III. Die Wasserversorgung.
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dem Entgegenkommen der städtischen Behörden, welche die Aufnahme einer Hypothekar-
Anleihe von 800 000 Mark gestatteten.
Der Palmengarten erstand aufs neue und weit schöner als vorher.
Die Wasserversorgung blieb dagegen ungenügend. Die Patent- und Musterschutz-
Ausstellung im Jahre 1881 wurde nun für den Palmengarten ein Ereignis von grosser Be-
deutung, indem die bei dieser Gelegenheit ausgeführten Erdarbeiten einen Einblick in die
Beschaffenheit des Untergrundes der nächsten Umgebung des Palmengartens möglich
machten.
Es stellte sich heraus, dass dem nördlichen Höhenzuge Muschelkalk vorgelagert ist,
welcher, nach Süden zu steil abfallend, aus seinen in Verwitterung begriffenen und von
Sand umgebenen Rändern sehr zahlreiche, wenn auch im einzelnen wenig ergiebige Wasser-
adern aussendet.
Schon ehe diese Verhältnisse ganz genau beurteilt werden konnten, hatte das Wasser-
bedürfnis der Patent- und Musterschutz-Ausstellung zu einem Abkommen mit der Palmen-
garten-Gesellschaft geführt, wonach erstere einen grossen Senkbrunnen auf dem Terrain
des Palmengartens anlegte, der zunächst der Ausstellung das nötige Wasser liefern sollte,
dann aber von dem Palmengarten zu übernehmen war.
Dieses Unternehmen missglückte zunächst vollständig, indem der Brunnen, nachdem
er ca. 12 Meter tief versenkt war, auf einer Lettenbank ankam, welche keine Aussicht auf
Wasser eröffnete.
Eine vorgenommene Bohrung, um die Dicke des Lettens zu ergründen, lieferte zwar
sehr unerwartet einen starken Sprudel; doch war dies so empfindlich nach Schwefel
riechendes und für gewöhnliche Zwecke total unbrauchbares Wasser, dass das Bohrloch
eiligst wieder verstopft werden musste. Ob man es hier mit einer wirklichen Schwefelquelle
oder nur mit zufällig im Letten eingeschlossenem übelriechendem Wasser zu thun hatte,
konnte nicht näher untersucht werden. Vielleicht findet sich aber später einmal Gelegenheit
der Sache näher zu treten.
Da die genannte Lettenbank wie gewöhnlich von West nach Ost verlief, also das von
der Höhe kommende Wasser aufhielt, kam man auf die Idee, längs derselben einen Seiten-
Stollen anzulegen. Derselbe wurde auf einer Länge von 75 Meter ausgeführt, mit einer
Kanalsohle von Steingut als Unterlage und einer starken Aufschüttung von kleingeschlagenem
Basalt versehen, und diese Massregel erwies sich nun als äusserst günstig, indem der bisher
fast ganz trockene Brunnen dadurch einen Zulauf innerhalb 24 Stunden von 400 bis 5oo cbm
durch Sand filtriertes klares Wasser erhielt und bis heute noch die gleiche Ergiebigkeit
beibehalten hat.
Da der Ursprung dieses Wassers nun aber genau bekannt war, musste die Palmen-
garten-Gesellschaft alles aufbieten, um in den Besitz der eigentlichen Quellen zu gelangen,
welche sich in dem nördlich gelegenen Terrain von 22 Morgen nahe der Grenze der Villa
Leonhardsbrunn befanden.
Die Eigentumerin desselben, die hiesige Baubank, war verkaufslustig und auf Antrag
der Palmengarten-Gesellschaft entschloss sich die Stadt im Jahre 1885, diesen Komplex
käuflich zu erwerben, wogegen die Gesellschaft als Pacht 3 Prozent des Kaufschillings jähr-
lich zu zahlen sich verpflichtete.
Auf ähnliche Weise gelangte im Jahre 1886 der Palmengarten auch in den Besitz
eines westlich angrenzenden Geländes von 9 Morgen, auf welchem der Leonhardsbrunnen
sowie'noch weitere kleinere Quellen sich befinden.
Das Gelände der Baubank wurde zur Anlage des sogenannten Neugartens verwandt
und zugleich mit einer neuen grossen Drainage versehen, welche als Reserve für die
Sommermonate gedacht ist. Dieselbe wurde diesmal von Nord nach Süd, senkrecht durch
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dem Entgegenkommen der städtischen Behörden, welche die Aufnahme einer Hypothekar-
Anleihe von 800 000 Mark gestatteten.
