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STAEDTEWAPPEN.
I4«uigsl>erg im Kreise Ostpriegnitz, Dorf, hat sich
als theilweise redendes Wappen kürzlich die Königskrone
im (kornblumen-)_ hlauen Felde erkiirt.
Königsbronn, mit der Gemeinde Springen vereint,
grosses Dorf an der Brenz, im württembergischen Jagst-
kreis, ehemaliges Klostergut einer während der Refor-
mation säcularisirten Cisterzienser-Abtei, besitzt noch ein
schönes Gerichtssiegel aus dem 17. Jahrhundert mit reden-
dem Wappenbild: einem Brunnen, der aus zwei Poöhren
Wasser in ein sechseckiges Bassin spendet, auf dem Brun-
nenstock die Statue eines Königs.
Königswaltle, Zusatz. Dieses Städtchen besitzt
eins der anmuthigsten, redenden Wappen, die es giebt:
ein — leider, es ist aber nicht zu ändern, nacktes —
Königskind, welches in jederHand einen Tannenbaum —
die heraldische Waldandeutung — hält. Statt dass nun
das die Hesekiels und Consorten zu mehr oder w Teniger
poetischen und unglaublichen Wappensagen begeistert hätte,
haben die modernen Stempelschneider dem Kinde beide
Arme amputirt und die Bäume in — „Löffel“ verwan-
delt. So, als armlose Köchin, hat auch Gautsch die
„weibliche gekrönte Person“ zur Erscheinung gehracht,
„deren Bedeutung unbekannt.“ (!!!).
Tafel 292.
M önigslutter, Zusatz. Die modernen Oblaten
stellen das Stadtwappen dar etwa wie das der Provinz
Zeeland : cjuergetheilt, oben wachsender Löwe, unten Was-
serstreifen. Allein die Lage der Stadt an der kleinen Lutter
und dem Bergrücken Elm gestattet jene Uebertreibung des
Bildes nicht, welches man auf denPresseln des 17.ten Jahr-
hunderts noch so eben erkennen kann: mit den Hinter-
beinen im Wasser stehenden Löwen. Gautsch beschreibt
das Wappen ebenso, bildete den Löwen aber ganz ab, auf
trockenen Erdreich, oder Pflaster stehend.
I&önigstem am Taunus, Zusatz. Statt des ein-
fachen Löwenwappens, das in einer früheren Lieferung
abgebildet und ganz gleich ist dem der gleichnamigen
Stadt in Sachsen , geben die Politica Politica fiir jene
nassauische Stadt ein complizirteres, aber ganz angemes-
senes Wappen : cjuer getheilt, oben gespalten, 1. Der
Löwe, schwarz in Gold, welcher der der Herren von
Büdingen ist (im ysenburgischen Wappen golden in Blau
verändert), 2. von Eoth und Gold quer getheilt, W. der
Herren von Minzenberg, 3. sechsmal von ßoth und Silber
gesparrt, W. der Herren von Eppstein, sämmtlich nach-
einander Herren der Veste Königsstein.
Kortryk, franz: Courtrai, alte Stadt an der Lys,
in der Grafschaft Flandern, gehörte bis 1794 zum öster-
reichischen Antheil und dem District Gent, darauf zum
französischen Departement Lys, gegenwärtig zum König-
reichBelgien. Dasälteste(Schöffen-)Siegelzeigt einen, nicht
näher bestimmbaren, Heiligen im bischöflichen Ornat,
das etwas jüngere Gerichtsiegel (SIGILLU’. YILLE.
COUPüTPtACENS’. AD. CAVSAS) hat bereits das nocli
geführte Wappen : Sparren im bogenartig bordirten
Schilde — nach einer Abbildung auf der Wiener Welt-
ausstellung 1873: der Sparren und die Bordüre roth im
silbernen Felde.
Kösen an der Saale, Stadt erst seit 10 oder lo
Jahren, im Regierungsbez. Merseburg, hat gleichzeitig,
oder bald nach ihrer Erhebung zur Stadt das abgebildete
Wappen bekommen: eine der beiden iiber die Saale fiih-
renden Brücken, dariiber schwebend der preussisclie Adler.
