Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
90

Beschreibung.

ohne dass aber der Palmengarten, trotzdem die Arbeit 5ioo Mark gekostet hatte, dafür das
Recht erlangte, die Drainage auch wirklich als Eigentum zu besitzen.

Die Ergiebigkeit der Brunnen liess indes immer mehr sowohl an Quantität wie an
Qualität zu wünschen, sodass schon im Jahre 1874 die Einführung von Quellwasser zu-
nächst für den Hausbedarf nötig wurde.

Inzwischen hatte sich die Unternehmung der Palmengarten-Gesellschaft so sehr der
Gunst des Publikums zu erfreuen gehabt und die Anzahl der Besucher hatte sich so ge-
steigert, dass eine Ausdehnung der Anlagen notwendig erschien. Seitens der Stadt wurde
der Gesellschaft bereitwillig ein weiteres westlich anschliessendes, bisher ziemlich wüst ge-
legenes Terrain gegen Pacht überlassen, für dessen Bebauung Gartendirektor Siesmayer im
März 1874 einen grossartig konzipierten Plan mit neuem grossen Weiher, Brücke, Grotten-
bau und Schweizerhaus nebst Kostenanschlag im Betrage von 60 808 Gld. einreichte.

Am 3o. August 1874 wurde beschlossen, zur Deckung der Kosten unter Solidarhaft
der Verwaltungsräte ein Bankieranlehen von 100000 Gld. zu 5 Prozent Zinsen und ’ \
Prozent Provision aufzunehmen.

Das Niveau des Weihers war sorgfältig nach dem durchschnittlichen Wasserstand von
Bockenheim berechnet und festgestellt worden; als jedoch der Bau begonnen und die vor-
geschriebene Tiefe für den Aushub des Weihers erreicht war, fand man zwar feuchten Sand,
aber kein Wasser.

Die Stadt hatte eben unglücklicher Weise wieder kanalisiert, und zwar diesmal den
westlichen Teil der Bockenheimer Landstrasse in nächster Nachbarschaft der neuen Anlage
des Palmengartens. Der starke Lettendamm längs der Strasse verhinderte zwar den völligen
Ablauf des Grundwassers besser als der Sandboden des Ginheimer Weges; immerhin sank
aber der Wasserspiegel so erheblich, dass man ihm ohne Ubergrosse Kosten nicht folgen
konnte. Als daher der neue Weiher in seiner ganzen Ausdehnung nochmals einen Meter
tiefer ausgegraben war, ohne Erfolg zu erzielen, blieb auch hier nichts anderes übrig als zu
betonieren, was nicht weniger wie 28 809 Mark verschlang.

Obschon die Aktiengesellschaft „Frankfurter Quellwasserleitung“ in sehr dankbar anzu-
erkennender Weise die Füllung dieses neuen grossen Weihers zu dem Preise von nur fünf
Pfennigen für den cbm übernahm, hatte doch die erste Füllung und Unterhaltung des Wasser-
standes bis Ende des Jahres 1875 nicht weniger wie 99380 cbm erfordert. Die Frage, wie
derselbe dauernd gespeist werden sollte, machte daher viel Kopfzerbrechens. Schliesslich
erwirkte der Palmengarten von dem Nachbar, Herrn von Günderrode, dem Eigentümer des
nordwärts von dem Weiher gelegenen Terrains, die Erlaubnis, den Ablauf des daselbst
gelegenen uralten Leonhardbrunnens aufzunehmen, und vereinigte denselben mit einer Ent-
wässerungsanlage. Dieser Zulauf lieferte auch anfangs das schöne Ergebnis von ca. 200 cbm
innerhalb 24 Stunden, liess aber später sehr nach, sodass allerhöchstens das Verdunstungs-
wasser des grossen Weihers einigermassen gesichert war. Zu Begiessungszwecken, welche
das neue sehr sandige Terrain dringend verlangte, musste Quellwasser in immer grösserem
Masse herangezogen werden. Die Ausgabe dafür steigerte sich bis über 12000 Mark per
Jahr und das Unangenehmste war, dass auf ausreichenden Wasserzulauf immer dann am
wenigsten gerechnet werden konnte, wenn man es am nötigsten brauchte, nämlich bei an-
haltender Trockenheit im Sommer.

Ueberhaupt hatten sich die finanziellen Verhältnisse der Palmengarten-Gesellschaft seit
dem Bau der genannten neuen Gartenanlagen trotz der reichen Einnahmen recht unerquick-
lich gestaltet, da dieselben weit mehr gekostet, als veranschlagt gewesen war, und der grosse.
Brand im August 1878 stellte den Verwaltungsrat vor eine fast unlösbar erscheinende
Aufgabe.

Es gelang indes das fast unmöglich Erscheinende dennoch möglich zu machen, dank
 
Annotationen