nach der Vorstellung aller Bauten einer Gruppe noch ein-
mal Hauptfragen aufzugreifen und diese auf breiterer Ba-
sis zu diskutieren.
Aus der großen Gruppe der einschiffigen Kirchen
wurden nur wenige Bauten in diesem Band vorgestellt.
Obwohl in einzelnen Kirchen Pfeilerkapitelle im Inneren
anzutreffen sind, die denen der Säulenbasiliken ver-
gleichbar sind, verlangt die Bearbeitung dieser Kirchen-
gruppe die detaillierte Aufnahme der Türen und Fassa-
dengesimse, führt also über den Rahmen der hier vorlie-
genden Arbeit hinaus.
Das Schwergewicht liegt auch in diesem Band auf der
Beschreibung der einzelnen Dekorationselemente und
der dann folgenden zusammenfassenden Diskussion des
Gesamtbildes jedes einzelnen Baus. Nur die Einzelbe-
schreibungen machen die Folgerungen, die ich vortrage,
nachvollziehbar und kontrollierbar, und d. h., sie sind im
Blick auf weiterführende Untersuchungen unerläßlich.
Ich habe die Hoffnung, daß die diesem Band angeschlos-
sene detaillierte Zusammenfassung zumindest den Zu-
gang zu dem Haupttext erleichtern wird.
Besonders wichtig erscheint es mir, die Grenzen der
vorliegenden Arbeit aufzuzeigen und mit ihnen noch
einmal auf die Forschungssituation im Kalksteinmassiv
zurückzukommen, die ich in der Einleitung zum ersten
Band ausführlich geschildert habe.
Die im folgenden diskutierten Kirchen wurden — mit
Ausnahme der Stephanoskirche von El Bärä3 und der
Klosterkirche von Deir Dehes4 — nicht vollständig freigelegt
und in ihrer Architektur detailliert untersucht. Allein für
die Bemakirchen verfügen wir über die Gesamtaufnah-
men G. Tchalenkos, die über den Survey von H. C. Butler
hinausführen5. Angesichts der enormen Ausweitung der
Gesimsformen im Innen- und Außenbau und der damit
zusammenhängenden hohen Versturzlage zahlreicher
Bauten wiegt diese Ausgangssituation schwer: Nur mit
der detaillierten Aufnahme aller Fenstergesimse sowie
aller Horizontal- und Abschlußgesimse ließe sich das
Gesamtbild der Fassaden- und Hochgadenzone sicher
rekonstruieren. Derartige Aufnahmen waren - selbst für
ausgewählte Bauten - im Rahmen unserer Arbeitsgeneh-
migung nicht möglich, und damit mußte bei vielen Bauten
offenbleiben, ob ein Horizontalgesims im Inneren die
Hochgadenzone gliederte, welche Fenstergesimse zu den
Fassaden und welche zum Hochgaden gehörten und
wie diese in ihrer Gesamtanlage organisiert waren. Das
bedeutet aber auch, daß zentrale Fragen zum Charakter
und zur Organisation der Werkstätten noch nicht befrie-
digend beantwortet werden können.
Auch die Ergebnisse zu den Dekorationsformen des
6./7. Jahrhunderts basieren auf Beobachtungen zum
Oberflächenbefund, und die ihnen zugrundliegende
Arbeitsgenehmigung war auf die Kapitellplastik und
einige ausgewählte Tür- und Gesimsformen beschränkt.
Die von mir 1978 erhoffte Genehmigung zur Aufnahme
eines größeren Bestandes an Tür- und Gesimsformen
blieb aus6, und mit der seit einigen Jahren vorliegenden
Publikation aller Kirchentüren des Bergmassivs7 konnten
unsere eigenen Aufnahmen leider nur in einigen Fällen
sinnvoll ergänzt werden8.
Die Aufnahmen zur Baudekoration des 6. und frühen
7. Jahrhunderts sollten also durch weiterführende Arbei-
ten verbessert und ergänzt werden. Während der Außen-
aufnahmen in den Jahren 1977—1979 habe ich mir oft
gewünscht, nicht immer auf den Oberflächenbefund
und Teilaufnahmen angewiesen zu sein und wenigstens
einmal einen Bau vollständig aufnehmen zu können.
Den Sinn der damaligen Arbeit kann ich nun nach meh-
reren Jahren Abstand besser erkennen: Die Zerstörung
und Dezimierung der Oberflächenbefunde hat sich in
den vergangenen Jahren - gefördert durch den Bau vieler
Asphaltstrassen - erheblich beschleunigt. Ein großer Teil
des hier vorgestellten Materials ist entweder nicht mehr
an Ort und Stelle oder heute in wesentlich schlechterem
Zustand.
