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Springer, Anton
Geschichte Österreichs seit dem Wiener Frieden 1809: in zwei Theilen (Band 1): Der Verfall des alten Reiches — Leipzig, 1863

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https://doi.org/10.11588/diglit.29905#0333
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imd Rückschritte.

1. Dcr mlgarischc Rcichstag 1825.

Seit dem kampfreichen, aber sruchtarmen Reichstage 1811 ging ein
Iahrzehnt dahin, ohne daß die Welt vom Dasein des ungarischen Volkes
etwas Genaues ersuhr. Wenn ein bekanntes Sprichwort anch aus Na-
tionen angewendet werden darf und diese sich am glücklichsten befinden,
je weniger sie die öffentliche Aufmerksamkeit beschäftigen, dann mußten
Ungarns Znstände beneidenswerth erscheinen. Niemand kümmerte sich
um das schöne Magyarenland, Niemand sprach von demselben; was man
etwa noch bemerkte, die Bravour der schmucken Husarenoffiziere im Kriege,
der schwerfallige Glanz der Magnaten während des Wiener Congresses,
dentete auf eine vollständige Beruhigung der jüngst noch so aufgeregten
Nation hin. Und nicht an der Oberfläche allcin zeigten sich die Spuren
der veränderten Volksstimmung, nicht blos die Vornehmen, der Hofgnnst
zugänglich und durch persönliche Vortheile leicht zu gewinnen, näherten
sich wieder der Regierung, auch in den tieferen Volksschichten schien der
Frieden wiederhergestellt. Als der König, hinweisend auf die drohende
Gefahr und die Nothwendigkeit rascher Hilfe anßerhalb des Reichstages
Subsidien und Soldaten verlangte, wurden seine Bilten ohne Widerrede
erfüllt und 60,000 Recruten im Jahre 1813 von den Comitaten gestellt.
Dennoch war die Regierung in einem falschen Wahne befangen, wenn
sie die Widerstandskraft der Ungarn gebrochen und ihren Sieg, auf dem
letzten Reichstage durch einen Staatsstreich errungen, danernd gesichert
glaubte. Der ideale Aufschwung, welchen die Befreiungskriege den bessern
Geistern verliehen, die Betäubung auch der weniger erregbaren Masse
dnrch die mächtige Leidenschast des Kampfes, ließen einen Augenblick die
inneren Streitigkeiten ruhen und den Zwiespalt zwischen der Regierung
 
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