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Sponsel, Jean Louis; Grünes Gewölbe <Dresden> [Hrsg.]
Das Grüne Gewölbe zu Dresden: eine Auswahl von Meisterwerken der Goldschmiedekunst ; in vier Bänden (Band 3): Kleinodien der Goldschmiedekunst: verziert mit Email und Juwelen, Erzeugnisse der Steinschneidekunst in Bergkristall und farbigen Steinarten in kostbarsten Fassungen, Galanteriewaren und Nippesfiguren, Kabinettstücke ; mit 59 Lichtdrucktafeln, davon 7 farbig — Leipzig, 1929

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https://doi.org/10.11588/diglit.37405#0131
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einem mit Brillanten bepflasterten Stern des Wettiner Hausordens verwendet,
der zu Ende 1924 an den Verein Haus Wettin, A. L. E. V. bei der Auseinander-
setzung mit dem früheren Königshaus abgegeben wurde. So wurde auf die
roheste Weise gerade die künstlerisch vollendetste unter den Juwelengarni-
turen Augusts des Starken verunstaltet. Ob die in breiterer Weise mit einer
Landschaft in indischer Manier mit Gold eingelegte Dose auf Tafel 34 oben
rechts dieser Garnitur zugehörte, ist fraglich. Sicher aber ihr zugehörig war
die goldene englische Uhr mit ihrer gewölbten Schildkrotkapsel. Diese
allein ist in der geschilderten anderen Technik in Relief mit goldenem Band-
werk um ein ebenso in flachem Relief aus Gold hergestelltes Stilleben mit
einem Eichkätzchen verziert. In gleicher Art ist noch auf einem goldenen
Stockknopf eine Schildkrotplatte mit einer figürlichen Szene aus Gold ein-
gelegt (VIII, 314). Für die ganze Schildkrotgarnitur wird als Hersteller schon
im Inventar der Engländer P. Triquet genannt. Daß sie für August den
Starken bestellt war, läßt sich schon aus dem A auf der in Gold gefaßten Dose
schließen, noch klarer wird dies erhärtet durch die beiden offenbar von dem-
selben Meister hergestellten kleinen Deckelpokale. Die Garnitur muß aber
dem Fürsten nicht prunkvoll genug gewesen sein und so hat 1727 und 1728
der Hofjuwelier Johann Heinrich Köhler in seinem Auftrag von dem
Hofjuden Jonas Meyer die Brillanten geliefert bekommen und sie in die
schon fertige Schildkrotgarnitur versetzt.
Wie schon seine Vorfahren, so legte August der Starke auch Wert auf den
Besitz kostbarer Spazierstöcke. Dazu genügten ihm nicht die Stöcke seiner
Juwelengarnituren, die nur bei festlichen Gelegenheiten zugleich mit diesen
in Gebrauch genommen wurden. So besitzt das Grüne Gewölbe auch noch
mehrere andere Stöcke aus seinem Besitz. Davon ist auf Tafel 12 links von
der Mitte ein Stock abgebildet, den er offenbar in Polen zum Geschenk er-
halten hatte. Der Stock hat einen kolbenartigen Knopf aus hellbraunem
Achat, unter dem zwischen zwei mit Juwelen ausgefaßten Ringen ein brei-
terer Goldreifen mit emaillierten Reliefranken geziert ist. Der Achatknopf ist
mit goldenen Ranken inkrustiert und obenauf mit einem quadratischen Rah-
men aus Brillantdicksteinen. Dieser enthält den Schild seines königlichen Vor-
gängers in Polen, Johann Sobiesky, reg. 1674—1696, und ist ein Zeugnis
dafür, daß die Prunkliebe auch bei anderen hohen Herren verbreitet war. Der
andere Stock, rechts von der Mitte, sicher für August den Starken direkt

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