SAoeur, Gemeinde in französisch Lothringen, hat
nicht, wie Durival angiebt, das Wappen des Barons von
Manonville (goldener Löwe, überdeckt durch einen silber-
nen Querbalken, in Blau), unter dem 1717 dieHerrschaft
zu einer Grafschaft erhoben wurde, sondern nach Ausweis
aller Siegel das Wappen der Herzogin Catharine von
Mercoeur als ihr Ortswappen zu betrachten. Dasselbe
besteht aus dem vielfeldigen, vollständigen Herzoglich
lothringischen Wappen, überdeckt durch einem drei-
lätzigen , blauen Turnierkragen. Da aber dieses sonst
gcnugsam bekannte, grosse Wappen im Masstabe unserer
Publikation ganz undeutlich werden würde, so ist dafür
das einfache lothringische Wappen mit dem Turnierkragen
gegeben worden, eine durchaus erlaubte heraldische Ab-
breviatur. (Lapaix).
Kornbnrg, Flecken im bayerischen Regbez. Mittel-
franken, früher zum Oheramt Schwabach des Fürstenthums
Ansbach gehörig, fiihrt im W 7appen das der Reichsstadt
Niirnberg mit eingeschobener Spitze, in der sich das
Wappen derer Rieter von Kornburg beflndet: beinloser
Rumpf eines gekrönten Weibes, das mit den Händen die
Schwänze zweier Fische hält, die sich in das Becken acr
Figur verbissen haben. Das niirnbergische Stadtwappen
deutet entweder friihere Zugehörigkeit des Ortes zur
Stadt, oder die Heimat des Patriziergeschlechts der R. v.
K. an. (Siegel vorliegend).
Krefeld, Zusatz. Eine moderne Siegeloblate zeigt
hen heiligen Dionysius mit 2 Köpfen, einen zwischen
seinen Schultern und einen in seiner Hand! Eine Sylbe
mehr über diese unglaubliche Albernheit zu verlieren,
wäre sicherlich müssig. —
Krems, Zusatz. Von den in interessantester Weise
vielfach wechselnden Wappen der Stadt Krems (und Stein)
ist in einer der ersten Lieferungen nur das neueste mit
dem Doppeladler, und in einer späteren ein Pseudowappen
gegeben worden, das in ganz ungehöriger W Teise rein
sphragistische Ornamentation mit in den Wappenschild
sperrt. Von den alten Stadtwappen möge hier wenigstens
eine Variante des friihesten Typus folgen: heraldisch
stylisirter Lindenbaum, begleitet von 2 Schilden mit den
Wappen der Steyermark und von Oesterreich.
I4remsier, mähr: Kromcfiz, in der mährischen
Landschaft Hanna, an der March, Residenzstadt der
Bischöfe und seit '1777 Erzbischöfe von Olmütz, führt
auf ihren grösseren Siegeln das Hauptwappen des Bis-
thums, die fünf silbernen Spitzen in Blau, in der Mitte
belegt mit dem Fürstlich dietrichsteinischen Familien-
wappen, auf den kleinen Siegeln letzteres allein als Wap-
pen, Dieses dietrichsteinsche Wappen scheint dafür zu
sprechen, dass Kremsier unter der Regierung des Car-
dinals, Fürsten Franz von Dietrichstein, Bischofs von
Olmiitz von 1599 bis 1636, Stadtrecht bekommen hat.
Kremsmüuster, Zusatz. Ein vorliegendes Siegel
vereinfacht die nach unbekannter Quelle von Gautsch
gebrachte Menagerie wenigstens etwas. Jenes Siegel ist
ein Hofgerichtssiegel und hat nebeneinander unter einem
gekrönten Helm zwei Schilde, 1. gespalten, rechts ein
aufgerichteter Eber — undurchschossen — , links ein des-
gleichen Hund, 2. ein schreitender Stier. Die drei Schafs-
köpfe und das Mittelschild mit K. fehlen. Der neben der
berühmten Benedictinerabtei emporgebllihte Marktflecken
hält alljährlich sehr besuchte Viehmärkte ab, unmöglich
ist es nicht, dass, wie bei andern Orten Schiffahrt, Wein-
bau, Bergban, hier der Viehhandel eine heraldische Ver-
tretung hat finden sollen.
