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Siebmacher, Johann [Begr.]
J. Siebmacher's großes und allgemeines Wappenbuch: in einer neuen, vollständig geordneten u. reich verm. Aufl. mit heraldischen und historisch-genealogischen Erläuterungen (Band 1,4,2): Städtewappen — Nürnberg, 1885

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https://doi.org/10.11588/diglit.29230#0076
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186

STAEDTEWAPPEN.

Die alte Herrschaft Barr, Reichsgut, wurde im J. 1504
wom Kaiser Maximilian von den Rhein-Pfalzgrafen, die es
pfandweise hesassen, eingelöst und seinem Secretair Ziegler
geschenkt, dessen Söhne dies Besitzthum an die Stadt
Strasshurg verkauften, welcher es bis zur franz. Revolu-
tion gehört hat.

Das Wappen der Stadt ist ein goldner Schild mit
einem schwarzen Balken schrägrechts belegt, auf welchem
in der Mitte ein blaues Schildchen mit 5 rothen Balken
liegt.

Die Bedeutung ist unbekannt. Yermuthlich rührt
Einiges aus dem Wappen der alten Herren von Barr her,
welche einen gespaltenen Schild fiihrten, in dessen einer
Hälfte ein schwarzer Löwe in Gold, in der andern drei
schwarze und drei goldne Balken erschienen.

Barten, Stadt des Königr. Preussen, Ostpreussen,
an der Liebe, führt nach einem mit der Jahrzahl 1359
bezeichneten Stempel ein redendes Wappen, eine aufge-
richtete Hellebarde, und ist dies auch heut zu Tage noch
im Gebrauch.

Nach officieller Mittheilung steht die Hellebarde im
griinen Felde und der Schild im rothen, was dem Heral-
diker unverständlich ist und vielleicht heissen soll, dass
die Barte auf einem grünen Schilde im rothen Siegelfelde
stehe.

Die Jahrzahl 1359, wahrscheinlich das Jahr der Er-
hebung des Orts zur Stadt, wird auf neuern Stempeln
wiederholt, was auch auf andern ost- und westpreussischen
Städtesiegeln üblich ist.

Rarteiistein, Stadt des Königr. Preussen, Ostpreus-
sen, an der Alle, sonst Rosenthal geheissen und im J.
1332 zur Stadt erhoben, führte zuerst ein redendes Wap-
pen: zwei gekreuzte Aexte (Barden) mit den Stielen auf
einem steinernen Giebel aufrecht gestellt. Auf spätern
Stempeln erblickt man einen Rittersmann zu Ross, sehr
stümperhaft dargestellt, welcher in seiner Linken eine
Hellebarde aufrecht hält. Das Ross findet man in Schritt
und auch springend. Der Sage nach soll es einen deut.
Ordensritter, Namens Johannes darstellen, welcher durch
einen kiihnen Sprung in die Alle sich seinen Verfolgern
entzogen habe. Man findet das Ross schwarz, den Ritter
in stahlblauer Rüstung im silbernen Eelde tingirt.

Auf dem in der Schlacht von Tannenberg 1410 ge-
führten Stadtbanner ist nur e i n e silberne Barde in Schwarz
dargestellt. S. Märkische Forschungen Bd. 4. Taf. IV.

Bartenstein, Stadt des Königr. Würtemberg, Jaxt-
kreis, hat erst im 17. Jahrh. als Residenz der Eürsten
von Hohenlohe, Stadtrecht erlangt.

Seit langen Zeiten führt dieselbe das Haupt eines
sehr bärtigen Mannes im W. und soll in frühern Zei-
ten „Bart am Stein“ geheissen haben, wie officielle Mit-
theilung berichtet. Sollte nicht vielleicht damit das Haupt
des Johannes des Täufers gemeint sein, welches man, mit
und ohne Schiissel darunter, auf Städtewappen findet, in-
dem er der Schutzpatron der Kirche oder des Orts war?

Bartschin (Barcin), Stadt des Königr. Preussen,
Provinz Posen, Reg.-Bez. Bromberg an der Netze, hat
kein Wappen nach Vossberg Wappenbuch der Städte des
Grossherzogthums Posen.

Banmliolder, Stadt des Königr. Preussen, Rhein-
provinz.

Nach officieller Mittheilung hat die Stadt sonst einen
Holder- (Hollunder) Baum als redendes Wappen ge-
führt. Der Stempel davon ist aber vor längerer Zeit ab-
handen gekommen und ein neuer nicht angeschafft worden.

Bantsch, Stadt des österr. Kaiserstaates, Mähren.

