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Sponsel, Jean Louis; Grünes Gewölbe <Dresden> [Editor]
Das Grüne Gewölbe zu Dresden: eine Auswahl von Meisterwerken der Goldschmiedekunst ; in vier Bänden (Band 3): Kleinodien der Goldschmiedekunst: verziert mit Email und Juwelen, Erzeugnisse der Steinschneidekunst in Bergkristall und farbigen Steinarten in kostbarsten Fassungen, Galanteriewaren und Nippesfiguren, Kabinettstücke ; mit 59 Lichtdrucktafeln, davon 7 farbig — Leipzig, 1929

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https://doi.org/10.11588/diglit.37405#0057
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zäumten Hirsch darstellt, gleichfalls einer dichterischen Fabel seine Erfin-
dung zu danken hat. Seine Entstehungszeit wird durch den Edelsteinbesatz be-
legt, der nicht nur die Schabracke, sondern auch das Tier selbst bedeckt. Ein
Schritt weiter führte dazu, die Figuren selbst aus gefaßten Edelsteinen zusam-
menzusetzen, wie es im Grünen Gewölbe der Ritter VI, 81 k und die beiden
Krieger (VI, 7 d u. e) bekunden, wozu auch schon der Goliath auf Tafel 4, 4
den Anfang bildete. Vielleicht eins dieser Werke noch von H. Kramer. Das
steht im Gegensatz zu dem Juwelenschmuck der zweiten Gemahlin des Kur-
fürsten Johann Georg I., Magdalene Sibylle, verm. 1607 (VIII, 282 u. 283).
Deren Schmuck begnügt sich mit phantasieloseren Gebilden, bei denen es in
erster Linie nur darauf ankam, kostbare Steine zur Geltung zu bringen, und
so hat denn auch Kurfürst Johann Georg I. als seinen repräsentativsten Brust-
schmuck nichts Besseres herstellen lassen können, als sein mit zahlreichen Bril-
lanten, Rubinen und Smaragden ausgefaßtes Wappen auf Tafel 4, 3, bei dem
der Heraldiker allein bestimmend war. In der Mitte das Sächsische Rauten-
wappen in ovalem, mit Demanten ausgefaßten Rahmen, über dem mittleren
Kleinod die gekreuzten Kurschwerter, ebenso ausgefaßt. Rings um die Mitte
die Motive der einzelnen Wappenfelder in emaülierten und mit Steinen be-
setzten Figuren, ebenso der Helmschmuck, dazu vielfach Tafelsteine in Kasten-
fassungen aufgesetzt. Ob er ihn je getragen hat, bleibt allerdings zweifelhaft.
Sein Bildnis vom Jahr 1617 (W. B. T. 40), auf dem seine Gewandung mit kost-
barster künstlerischer Stickerei und Verzierung ausgestattet ist, enthält an der
Brustkette nur die beiden Gesellschaften, die sein Bruder Kurfürst Christian II.
und er selbst gestiftet hatten. Welcher Dresdner Juwelier dieses Wappenkleinod
ausgeführt hat, ob noch G. Gipfel, ’f 1617, war nicht zu ermitteln. Es ist von
dem Zeitstil nicht unbeeinflußt, wie wir ihn in dem Kleinodienbuch von Jakob
Mores d. ä. in Hamburg (1540/50—1612) (hrsg. v. R. Stettiner, 1916) finden.
Das Interesse, das Kurfürst Johann Georg I. hiermit für sein Wappen be-
kundete, zeigte vor ihm schon sein Vater Kurfürst Christian I. in jenem großen
Deckelpokal, den der Dresdner Silberschmied Valentin Grefner für ihn her-
gestellt hat (Bd. 2 T. n). Daran hat er auch eine Scheibe mit Hinterglasmalerei
des großen Sächsischen Wappens eingelassen, ja er hatte schon 1586 für Vater
August ein so hergestelltes Wappen, das als Anhänger dienen sollte, hergestellt
(Bd. 2 T. 40). Eine Anzahl solcher kleiner ausgeführter Wappenscheiben im
Grünen Gewölbe zeugt noch davon, daß diese Technik noch lange geschätzt

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