STAEDTEWAPPEN.
I4«uigsl>erg im Kreise Ostpriegnitz, Dorf, hat sich
als theilweise redendes Wappen kürzlich die Königskrone
im (kornblumen-)_ hlauen Felde erkiirt.
Königsbronn, mit der Gemeinde Springen vereint,
grosses Dorf an der Brenz, im württembergischen Jagst-
kreis, ehemaliges Klostergut einer während der Refor-
mation säcularisirten Cisterzienser-Abtei, besitzt noch ein
schönes Gerichtssiegel aus dem 17. Jahrhundert mit reden-
dem Wappenbild: einem Brunnen, der aus zwei Poöhren
Wasser in ein sechseckiges Bassin spendet, auf dem Brun-
nenstock die Statue eines Königs.
Königswaltle, Zusatz. Dieses Städtchen besitzt
eins der anmuthigsten, redenden Wappen, die es giebt:
ein — leider, es ist aber nicht zu ändern, nacktes —
Königskind, welches in jederHand einen Tannenbaum —
die heraldische Waldandeutung — hält. Statt dass nun
das die Hesekiels und Consorten zu mehr oder w Teniger
poetischen und unglaublichen Wappensagen begeistert hätte,
haben die modernen Stempelschneider dem Kinde beide
Arme amputirt und die Bäume in — „Löffel“ verwan-
delt. So, als armlose Köchin, hat auch Gautsch die
„weibliche gekrönte Person“ zur Erscheinung gehracht,
„deren Bedeutung unbekannt.“ (!!!).
Tafel 292.
M önigslutter, Zusatz. Die modernen Oblaten
stellen das Stadtwappen dar etwa wie das der Provinz
Zeeland : cjuergetheilt, oben wachsender Löwe, unten Was-
serstreifen. Allein die Lage der Stadt an der kleinen Lutter
und dem Bergrücken Elm gestattet jene Uebertreibung des
Bildes nicht, welches man auf denPresseln des 17.ten Jahr-
hunderts noch so eben erkennen kann: mit den Hinter-
beinen im Wasser stehenden Löwen. Gautsch beschreibt
das Wappen ebenso, bildete den Löwen aber ganz ab, auf
trockenen Erdreich, oder Pflaster stehend.
I&önigstem am Taunus, Zusatz. Statt des ein-
fachen Löwenwappens, das in einer früheren Lieferung
abgebildet und ganz gleich ist dem der gleichnamigen
Stadt in Sachsen , geben die Politica Politica fiir jene
nassauische Stadt ein complizirteres, aber ganz angemes-
senes Wappen : cjuer getheilt, oben gespalten, 1. Der
Löwe, schwarz in Gold, welcher der der Herren von
Büdingen ist (im ysenburgischen Wappen golden in Blau
verändert), 2. von Eoth und Gold quer getheilt, W. der
Herren von Minzenberg, 3. sechsmal von ßoth und Silber
gesparrt, W. der Herren von Eppstein, sämmtlich nach-
einander Herren der Veste Königsstein.
Kortryk, franz: Courtrai, alte Stadt an der Lys,
in der Grafschaft Flandern, gehörte bis 1794 zum öster-
reichischen Antheil und dem District Gent, darauf zum
französischen Departement Lys, gegenwärtig zum König-
reichBelgien. Dasälteste(Schöffen-)Siegelzeigt einen, nicht
näher bestimmbaren, Heiligen im bischöflichen Ornat,
das etwas jüngere Gerichtsiegel (SIGILLU’. YILLE.
COUPüTPtACENS’. AD. CAVSAS) hat bereits das nocli
geführte Wappen : Sparren im bogenartig bordirten
Schilde — nach einer Abbildung auf der Wiener Welt-
ausstellung 1873: der Sparren und die Bordüre roth im
silbernen Felde.
Kösen an der Saale, Stadt erst seit 10 oder lo
Jahren, im Regierungsbez. Merseburg, hat gleichzeitig,
oder bald nach ihrer Erhebung zur Stadt das abgebildete
Wappen bekommen: eine der beiden iiber die Saale fiih-
renden Brücken, dariiber schwebend der preussisclie Adler.
