Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
100

L. Griechmland. 3. Skulptur.

weise und eine naive Farbenfreudigkeit verbinden. Der Lieblingsheld ist Herakles, das vollendetste
Stück die Gruppe eines von Löwen zerrissenen Stieres, das bekannteste die Statue des Kombos, der
ein Kalb seiner Herde auf den Schultern trägt. Unter der Herrschaft des Peisistratos hält die ionische
Marmorkunst von den Jnseln her ihren Einzug in Athen. Eine große Anzahl stehender Frauen-
gestalten, einst sämtlich reich bemalt, zeigt uns die zierliche und gebundene Art dieser Richtung
in zahlreichen Abstufungen und Variationen; einzelne Werke anderer Art kommen hinzu. Den
eingewanderten Joniern von den Jnseln und Klein-
asien gesellen sich bald attische Künstler, die bei
ihnen in die Schule gegangen waren. So ist eine
der vorzüglichsten jener Frauengestalten ein Werk des
Atheners Antenor (Fig. 172 a, K), eines Sohnes des
Malers Eumares, während auf den Jonier Endoios
wahrscheinlich die sitzende Athenafigur zurückgeht,
die schon vor längerer Zeit unterhalb der Akropolis
gesunden wurde und den alten Typus der sitzenden

Fig. 171. Bruststück einer alt-attischen Mädchenstatue. Athen. Fig. 172 a. Frauenstatne von Antenor. Athen.

Frau in lebendigerer Ausbildung zeigt. Die letzte Stufe dieser ionisch-attischen Kunst führt uns
das Brnchstück einer anmutig herben Mädchenstatue (Fig. 171) vor. Nm den ursprünglichen
Eindruck dieser Marmorbilder richtig zu würdigen, darf man nicht vergessen, daß überall die
Farbe mitwirkend hinzutrat. Denn die archaischen Skulptnren müssen wir uns alle polychrom
denken; nur zeigen die Funde, daß eine Bemalung einzelner Teile (Haare, Augen, Lippen, Gewand-
säume u. s. w.) dem Geschmacke jener Zeit genügte und keineswegs auf eine vollständige Bemalung
schließen läßt. Der künstlerische Fortschritt vollzieht sich übrigens fast noch rascher im Kreise der
 
Annotationen