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Sponsel, Jean Louis; Grünes Gewölbe <Dresden> [Hrsg.]
Das Grüne Gewölbe zu Dresden: eine Auswahl von Meisterwerken der Goldschmiedekunst ; in vier Bänden (Band 3): Kleinodien der Goldschmiedekunst: verziert mit Email und Juwelen, Erzeugnisse der Steinschneidekunst in Bergkristall und farbigen Steinarten in kostbarsten Fassungen, Galanteriewaren und Nippesfiguren, Kabinettstücke ; mit 59 Lichtdrucktafeln, davon 7 farbig — Leipzig, 1929

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https://doi.org/10.11588/diglit.37405#0112
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in Ranken besetzte, dreiseitige silbervergoldete Stutzuhr abgebildet, deren
Werk gleichfalls aus einer Taschenuhr in eine Pendeluhr umgewandelt wurde.
Es stammt von dem Dresdner Uhrmacher J. Ch. Dünebier, das Gehäuse von
dem Goldschmied Carl Heinrich Reiche, der sonst mit Lieferungen nicht
hervortrat, doch 1728 zum Hofjuwelier ernannt wurde.

GALANTERIEWAREN UND NIPPESGEGENSTÄNDE
An das Zeitalter der Galanterie unter Ludwig XIV. von Frankreich erinnert
die zusammenfassende Benennung einer Gruppe von kleinen Gebrauchsgegen-
ständen für Herren und Damen, die sowohl zur Ausstattung der Tracht und
persönlichen Verwendung bestimmt waren, wie Degen und Stöcke, Taba-
tieren, Notizbücher, Brieftaschen, Taschenuhren samt Ketten und Berlocken,
Geldbörsen, Büchsen und Riechfläschchen, Fächer und anderes mehr, die da-
neben zugleich auch als Ziergegenstände aufgehoben und in Vitrinen oder
auf Schränkchen gesammelt wurden, wie Nezessaires, d. i. Kästchen mit Toi-
lettegerät und Nähzeug, Dosen, Schreibgerät, Stutzuhren und Nippesfigür-
chen. Nicht nur Gold und Silber, Edelsteine und Perlen, samt Email, sondern
auch alle anderen kostbaren oder durch ihre Bearbeitung kostbar gemachten
Stoffe, wie Elfenbein, Bernstein, Schildkrot, Bergkristall und farbige Stein-
sorten wurden hierzu verwendet. Besonders aber wandten sich die Gold-
schmiede mit allen ihren Nebengewerben mit Eifer diesem Gebiet der Mode
zu und fanden darin ein Feld, auf dem sie in Erfindung und Ausführung zu
einer neuen und vielfältigen Blüte ihres Kunsthandwerks gelangten. Sie fanden
hier reichen Ersatz zu ihrer Betätigung für das ihnen durch den Wandel des
Zeitgeschmacks verlorengegangene Gebiet der Kleinodien und Anhänger
und anderer Schmuckstücke, in deren Verzierung sie früher ebenso die viel-
seitigsten Techniken entwickelt hatten. Dafür war im 17. Jahrhundert die
Mode des Edelsteinschmucks, besonders der Diamanten, die durch reicheren
Facettenschliff bis zu 32 Flächen lebhaftes Feuer erhielten, aufgekommen, die
ausschließlich den Juwelier in Anspruch nahm, der zumeist die Steine in
pflanzlichen oder Schleifenmustern nebeneinander zu pflastern hatte, um der
Prunksucht Genüge zu leisten. Jetzt fand in diesen Galanteriewaren neben
dem Juwelier der Graveur und der Ziseleur, sowie der Emailleur wieder die

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