Die Diskussion der Bauten des Gebel Zäwiye nimmt
in diesem Band einen geringeren Raum ein als in Band I,
und dies liegt nicht nur daran, daß in dieser Region we-
nige Kirchen des 6. Jahrhunderts erhalten blieben, son-
dern auch an der Forschungssituation. Dazu einige Vor-
bemerkungen: Der ungewöhnlich gute Erhaltungs-
zustand und eine ganze Reihe von Inschriften ermögli-
chen es, die Aus- und Weiterbildung von Profan- wie
Sakralbauten des Kalksteinmassivs über drei Jahrhun-
derte hin zu verfolgen und mit ihnen die Geschichte und
den Charakter der einzelnen Siedlungen zu rekonstru-
ieren. Die Ausgrabung und Untersuchung des Ortes
Dehes im Gebel Bänsä ist inzwischen weitgehend und
erfolgreich abgeschlossen9, und die von Grabungsarbei-
3 Fourdrin 1992, 170ff.
4 Biscop, Deir Dehes passim.
5 Tchalenko, Eglises I—III.
6 Ich hatte gehofft, daß die Ergebnisse zu den Bauten des 4. und
5. Jhs., deren Manuskript ich 1977 in Beirut vorlegte, deutlich ma-
chen, daß die Situation im Kalksteinmassiv es notwendig macht, im
Rahmen einer Untersuchung zur Baudekoration zumindest bei einer
ausgewählten Gruppe von Bauten die Kapitell-, Tür- und Gesimsfor-
men geschlossen aufzunehmen. Doch es wurde mir 1979 mitgeteilt,
daß von Seiten des Institut Frangais, Beirut, die Aufnahme aller Kir-
chentüren des Bergmassivs geplant sei. Die Ergebnisse dieser erst
1983 begonnenen Aufnahmen von circa 300 Türen durch A. Nac-
cache liegen nun vor, und die Publikation unserer Aufnahmen von
1977-79 kann nun mit großer Verspätung ebenfalls erfolgen.
Angesichts der immer noch unübersehbar reichen und zunehmend
gefährdeten Befunde in dieser Region ist zu hoffen, daß die Arbeits-
bedingungen innerhalb des Kalksteinmassivs in nicht zu ferner Zu-
kunft dieser Situation angepaßt werden.
7 Naccache, Decor I—II.
8 Zu dieser Arbeit siehe Anm. 234.
9 Dehes Campagnes I—III.
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mal Hauptfragen aufzugreifen und diese auf breiterer Ba-
sis zu diskutieren.
Aus der großen Gruppe der einschiffigen Kirchen
wurden nur wenige Bauten in diesem Band vorgestellt.
Obwohl in einzelnen Kirchen Pfeilerkapitelle im Inneren
anzutreffen sind, die denen der Säulenbasiliken ver-
gleichbar sind, verlangt die Bearbeitung dieser Kirchen-
gruppe die detaillierte Aufnahme der Türen und Fassa-
dengesimse, führt also über den Rahmen der hier vorlie-
genden Arbeit hinaus.
Das Schwergewicht liegt auch in diesem Band auf der
Beschreibung der einzelnen Dekorationselemente und
der dann folgenden zusammenfassenden Diskussion des
Gesamtbildes jedes einzelnen Baus. Nur die Einzelbe-
schreibungen machen die Folgerungen, die ich vortrage,
nachvollziehbar und kontrollierbar, und d. h., sie sind im
Blick auf weiterführende Untersuchungen unerläßlich.
Ich habe die Hoffnung, daß die diesem Band angeschlos-
sene detaillierte Zusammenfassung zumindest den Zu-
gang zu dem Haupttext erleichtern wird.
Besonders wichtig erscheint es mir, die Grenzen der
vorliegenden Arbeit aufzuzeigen und mit ihnen noch
einmal auf die Forschungssituation im Kalksteinmassiv
zurückzukommen, die ich in der Einleitung zum ersten
Band ausführlich geschildert habe.
Die im folgenden diskutierten Kirchen wurden — mit
Ausnahme der Stephanoskirche von El Bärä3 und der
Klosterkirche von Deir Dehes4 — nicht vollständig freigelegt
und in ihrer Architektur detailliert untersucht. Allein für
die Bemakirchen verfügen wir über die Gesamtaufnah-
men G. Tchalenkos, die über den Survey von H. C. Butler
hinausführen5. Angesichts der enormen Ausweitung der
Gesimsformen im Innen- und Außenbau und der damit
zusammenhängenden hohen Versturzlage zahlreicher
Bauten wiegt diese Ausgangssituation schwer: Nur mit
der detaillierten Aufnahme aller Fenstergesimse sowie
aller Horizontal- und Abschlußgesimse ließe sich das
Gesamtbild der Fassaden- und Hochgadenzone sicher
rekonstruieren. Derartige Aufnahmen waren - selbst für
ausgewählte Bauten - im Rahmen unserer Arbeitsgeneh-
migung nicht möglich, und damit mußte bei vielen Bauten
offenbleiben, ob ein Horizontalgesims im Inneren die
Hochgadenzone gliederte, welche Fenstergesimse zu den
Fassaden und welche zum Hochgaden gehörten und
wie diese in ihrer Gesamtanlage organisiert waren. Das
bedeutet aber auch, daß zentrale Fragen zum Charakter
und zur Organisation der Werkstätten noch nicht befrie-
digend beantwortet werden können.
