ankauf, die Aufstellung in Frankfurt, die Erbauung eines grossartigen Palmen-
hauses und die Anlage eines Parkes würden keinesfalls mehr als die Summe von a5o ooo Gld.
erfordern, welche in tausend Aktien ä a5o Gld. aufgebracht werden soll.

Eine jede Blumenausstellung in Biebrich hatte seither innerhalb 14 Tagen 19000 bis
21 000 Gld. an Eintrittsgeldern ergeben; fänden diese Ausstellungen in Zukunft dahier in
einem weit grossartigerem Bau, als der Biebricher war, statt, zu Frankfurt, welches bessere
Verbindungen nach allen Seiten hin hat, inmitten einer dicht bevölkerten, wohlhabenden Um-
gegend liegt und den fremden Besuchern vielfache Genüsse und Annehmlichkeiten bietet,
so ist mit Sicherheit ein weit grösserer Besuch und Ertrag zu erwarten. Ebenso würde das
Etablissement als Ausstellungslokal der hiesigen Vereine für Blumen- und Obstzucht, Land-
wirtschaft und dergl. mehr, welche alle sich bis jetzt periodisch mit grossen Kosten be-
sondere Bauten aufführen lassen mussten, sehr rentabel werden. Es würde sicherlich auch
als weithin einziges Aufenthalts- und Vergnügungslokal eine von unserer Einwohner-
schaft und von Fremden vielbesuchte Zierde unserer Vaterstadt werden.

Die Aussicht auf eine vollkommen genügende Rentabilität des Unternehmens ist somit
eine wohl begründete, die Vorteile für den Verkehr und das Leben in dieser Stadt sind sehr
beträchtlich; unsere Nachbarstadt hat deshalb auch ihrerseits denselben Gedanken erfasst
und rivalisiert mit Frankfurt, eine so grossartige und günstige Erwerbung zu machen.

Für unsere Bürgerschaft ist die Missgunst der Ereignisse nur ein Sporn, ihre ganze
Kraft einzusetzen, um die Blüte dieser Stadt zu erhalten und zu mehren; sie wird deshalb
auch alles, was den Verkehr und das öffentliche Leben fördert, kräftig unterstützen. Ist doch
der Gewinn des Ganzen auch Gewinn jedes Einzelnen für seinen Besitz und sein Einkommen.
Zeigen wir deshalb, dass die äussere Stellung, welche man unserer Vaterstadt gab, nicht
massgebend ist für die Ansprüche, die wir an uns selbst machen und die Geltung von Frank-
furt als Mittelpunkt eines weiten Umkreises.

Wir ersuchen deshalb, das Unternehmen durch Aktienzeichnungen, ein jeder nach
seinen vollen Kräften, zu unterstützen. Die Zeichnungen sollen erst dann verbindlich sein,
wenn die Summe von 15o 000 fl. gesichert ist. Es bleibt einer einzuberufenden General-
versammlung der Zeichner überlassen, die Statuten zu bestimmen, die Verwaltung einzu-
setzen, überhaupt die Versammlung nach ihrem Ermessen zu konstituieren.“

Die nächste Aufgabe bestand nun darin, dass Herr Siesmayer unter Mithülfe des
späteren Garteninspektors Herrn Ferd. Heiss die gesamten Pflanzenvorräte zu prüfen hatte,
um ein annäherndes Bild über den Wert derselben und damit eine Grundlage für die
weiteren Verhandlungen zu gewinnen. Alsdann handelte es sich um die Beschaffung des
Kapitals. Zu diesem Zwecke wurden Aktien-Zeichnungen eröffnet, die von bestem Erfolg
gekrönt waren.

Den im Juli 1868 zur Besprechung und Beschlussfassung tagenden Versammlungen
wurde Uber Art und Grösse der Anlage der von Siesmayer entworfene Plan vorgelegt
und die Rentabilität des Unternehmens durch folgende Wahrscheinlichkeitsberechnung ver-

anschaulicht:

Einnahmen:

1) 800 Abonnements ä 10 fl. fl. 8000.—

2) Besuch von 5oooo durchreisenden Fremden ä 3o kr . „ 25 000.—

3) 100 Konzerttage ä 1000 Personen ä 12 kr. „ 20000.—

4) Miete für Ausstellungen. „ 6000.—

5) Pacht des Restaurateurs. „ 2 000.—

fl. 61 000.—
 
Annotationen