IhrWappen ist ein Schild, welcher mit Schildeshaupt

versehen und unten gespalten ist. Das Schildeshaupt ist
schräg rechts getheilt und oben golden, unten roth tin-
girt. In demselben stehen rechts ein Winzermesser mit
goldnem Griff und silberner Klinge aufwärts gerichtet
und links der Buchstabe P. Die untere Schildeshälfte ist
gespalten und vorn sind 2 silberne Spitzen in Roth, hin-
ten 1 Hammer und Beil mit goldnen Stielen kreuzweis
gelegt, in Blau zu sehen. Auf der Schildesspalte liegt
ein viereckiger silberner Thurm, mit der Ecke nach vorn
gestellt, 1 Pforte auf jeder Seite und Zinnen. Unter den
letzteren steht rechts der Buchstabe M und links W.

Eine Erklärung mangelt. Das Schildeshaupt scheint
das fürstl. Dietrichstein’sche Wappen und solchenfalls aus
dessen zweiten Messer ein P geworden zu sein.

Becknm, Kreisstadt des Königr. Preussen, West-
falen, an der Werse.

Dieselbe führt drei schrägrechts über das Schild lau-
fende Elüsse, welche die in der Nähe vorüberfliessenden
3 Bäche, den Collenbach, den Siechenbach und den Lippe-
bach bedeuten sollen, wie uns officiell berichtet ward.

Behrnugeu, Marktflecken des Herzogthums Sach-
sen-Meiningen.

Der Ort gehörte in frühester Zeit dem Stifte Fulda,
welches ihn den Grafen von Henneberg in Lehn gegeben
hat. Nach Aussterben derselben fiel er mit Henneberg
an die Markgrafen von Meissen und die Ernestinische
Linie. Bei den verschiedenen, in dieserLinie vorkommen-
den Theilungen kam er bald an Sachsen - Römhild, bald
an Sachsen-Altenburg, bald an Sachsen - Hildburghausen.
Aus diesen Besitzverhältnissen ist auch das W. zu er-
klären; denn in dem getheilten Schilde erblickt man un-
ten die Hennebergisehe Heune auf einem Berge und in
dem oberen Theile, der gespalten ist, vorn das Herzoglicli
sächsische W., hinten Schlüssel und Schwert gekreuzt.
Letzteres mag vielleicht die geistliche Oberherrlichkeit
der Abtei Pulda andeuten sollen.

Die Farben sind nach dem landesherrlichen W. ge-
geben.

Bernburg, Stadt des Pürstenthums Dessau, an
beiden Ufern der Saale, sehr alt, wird in Alt- und Neu-
stadt und Bergstadt eingetheilt. Letztere kommt schon
992 vor. Die Neustadt entstand erst im 13. Jahrh. Die
Stadt war bis 1468 Residenz der Anhaltiner der alten
Bernburger Linie, von 1698—1765 Sitz der neuen Bern-
burger Linie und hatte sonst 3 verschiedene Magistrate,
1824 waren alle drei vereinigt.

Das W. der Stadt ist eine von Quadern erbaute, mit
Zinnen gekrönte Mauer, welche mit zwei viereckigen Thür-
men besetzt ist, die mit je einem runden und zwei vier-
eckigen Penstern und Zinnen, sowie in einen Knopf aus-
laufenden spitzigen Dächern verselien sind. In dem offe-
nen Thore der Stadtmauer schwebt das landesherrliche
Wappen, ein getheilter Schild, darin rechts ein halber
rother Adler in Silber und Hnks von Gold und Roth acht-
mal getheilt und schrägrechts mit dem sog. Rautenkranze
belegt.

Zwischen den Thürmen über der Mauer schwebt der
zu diesem Schilde gehörige Helm nebst Zubehör nnd zwar
ein gekrönter Turnierhelm, aus dessen Krone sich zwei
aufgerichtete, bekleidete, über einander geschränkte Arme
erheben, deren Hände je einen Pfauenwedel halten. Die
Bekleidung der Arme ist Schwarz und Roth quadrirt.

Die Helmdecken sind auf einer Seite.roth und gol-
den, auf der anderen blau und golden tingirt.

Das ganze Wappen liegt auf blauem Grunde. Das
Mauerwerk ist roth; die Knöpfe der Thürme sind golden.

Auf neuern Stempeln ist der beschriebene Helm-
schmuck, weil nicht gekannt und verstanden, sehr unrich-
tig dargestellt; aus den Armen sind Bügel und aus den
Pfauenfedern Kugeln geworden.
 
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