SAoeur, Gemeinde in französisch Lothringen, hat
nicht, wie Durival angiebt, das Wappen des Barons von
Manonville (goldener Löwe, überdeckt durch einen silber-
nen Querbalken, in Blau), unter dem 1717 dieHerrschaft
zu einer Grafschaft erhoben wurde, sondern nach Ausweis
aller Siegel das Wappen der Herzogin Catharine von
Mercoeur als ihr Ortswappen zu betrachten. Dasselbe
besteht aus dem vielfeldigen, vollständigen Herzoglich
lothringischen Wappen, überdeckt durch einem drei-
lätzigen , blauen Turnierkragen. Da aber dieses sonst
gcnugsam bekannte, grosse Wappen im Masstabe unserer
Publikation ganz undeutlich werden würde, so ist dafür
das einfache lothringische Wappen mit dem Turnierkragen
gegeben worden, eine durchaus erlaubte heraldische Ab-
breviatur. (Lapaix).
Kornbnrg, Flecken im bayerischen Regbez. Mittel-
franken, früher zum Oheramt Schwabach des Fürstenthums
Ansbach gehörig, fiihrt im W 7appen das der Reichsstadt
Niirnberg mit eingeschobener Spitze, in der sich das
Wappen derer Rieter von Kornburg beflndet: beinloser
Rumpf eines gekrönten Weibes, das mit den Händen die
Schwänze zweier Fische hält, die sich in das Becken acr
Figur verbissen haben. Das niirnbergische Stadtwappen
deutet entweder friihere Zugehörigkeit des Ortes zur
Stadt, oder die Heimat des Patriziergeschlechts der R. v.
K. an. (Siegel vorliegend).
Krefeld, Zusatz. Eine moderne Siegeloblate zeigt
hen heiligen Dionysius mit 2 Köpfen, einen zwischen
seinen Schultern und einen in seiner Hand! Eine Sylbe
mehr über diese unglaubliche Albernheit zu verlieren,
wäre sicherlich müssig. —
Krems, Zusatz. Von den in interessantester Weise
vielfach wechselnden Wappen der Stadt Krems (und Stein)
ist in einer der ersten Lieferungen nur das neueste mit
dem Doppeladler, und in einer späteren ein Pseudowappen
gegeben worden, das in ganz ungehöriger W Teise rein
sphragistische Ornamentation mit in den Wappenschild
sperrt. Von den alten Stadtwappen möge hier wenigstens
eine Variante des friihesten Typus folgen: heraldisch
stylisirter Lindenbaum, begleitet von 2 Schilden mit den
Wappen der Steyermark und von Oesterreich.
I4remsier, mähr: Kromcfiz, in der mährischen
Landschaft Hanna, an der March, Residenzstadt der
Bischöfe und seit '1777 Erzbischöfe von Olmütz, führt
auf ihren grösseren Siegeln das Hauptwappen des Bis-
thums, die fünf silbernen Spitzen in Blau, in der Mitte
belegt mit dem Fürstlich dietrichsteinischen Familien-
wappen, auf den kleinen Siegeln letzteres allein als Wap-
pen, Dieses dietrichsteinsche Wappen scheint dafür zu
sprechen, dass Kremsier unter der Regierung des Car-
dinals, Fürsten Franz von Dietrichstein, Bischofs von
Olmiitz von 1599 bis 1636, Stadtrecht bekommen hat.
Kremsmüuster, Zusatz. Ein vorliegendes Siegel
vereinfacht die nach unbekannter Quelle von Gautsch
gebrachte Menagerie wenigstens etwas. Jenes Siegel ist
ein Hofgerichtssiegel und hat nebeneinander unter einem
gekrönten Helm zwei Schilde, 1. gespalten, rechts ein
aufgerichteter Eber — undurchschossen — , links ein des-
gleichen Hund, 2. ein schreitender Stier. Die drei Schafs-
köpfe und das Mittelschild mit K. fehlen. Der neben der
berühmten Benedictinerabtei emporgebllihte Marktflecken
hält alljährlich sehr besuchte Viehmärkte ab, unmöglich
ist es nicht, dass, wie bei andern Orten Schiffahrt, Wein-
bau, Bergban, hier der Viehhandel eine heraldische Ver-
tretung hat finden sollen.