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Römerkastell garnisonierenden Kohorte herrühren mag (s. u. S. 173).
Höchstwahrscheinlich besaß Curia (Chur), das in spätrömischer
Zeit nachweisbar Bischofssitz ist113), schon im III. Jahrhundert,
wenn nicht noch früher, römisches Stadtrecht, und dasselbe dürfen
wir sicherlich auch von der Zivilniederlassung neben dem unter
Mark Aurel gegründeten Legionslager Castra Regina (Regens-
burg)115 116) annehmen, seit wir durch einen glücklichen Fund wissen,
daß in Rätiens östlicher Nachbarprovinz Noricum die Schwester-
gründung von Castra Regina, Lauriacum (Lorch), zwischen 211
und 217 Munizipalverfassung erhielt117). Ferner scheinen Bri-
gantium (Bregenz), der alte Hauptort der Brigantier, und Cambo-
dunum (Kempten), der alte Hauptort der Estionen, Stadtrecht er-
halten zu haben118), und vielleicht ist auch Abudiacum (Epfach)
municipium geworden, wogegen nur der Umstand spricht, daß es
wie Augsburg am Lech, also ursprünglich wohl auch im Likaten-
gebiet lag119).

115) Mansi, Sacr. concil. nova et ampliss. coli. VI 144. Stähelin2 549,
vgl. 261. 316.
116) Vollmer p. 222 f. s. v. Regina castra. F. Wagner, D. Römer in
Bayern4 61—63. 122, Anm. 64.
117) Über Lauriacum s. Bormann, D. röm. Limes in Österr. XI (1910)
137—144.,— Der Einwand von Mommsen, CIL III, p. 730: Certe civitas
ibi (sc. Castris Reginis) si fuisset, eins narrten nee legionis in cippis miliar äs
reperiremus könnte sich nach den Daten der betreffenden Meilensteine
(Vollmer 485. 488. 490) keinesfalls auf die Zeit seit Severus Antoninus
beziehen, scheint mir aber auch grundsätzlich unberechtigt.
118) Mommsen, CIL III, p. 709 zu den Meilensteinen n. 5987—5989
(— Vollmer 470. 453. 455). Vollmer p. 212 s. vv. Brigantium und Cambo-
dunum. Weitere Literatur über Kempten bei F. Wagner, D. Römer in
Bayern4 121 f., Anm. 62. Der vicus Tasgaetium (Eschenz) am Ausfluß des
Rheins aus dem Bodensee und an der Grenze des Helvetiergebietes (s. Voll-
mer p. 224 s. v. Tasgaetium. Stähelin2 176—178) wird am ehesten zur
Bregenzer civitas gehört haben.
119) Die Sicherheit, mit der man seit Mommsen das in der Epfacher
Inschrift Vollmer 90 erwähnte municipium für Augusta Vindelicum erklärt,
vermag ich nicht zu teilen; freilich aber kommt Abudiacum bis jetzt auf
Meilensteinen nicht vor. Vgl. auch den schwer zu deutenden Secundinius
Serotinus secundi ordinis in der Epfacher Inschrift Vollmer 89 (dazu jetzt
CIL XIV 4624) und Vollmer p. 209 s. v. Abudiacum. F. Wagner a. a. O.
67 f. 122, Anm. 67.
 
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