Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Sponsel, Jean Louis; Grünes Gewölbe <Dresden> [Hrsg.]
Das Grüne Gewölbe zu Dresden: eine Auswahl von Meisterwerken der Goldschmiedekunst ; in vier Bänden (Band 3): Kleinodien der Goldschmiedekunst: verziert mit Email und Juwelen, Erzeugnisse der Steinschneidekunst in Bergkristall und farbigen Steinarten in kostbarsten Fassungen, Galanteriewaren und Nippesfiguren, Kabinettstücke ; mit 59 Lichtdrucktafeln, davon 7 farbig — Leipzig, 1929

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.37405#0108
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
und schönste Stück, das sog. Mantuanische Gefäß, sich im Museum zu Braun-
schweig befindet. Aus der Renaissance ist das schönste künstlerisch vollendet
ausgestattete Stück die Onyxkanne in Wien, die König Karl IX. von Frank-
reich dem Erzherzog Ferdinand von Tirol (1520—95), einem der eifrigsten
Kunstsammler, 1570 zum Geschenk machte, gleich wertvoll ein prächtiger
Onyxpokal im Louvre zu Paris. Das Grüne Gewölbe besitzt außer jener großen
Onyxschale noch den großen Kameo mit der Büste des Kaisers Augustus,
abgeb. auf Tafel 48, ferner drei bemerkenswerte oval geschnittene Platten, da-
von die größte 15,5 cm lang mit ganz regelmäßiger ovaler heller Randmuste-
rung und hierzu noch vier kleinere ebenso regelmäßig gemusterte Platten, die
Fassung mit Smaragden und Demanten besetzt als Zeichen ihrer Wertschät-
zung (VIII, 205), dann eine ebenso regelmäßig gemusterte 14,4 cm lange Onyx-
platte (VIII, 201) und eine gewölbte Sardonyxplatte, darauf in Relief das Urteü
Salomonis geschnitten (VIII, 200). In diesem Zusammenhang sei auch schon
auf die beiden großen mit Reliefszenen geschnittenen Sardonyxplatten des Ka-
binettstücks von Melchior Dinglinger „des Lebens höchste Freuden“, sowie
des andern, des sog. „Tempels des Apis“, auf den Tafeln 56 und 59 hingewiesen,
die später noch zu besprechen sind.
Die Vorliebe für die Verarbeitung dieser farbigen Steinsorten zu Zier-
gegenständen aller Art, die wir schon im 16. Jahrhundert von Italien aus
in Deutschland sich ausbreiten sahen, hat nicht nur den Dreißigjährigen
Krieg überdauert, sondern sie hat mit dem allmählichen Wiederaufkommen
geordneter Zustände und dem Wiederaufleben des Gewerbefleißes zuneh-
mend hier wieder Befriedigung gefunden, so daß schließlich, als in Sachsen
August der Starke zur Herrschaft kam, dessen durch die Kenntnis der an
den Höfen Europas vorhandenen Werke gesteigerten Ansprüchen einheimi-
sche Meister Genüge leisten konnten. Die Lieferanten sind allerdings Gold-
schmiede, da sie ja bei dem Verwenden der von den Steinschneidern her-
gestellten einzelnen Stücke zu Ziergegenständen diesen erst im Zusammen-
spiel mit anderen Stoffen künstlerische Geltung verschafften. Infolgedessen
tritt mehr und mehr der Steinschneider und Steinschleifer, der nur bei den
Bergkristallarbeiten seine frühere dominierende Stellung zu bewahren wußte,
wovon die Werke des Mailänders Giovanni Battista Metellino im Grü-
nen Gewölbe Zeugnis ablegen, hinter dem Goldschmied in die Anonymität
zurück. Während uns um die Wende des 18. Jahrhunderts die Namen der

IOO
 
Annotationen