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46

Beschreibung.

Im Weitergehen werfen wir einen Blick aul das zweite halbkreisförmige Parterre,
passieren interessante Schling- und Blattgewächse der warmen und gemässigten Zone in
malerischer Gruppierung, die im Halbschatten alter Baumpflanzungen die Stämme derselben
gleich Lianen des Urwaldes umschlungen halten, betrachten die eschenblättrige Flügelnuss,
Pterocarya fraxinifolia aus Transkaukasien (Fig. 4), welche einen ganz besonderen Schmuck
dieses Rasenplatzes bildet, und die ein alter, treuer Anhänger des Palmengartens ihrer neun-
teiligen Stammbildung halber die „neun Brüder“ getauft hat. Wir bewundern noch eine Baum-
farngruppe: Balantium und Alsophila aus Neuholland, die seltene Dicksonia Karsteniana aus
Mittelamerika, ein Geschenk Kaiser Wilhelms I., welche, untermischt mit unseren deutschen
Waldfarnen sowie mit australischen und südamerikanischen Araucarien, eine den „Herbst“
darstellende Marmorfigur umgiebt. (Taf. III.)

Auf dem Wege östlich gelangen wir in den ältesten Teil der Parkanlage. Vorbei
an einem schattigen Kastanienhain folgen wir mit den Blicken einem hier beginnenden
schmalen Wasserlauf, der sich allmählich zu einem konturenreichen Weiher — dem Gold-
fischweiher — entwickelt, über den eine aus Gebirgssteinen aufgemauerte, mit geflochtenem
Drahtgeländer versehene Brücke führt. Eine Fontaine inmitten des grösseren Wasser-
beckens, deren sprudelnder Quell erfrischend aut die ganze Umgebung wirkt und deren
Wasserstrahlen bei Sonnenschein in den schönsten Regenbogenfarben erglänzen, verleiht
diesem Teil der Anlage einen besonderen Reiz. Belebt wird dieser Weiher durch schwarz -
halsige Schwäne und Krick-Enten.

Vom Tourniquet, das nur den Ausgang gestattet, zur östlichen Kasse des Gartens
und weiter bis zum Hauptwege ist eine herrliche Promenade, da die Baumpflanzungen an
sonnigen Tagen nicht nur erwünschten Schatten spenden, sondern auch namentlich durch
die Art ihrer Verwendung in Bezug auf die Einzel- oder gruppenweise Zusammenstellung
landschaftlich ausserordentlich schöne Bilder bieten, obgleich das dazu verwendete Material
durchaus nicht reichhaltig zu nennen ist. Hauptsächlich wechselt hier das Laub der Blut-
buchen, Silberweiden, Pappeln, Bluthasel und des buntblättrigen Ahorn mit dem der Ulmen,
Platanen, Linden, des grünen Ahorn und einiger im Herbst prächtig gefärbter nordamerika-
nischer Eichen. Von besonders malerischer Wirkung sind in Trupps zusammengepflanzte
Weidenbäume, welche die Taf. IV in charakteristischer Wiedergabe vorfuhrt. Schattige Ruhe-
plätze, die eine hübsche Aussicht auf die Wasserfläche und alle die lieblichen Pflanzenbilder
ermöglichen, laden zum Verweilen ein.

Weiterschreitend befinden wir uns bald auf der Hauptpromenade, biegen rechts ein
und erblicken im Hintergründe gleichsam als Abschluss des Weges eine grosse Pflanzen-
gruppe auf hügeligem, mit Felsgestein gebildetem Terrain. Vorzugsweise sind es Agaven,
grüne und buntblättrige, in zahlreichen Arten und mannigfaltigen Gestalten. (Taf. V.) Agave
americana ist ja allgemein bekannt; sie ist in den Mittelmeerländern naturalisiert, hat aber
auch hier schon des öfteren geblüht. Ein Blütenschaft hat eine Länge bis zu 8 m; nach
der vollen Entwicklung desselben erreicht die Pflanze auch ihren Lebensabschluss. Auf
den Antillen und in Mexiko sind sonst die meisten Arten beheimatet. Hochstämmige
Dracaenen —- bis zu 7 m —, Yucca, Aloe, Cereus, Echinocereus, Echinocactus, Mammillaria
und Opuntia vervollständigen die Gruppe, in der eine typische Einheit unverkennbar zu
Tage tritt.

Zu diesem mächtig wirkenden mexikanischen Pflanzenbild gesellt sich, gleichsam als
Vorposten, eine kleine Hügelkette, zu der die dunkelgrünen, langnadeligen Schwarz kiefern
(Pinus Laricio var. austriaca) einen günstigen Hintergrund bilden. (Taf. VI.) Hier sind die
Sempervivum-Arten von Madeira und den Kanaren, Crassula, Echeverien von Kalifornien und
Mexiko, Aloe aus dem südlichen Afrika und Arabien vertreten, alles sogenannte Dick- oder
Fettpflanzen (Succulenten). Auch sei des hier aufgestellten bald hundertjährigen, monströs
 
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