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Sponsel, Jean Louis; Grünes Gewölbe <Dresden> [Hrsg.]
Das Grüne Gewölbe zu Dresden: eine Auswahl von Meisterwerken der Goldschmiedekunst ; in vier Bänden (Band 3): Kleinodien der Goldschmiedekunst: verziert mit Email und Juwelen, Erzeugnisse der Steinschneidekunst in Bergkristall und farbigen Steinarten in kostbarsten Fassungen, Galanteriewaren und Nippesfiguren, Kabinettstücke ; mit 59 Lichtdrucktafeln, davon 7 farbig — Leipzig, 1929

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https://doi.org/10.11588/diglit.37405#0110
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die aus schwarzem Serpentin und Elfenbein geschnittene Negerbüste als
Schaft verwendet. Diese drei Teile hat er sehr geschickt zu seinem Aufbau
vereinigt, indem er dem Steinsockel einen gewölbten silbervergoldeten Fuß-
rand gab und darüber einen geschweiften achteckigen ebensolchen Büsten-
sockel setzte. Diese beiden Teile tragen das für Köhler charakteristische
scharf ziselierte Bandwerk mit Vögeln und aufgesetzte Kameenköpfe, da-
zwischen noch Rubine und Diamanten. Die Negerbüste hat ebenso Diamanten-
schmuck, z. T. inkrustiert. — Köhlers Vorliebe für die zur Zierde aufgesetzten
Reliefköpfe der Kameen scheint auch die Ausstattung der Schale aus Chal-
zedonachat auf derselben Tafel unten links bestimmt zu haben. Bei der
Ziselierung des vierseitigen balusterartigen Schaftes, ebenso wie des flach-
gewölbten Sockels aus vergoldetem Silber hat er noch Bildnisköpfe in runder
Einfassung zugefügt, die sich in ihrer Vergoldung von den grün gemalten
Feldern ebenso abheben, wie Köpfe von Kameen aus zweifarbigem Onyx,
eine sonst nicht vorkommende Stilübertragung. Seine Ziselierkunst zeigt er
daneben noch an den auf dem Sockel zwischen den Medaillons lagernden
Tieren.
Die ganze bisher fast nur an Zierschalen ausgebildete Kunstweise sehen wir
jetzt auch an Standuhren zu deren Verzierung angewendet. Wir haben im
2. Band beobachtet, wie seit dem 16. Jahrhundert an den Standuhren zumeist
größeres Format beliebt war, doch konnte dort, S. 63, schon darauf verwiesen
werden, daß schon zu Anfang des 17. Jahrhunderts auch kleineres Format
in Aufnahme kam. Die hier auf Tafel 35 unten links abgebildete Tischuhr
mit dem Pelikan wurde als Beispiel dafür angeführt. Deren auf der Rück-
seite befindliche Bezeichnung TR wurde dort auf den in Dresden 1610 nach-
weisbaren Tobias Reichel gedeutet. Mit dem gleichen Monogramm ver-
sehene Degenuhren im Historischen Museum werden dort jedoch auf den
1602 und 1603 tätigen Meister Thomas Röhr zurückgeführt. Allgemeinere
Beliebtheit scheinen solche kleineren Standuhren erst zu Anfang des 18. Jahr-
hunderts gefunden zu haben. Und J. H. Köhler scheint am meisten bestrebt
gewesen zu sein, diese Gunst der Mode seiner Kunstfertigkeit dienstbar zu
machen. Davon zeugten schon die beiden im 2. Band auf den Tafeln 26 u. 27
abgebildeten kostbaren Stutzuhren, die zugleich die technische Vielseitigkeit
des Meisters erkennen lassen (davon wird, wohl irrtümlich, im Inventar die
Hubertusstutzuhr als Arbeit eines Johann Christoph Köhler angegeben). Ein

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