Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Die Entwickelung der helleiüschen Baukunsll

59

arbeit, laßt darauf schließen, daß ursprünglich die Säulen mit Metallplatten belegt waren,
offenbar nicht allein zum Schmucke, sondern auch zum Schutze. Eiues solchen Schirmes bedürfen
nur hölzerne Säulen. An dem vou der sizilischen Stadt Gela in Olympia gestifteten Schatz-
hause, an sizilischen und großgriechischen Tempeln waren die obersten vorspringenden Gebälkteile
mit farbigen Terrakotten verkleidet (siehe den Farbendruck Taf. I). Die Thonplatten erscheinen
hier an Steinbalken angenagelt. Das war aber nicht der ursprüngliche Vorgang. Die Stein-
balken waren vielmehr an die Stelle von Holzbalken getreten, die, da sie eines Schutzes und
einer größeren Sicherung gegeu die Unbilden des Wetters bedurfteu, mit Thonplatten verkleidet
wurden. Gewohnheitmäßig behielt man die bemalten Thonplatten auch dann noch eine Zeit-
lang bei, als der Steinbau sich bereits eingebürgert hatte.


Fig. 96. Vorderansicht eines Antentenipels. (Sog. Theniistempel zu Rhamnus.)

Für einzelne Land-
schaften, für den dorischen
Stil ist die Ableitung vom
Holzbaue und dem Ver-
kleidungssysteme unbestreit-
bar; wie sich die Tempel-
architektur auf iouischem
Boden entwickelt hat,
darüber geben uns die

Funde bisher keiue sichere Auskunft. Auch iu Bezug auf die Tempelform walten zeitliche
Unterschiede. Ursprünglich traten gewiß wie am Wohnhause die Seitenmauern der Cella
vor und wurden die Säulen zwischen die Stirnen der Mauern eingespannt: tsmpluin iu
untis (Fig. 96, 97). Später ruhte der Giebel, bald der Vordergiebel allein (Prostylos),
bald beide Giebel (Amphiprostylos) ausschließlich auf Säulen und diese nahmen die ganze
Fassade ein (Fig. 98). Die vollendete, für uns geradezu die ideale Form gewann der
Tempel, als die Cella allseitig von Säulen umschlossen wurde (Peripteros), ein Säulenumgang
sich um sie zog (Fig. 99). Die Verdoppelung der Säulenreihen (Dipteros), die im ionischen
Stil schon sehr früh (Samos, Ephesos), im dorischen erst viel später vorkommt (Fig. 100),
reizt bereits den kritischen Sinn, da hierdurch die Maßverhältnisse etwas gestört, Cella und
Säulenbau stärker getreuut werden, während namentlich dem Peripteraltempel gegenüber
das Urteil unwillkürlich in die Empfinduug rückhaltloser Bewunderung übergeht nnd ein
 
Annotationen