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Sieglin, Ernst von; Schreiber, Theodor [Editor]
Expedition Ernst von Sieglin: Ausgrabungen in Alexandria (Band 1,1): Die Nekropole von Kôm-esch-Schukâfa — Leipzig, 1908

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.27160#0016
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VORWORT

der Schienenwege und Hafenanlagen nötigen Nivellierungen räumten in den Nekropolen
des Ostens und Westens noch gründlicher auf, als die Baumaterial aus den Gräbern
herausbrechenden Araber, aber die letzteren bedienten sich desselben radikalen Mittels,
des Pulvers, um rascher ans Ziel zu kommen.

Botti erzählt einmal von diesen minatori (wie er die scavatori di pietre nennt) und
zwar von solchen, die sich an den inestricati meandri degli ipogei di Mafrusa e di Köm-
el-Kubeba zu schaffen machten: tutti con un palo di ferro cavavano la roccia, riempivano
di polvere il cavo, e fuoco! Ad ogni esplosione si fendevano oscenamente i fianchi del
colle e quarti di sepolcreti crollavano rumorosamente. Ricordo ancora una pittura
delicatissima attraversata dalla striscia nerastra della polvere; inutile: i minatori
avevano la rok’sa.

Unter solchen und ähnlichen Umständen hat sich Botti in der Regel auf mehr
oder weniger eilige Untersuchungen beschränken müssen. In anderen Fällen, wo er
nicht behindert war und ihm die nötigen Mittel zu Gebote standen, hat er gründlicher
zuWege gehen können, Lichtschächte und Kammern freigelegt und Pläne und Schnitte
anfertigen lassen, so gut seine Zeichner es fertig brachten.

Anders lagen die Dinge bei der grossen Katakombe, die bei Beginn unserer zweiten
Campagne im Herbst 1900 entdeckt wurde. Ihre weit verzweigte Anlage stellte der
Untersuchung und zeichnerischen Aufnahme Probleme, wie sie Botti noch nicht begegnet
waren. Sie komplizierten sich, als bald darauf die angrenzenden Räume einer zweiten
Katakombe — des sogenannten Nebengrabes vom Jahre 1902 — gefunden wurden,
deren Zugang ebenso wie derjenige des ersteren Grabes unter tiefem Schutt verborgen
lag und erst nach langwierigen Reinigungsarbeiten blossgelegt werden konnte. Hier war
die Mitwirkung der Sieglin-Expedition unentbehrlich; sie ergab sich eigentlich von selbst
aus dem Umstand, dass das Hauptgebiet unserer Arbeiten — Sarapeion mit anstossendem
Stadion — unmittelbar an die grosse Katakombe angrenzte. So wurde denn unser
zweiter Architekt, Herr Ernst Fiechter, beauftragt, beide Gräber aufzunehmen; aber die
Absicht einer Publikation durch die Sieglin-Expedition entstand erst später, waren doch
ihre Mitglieder nach anderen Richtungen überreichlich in Anspruch genommen. Daher
konnte die Archäologische Gesellschaft in Alexandrien mit eigenen Mitteln das erste
Bedürfnis einer vorläufigen Bekanntmachung der Reliefs der Zentralkammer des grossen
Grabes dadurch befriedigen, dass sie die Zeichnungen Gillierons mit kurzen Erläuterungen
Herrn von Bissings erscheinen liess. Als sich dann am Schluss der zweiten Campagne
Gelegenheit bot, die beiden bisher nur aus Berichten und Aufnahmen bekannten
Gräber näher zu untersuchen, erschien es uns als eine Pflicht, sie in einer ihrer
Bedeutung würdigen Weise zu veröffentlichen. Wir erhielten dazu vom Museumscomite
der Stadt Alexandrien die Ermächtigung und einigten uns nunmehr mit Giuseppe Botti
dahin, dass dieser in dem beabsichtigten Werke über den von ihm bei der Auffindung
konstatierten Zustand der Gräber berichten sollte, während die technische Untersuchung
derselben, die Ausführung der Pläne und Schnitte, der Innenansichten und sonstiger
 
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