Der Palmengarten erstand aufs neue und weit schöner als vorher.
Die Wasserversorgung blieb dagegen ungenügend. Die Patent- und Musterschutz-
Ausstellung im Jahre 1881 wurde nun für den Palmengarten ein Ereignis von grosser Be-
deutung, indem die bei dieser Gelegenheit ausgeführten Erdarbeiten einen Einblick in die
Beschaffenheit des Untergrundes der nächsten Umgebung des Palmengartens möglich
machten.
Es stellte sich heraus, dass dem nördlichen Höhenzuge Muschelkalk vorgelagert ist,
welcher, nach Süden zu steil abfallend, aus seinen in Verwitterung begriffenen und von
Sand umgebenen Rändern sehr zahlreiche, wenn auch im einzelnen wenig ergiebige Wasser-
adern aussendet.
Schon ehe diese Verhältnisse ganz genau beurteilt werden konnten, hatte das Wasser-
bedürfnis der Patent- und Musterschutz-Ausstellung zu einem Abkommen mit der Palmen-
garten-Gesellschaft geführt, wonach erstere einen grossen Senkbrunnen auf dem Terrain
des Palmengartens anlegte, der zunächst der Ausstellung das nötige Wasser liefern sollte,
dann aber von dem Palmengarten zu übernehmen war.
Dieses Unternehmen missglückte zunächst vollständig, indem der Brunnen, nachdem
er ca. 12 Meter tief versenkt war, auf einer Lettenbank ankam, welche keine Aussicht auf
Wasser eröffnete.
Eine vorgenommene Bohrung, um die Dicke des Lettens zu ergründen, lieferte zwar
sehr unerwartet einen starken Sprudel; doch war dies so empfindlich nach Schwefel
riechendes und für gewöhnliche Zwecke total unbrauchbares Wasser, dass das Bohrloch
eiligst wieder verstopft werden musste. Ob man es hier mit einer wirklichen Schwefelquelle
oder nur mit zufällig im Letten eingeschlossenem übelriechendem Wasser zu thun hatte,
konnte nicht näher untersucht werden. Vielleicht findet sich aber später einmal Gelegenheit
der Sache näher zu treten.
Da die genannte Lettenbank wie gewöhnlich von West nach Ost verlief, also das von
der Höhe kommende Wasser aufhielt, kam man auf die Idee, längs derselben einen Seiten-
Stollen anzulegen. Derselbe wurde auf einer Länge von 75 Meter ausgeführt, mit einer
Kanalsohle von Steingut als Unterlage und einer starken Aufschüttung von kleingeschlagenem
Basalt versehen, und diese Massregel erwies sich nun als äusserst günstig, indem der bisher
fast ganz trockene Brunnen dadurch einen Zulauf innerhalb 24 Stunden von 400 bis 5oo cbm
durch Sand filtriertes klares Wasser erhielt und bis heute noch die gleiche Ergiebigkeit
beibehalten hat.
Da der Ursprung dieses Wassers nun aber genau bekannt war, musste die Palmen-
garten-Gesellschaft alles aufbieten, um in den Besitz der eigentlichen Quellen zu gelangen,
welche sich in dem nördlich gelegenen Terrain von 22 Morgen nahe der Grenze der Villa
Leonhardsbrunn befanden.
Die Eigentumerin desselben, die hiesige Baubank, war verkaufslustig und auf Antrag
der Palmengarten-Gesellschaft entschloss sich die Stadt im Jahre 1885, diesen Komplex
käuflich zu erwerben, wogegen die Gesellschaft als Pacht 3 Prozent des Kaufschillings jähr-
lich zu zahlen sich verpflichtete.
Auf ähnliche Weise gelangte im Jahre 1886 der Palmengarten auch in den Besitz
eines westlich angrenzenden Geländes von 9 Morgen, auf welchem der Leonhardsbrunnen
sowie'noch weitere kleinere Quellen sich befinden.
Das Gelände der Baubank wurde zur Anlage des sogenannten Neugartens verwandt
und zugleich mit einer neuen grossen Drainage versehen, welche als Reserve für die
Sommermonate gedacht ist. Dieselbe wurde diesmal von Nord nach Süd, senkrecht durch