Auch die Ergebnisse zu den Dekorationsformen des
6./7. Jahrhunderts basieren auf Beobachtungen zum
Oberflächenbefund, und die ihnen zugrundliegende
Arbeitsgenehmigung war auf die Kapitellplastik und
einige ausgewählte Tür- und Gesimsformen beschränkt.
Die von mir 1978 erhoffte Genehmigung zur Aufnahme
eines größeren Bestandes an Tür- und Gesimsformen
blieb aus6, und mit der seit einigen Jahren vorliegenden
Publikation aller Kirchentüren des Bergmassivs7 konnten
unsere eigenen Aufnahmen leider nur in einigen Fällen
sinnvoll ergänzt werden8.
Die Aufnahmen zur Baudekoration des 6. und frühen
7. Jahrhunderts sollten also durch weiterführende Arbei-
ten verbessert und ergänzt werden. Während der Außen-
aufnahmen in den Jahren 1977—1979 habe ich mir oft
gewünscht, nicht immer auf den Oberflächenbefund
und Teilaufnahmen angewiesen zu sein und wenigstens
einmal einen Bau vollständig aufnehmen zu können.
Den Sinn der damaligen Arbeit kann ich nun nach meh-
reren Jahren Abstand besser erkennen: Die Zerstörung
und Dezimierung der Oberflächenbefunde hat sich in
den vergangenen Jahren - gefördert durch den Bau vieler
Asphaltstrassen - erheblich beschleunigt. Ein großer Teil
des hier vorgestellten Materials ist entweder nicht mehr
an Ort und Stelle oder heute in wesentlich schlechterem
Zustand.
Die Diskussion der Bauten des Gebel Zäwiye nimmt
in diesem Band einen geringeren Raum ein als in Band I,
und dies liegt nicht nur daran, daß in dieser Region we-
nige Kirchen des 6. Jahrhunderts erhalten blieben, son-
dern auch an der Forschungssituation. Dazu einige Vor-
bemerkungen: Der ungewöhnlich gute Erhaltungs-
zustand und eine ganze Reihe von Inschriften ermögli-
chen es, die Aus- und Weiterbildung von Profan- wie
Sakralbauten des Kalksteinmassivs über drei Jahrhun-
derte hin zu verfolgen und mit ihnen die Geschichte und
den Charakter der einzelnen Siedlungen zu rekonstru-
ieren. Die Ausgrabung und Untersuchung des Ortes
Dehes im Gebel Bänsä ist inzwischen weitgehend und
erfolgreich abgeschlossen9, und die von Grabungsarbei-
3 Fourdrin 1992, 170ff.
4 Biscop, Deir Dehes passim.
5 Tchalenko, Eglises I—III.
6 Ich hatte gehofft, daß die Ergebnisse zu den Bauten des 4. und
5. Jhs., deren Manuskript ich 1977 in Beirut vorlegte, deutlich ma-
chen, daß die Situation im Kalksteinmassiv es notwendig macht, im
Rahmen einer Untersuchung zur Baudekoration zumindest bei einer
ausgewählten Gruppe von Bauten die Kapitell-, Tür- und Gesimsfor-
men geschlossen aufzunehmen. Doch es wurde mir 1979 mitgeteilt,
daß von Seiten des Institut Frangais, Beirut, die Aufnahme aller Kir-
chentüren des Bergmassivs geplant sei. Die Ergebnisse dieser erst
1983 begonnenen Aufnahmen von circa 300 Türen durch A. Nac-
cache liegen nun vor, und die Publikation unserer Aufnahmen von
1977-79 kann nun mit großer Verspätung ebenfalls erfolgen.
Angesichts der immer noch unübersehbar reichen und zunehmend
gefährdeten Befunde in dieser Region ist zu hoffen, daß die Arbeits-
bedingungen innerhalb des Kalksteinmassivs in nicht zu ferner Zu-
kunft dieser Situation angepaßt werden.
7 Naccache, Decor I—II.
8 Zu dieser Arbeit siehe Anm. 234.
9 Dehes Campagnes I—III.
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