KAPITEL XII
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Abb. 61. Perspektivische Ansicht der Nische /.
älteren Nische /nicht bloss eine einfache Tonvase, sondern von materiellem Wert und
ist deshalb nicht erhalten geblieben, hat es doch frei und ungeschützt in der offenen
Grube unterhalb der kleinen, darüber gewölbten Kapelle gestanden. Durch die griechische
Bestattungsform und den abgesonderten Platz wird die hier beigesetzte Person von den
übrigen Leichen der ersten Epoche unterschieden.26 Die anderen waren Alexandriner
und vielleicht allesamt von ägyptischer Rasse,
wie es bei ihrem Herrn der Kopftypus seiner
Gräberstatue augenscheinlich lehrt.
Als Botti die Korridore genauer unter-
suchte, waren sie noch in besserem Zustande
wie jetzt, wo die extreme Feuchtigkeit des
Klimas mehr und mehr ihre zerstörende
Wirkung auszuüben beginnt. Vor allem ist
sie die Ursache, dass die bei der Auffindung
des Grabes zum Teil noch in ihren Falzen
sitzenden Verschlussplatten der loculi ihren
Gipsverband verloren haben und auf den Boden
gestürzt sind. In einem besonderen Falle er-
innere ich mich, dass die Ränder eines bereits
geöffneten loculus des östlichen Korridors (XV, y Nr. 18) bei meiner ersten Untersuchung
noch einen gut erhaltenen Rahmen von weissem Stuck in beistehender Form (Abbildung 62)
zeigten, und dass derselbe bei einer späteren Revision schon fast ganz zerstört war.
Uebrigens ruft diese in dem Grabe nicht wiederkehrende Form des Nischenschmuckes
eine ganz ähnlich behandelte Nische der Wescher-Katakombe (abgebildet Bull. arch.
crist. III, 1865, p. 59 Textbild 15) ins Gedächtnis. Botti führt in seinem Memoire die
von ihm noch verschlossen gefundenen Nischen nach den auf
dem Deckblatt unserer Tafel V eingeschriebenen Nummern an und
meint, die übrigen seien par la desagregation du plätre losgelöst
worden. Aber seine Schlussfolgerung (rien fait croire que ce
coemeterium ait ete derange avant 1900) wird durch andere von
ihm und seinen Mitarbeitern, auch von Ernst Fiechter gemachte
Beobachtungen widerlegt. In fast allen Kammern fanden sich nicht
nur die Beweise einer durch eine unbestimmbare Reihe von Generationen fortgesetzten
Benutzung der Katakombe, sondern auch die Spuren einer räuberischen Durchsuchung
der Leichen. Es ist eine seltene Ausnahme, wenn Botti nachträglich im Jahre 1901
in loculus Nr. an dem Skelett einer Frau, und zwar auf der Stirn derselben,
noch ein Goldplättchen (une plaque en or, en forme de diademe) auffand. In den
meisten Fällen werden die jetzt noch vorhandenen Gerippe der letzten Epoche an-
gehören, als die Anlagen nach allen Seiten erweitert und die Sarkophage und loculi
mit Leichen überfüllt wurden.
Abb. 62. Oberteil eines
Nischenrahmens im östlichen
Korridor.
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Abb. 61. Perspektivische Ansicht der Nische /.
älteren Nische /nicht bloss eine einfache Tonvase, sondern von materiellem Wert und
ist deshalb nicht erhalten geblieben, hat es doch frei und ungeschützt in der offenen
Grube unterhalb der kleinen, darüber gewölbten Kapelle gestanden. Durch die griechische
Bestattungsform und den abgesonderten Platz wird die hier beigesetzte Person von den
übrigen Leichen der ersten Epoche unterschieden.26 Die anderen waren Alexandriner
und vielleicht allesamt von ägyptischer Rasse,
wie es bei ihrem Herrn der Kopftypus seiner
Gräberstatue augenscheinlich lehrt.
Als Botti die Korridore genauer unter-
suchte, waren sie noch in besserem Zustande
wie jetzt, wo die extreme Feuchtigkeit des
Klimas mehr und mehr ihre zerstörende
Wirkung auszuüben beginnt. Vor allem ist
sie die Ursache, dass die bei der Auffindung
des Grabes zum Teil noch in ihren Falzen
sitzenden Verschlussplatten der loculi ihren
Gipsverband verloren haben und auf den Boden
gestürzt sind. In einem besonderen Falle er-
innere ich mich, dass die Ränder eines bereits
geöffneten loculus des östlichen Korridors (XV, y Nr. 18) bei meiner ersten Untersuchung
noch einen gut erhaltenen Rahmen von weissem Stuck in beistehender Form (Abbildung 62)
zeigten, und dass derselbe bei einer späteren Revision schon fast ganz zerstört war.
Uebrigens ruft diese in dem Grabe nicht wiederkehrende Form des Nischenschmuckes
eine ganz ähnlich behandelte Nische der Wescher-Katakombe (abgebildet Bull. arch.
crist. III, 1865, p. 59 Textbild 15) ins Gedächtnis. Botti führt in seinem Memoire die
von ihm noch verschlossen gefundenen Nischen nach den auf
dem Deckblatt unserer Tafel V eingeschriebenen Nummern an und
meint, die übrigen seien par la desagregation du plätre losgelöst
worden. Aber seine Schlussfolgerung (rien fait croire que ce
coemeterium ait ete derange avant 1900) wird durch andere von
ihm und seinen Mitarbeitern, auch von Ernst Fiechter gemachte
Beobachtungen widerlegt. In fast allen Kammern fanden sich nicht
nur die Beweise einer durch eine unbestimmbare Reihe von Generationen fortgesetzten
Benutzung der Katakombe, sondern auch die Spuren einer räuberischen Durchsuchung
der Leichen. Es ist eine seltene Ausnahme, wenn Botti nachträglich im Jahre 1901
in loculus Nr. an dem Skelett einer Frau, und zwar auf der Stirn derselben,
noch ein Goldplättchen (une plaque en or, en forme de diademe) auffand. In den
meisten Fällen werden die jetzt noch vorhandenen Gerippe der letzten Epoche an-
gehören, als die Anlagen nach allen Seiten erweitert und die Sarkophage und loculi
mit Leichen überfüllt wurden.
Abb. 62. Oberteil eines
Nischenrahmens im östlichen
Korridor.