überprüfen. Es ist jedoch anzunehmen, daß die Kirche in
der Wahl verschiedener Materialien nicht nur den Kir-
chen von Qasr ibn Wardän und Seleukia22, sondern auch
Bauten des nordmesopotamischen Bereichs vergleichbar
war.
Die Tatsache, daß nicht nur die beiden windbewegten
Kapitelle der Kirche von Seleukia, sondern auch die Ka-
pitelle der Kirche von Beroea aus Kalkstein sind, führt
uns zu den Ergebnissen der Grabungen von Antiochia:
Die Werkstätten von Antiochia haben Elemente der
Baudekoration in Marmor und Kalkstein bearbeitet23.
Der feingezahnte, eng mit Marmorarbeiten verbundene
Akanthus ist unter den bis jetzt zutage gekommenen
Stücken, wie R. Stillwell zu Recht hervorhob24, selten an-
zutreffen, obwohl Kapitelle prokonnesischer Werkstätten
mit diesem Blattypus auch in Syrien importiert wurden.
Nach Aussage der Befunde in Antiochia, Seleukia und
Beroea verband eine gemeinsame, Kalkstein bearbeitende
Werkstattstradition die großen nordsyrischen Städte mit
den Bauten der Orte des Kalksteinmassivs.
Leider blieben in Beroea die Säulenkapitelle, die Kapi-
telle der Winkelpfeiler und die architravähnlichen Blöcke
nicht in ihrer ursprünglichen Position erhalten (Taf. la).
Hinzukommt, daß die ursprüngliche Höhe der Säulen
und die Form ihrer Basen nicht bekannt sind, da das
Fußbodenniveau erhöht wurde. Es ist also zu fragen, ob
die heutige Position der Pfeiler- und Säulenkapitelle ganz
aus dem Umbau arabischer Zeit hervorging, oder ob ihm
vielleicht eine Restaurierung oder ein Wiederaufbau
schon in byzantinischer Zeit vorangingen.
Wenn wir annehmen, daß die Kirche ein Tetrakon-
chos ohne Emporen war - die ehemalige Existenz von
Emporen kann bis jetzt nicht ausgeschlossen werden -,
dann stellen die 10 erhaltenen Säulenkapitelle nur etwa
ein Drittel des ursprünglichen Bestandes dar. Im folgen-
den werden die Säulenkapitelle umlaufend von Westen
nach Osten, beginnend mit dem nordwestlichen der beiden
windbewegten Kapitelle durchgezählt (Taf. la. b),
während bei den Kapitellen der L-Pfeiler der jeweilige
Kapitellblock seiner Lage nach gekennzeichnet wird. Alle
Kapitelle besitzen einen Scamillus, doch wurde dieser bei
einigen Kapitellen teilweise abgearbeitet.
Bei der Betrachtung der Kapitelle muß man sich ver-
gegenwärtigen, daß durch die Übertünchung, die in der
Regel den Grund aufgehellt hat, die ursprüngliche Wir-
kung der auf Hell-Dunkel-Kontraste angelegten Motive
verlorengegangen ist (siehe z. B. Taf. 4a).
Kapitell NI. Korinthisches Kapitell mit windbeweg-
ten, detailliert ausgearbeiteten Blattformen und gegen-
einander bewegten Blattkränzen (Taf. 3a)25. Maße: H
63-64. uD 58,3. mD 71,8. In beiden Blattkränzen wie-
derholt sich die gleichmäßige Reihung umgewehter
Blattspitzen in Verbindung mit tiefen Negativrillen in
der einen und gekerbten Blattlappen in der anderen
Blatthälfte. Die akzentuiert aufgebogenen Innenzacken
6
mit Augenbildung und kleinen, auf die Augen ausge-
richteten Negativdreiecken werden wir auf mehreren
Kapitellen antreffen (Abb. 1c). Die Spitzen der Caules
wurden wechselnd als Blüte, Knospe, Granatapfel oder
Pinienzapfen ausgebildet. Auf der heutigen Rückseite des
Kapitells wie auf der linken Kapitellseite wurde für die
Hüllblätter der Blattypus mit negativen Dreiecksmustern
oder dreieckig ausgeweiteten Negativrillen in glatter
Blattfläche gewählt (Abb. le) Da die Kombination ver-
schiedener Blattformen Hauptthema der Kapitellplastik
dieser Kirche war, ist zu vermuten, dass eine dieser bei-
den Kapitellseiten ursprünglich die Frontseite des Kapi-
tells war. Nicht die Proportionierung der Kapitelle oder
die Blattformen, sondern allein die Gegenbewegung der
beiden Blattkränze sowie ihre Kombination mit einem
anderen Blattypus in der Hüllblattzone weisen über die
Formenwelt von QaFat Simcän hinaus.
Wenn das Kapitell in einer ursprünglichen Position
zusammen mit einem zweiten Kapitell dieses Typus eine
Mittelachse akzentuieren sollte, dann saß es auf der lin-
ken Seite, denn das Auge folgt schwerpunktmäßig der
Richtung des oberen Blattkranzes. Ich habe darum im
Tafelteil die Position von Kapitell N1 und S10 vertauscht
(Taf. 2 und 3a. b).
Kapitell N2. Korinthisches Kapitell mit detailliert aus-
gearbeitetem Akanthus in allen drei Kapitellzonen
(Taf. 3c)26 . Maße: H 66,5-66,8. uD 56. mD 57,3. Auf
der linken Kapitellseite wurden die Hüllblätter nicht
ganz ausgearbeitet. Dieser Befund, den wir bei den an die
Kapitelle der Pfeiler anschließenden Säulenkapitellen des
Oktogons von QaFat Simcän vorfanden, wiederholt sich
in stärkerer Ausprägung bei dem gegenüberliegenden
Kapitell S9 (Taf. 8d) und zeigt, dass wohl auch dieses
Kapitell ursprünglich nicht freistand, sondern direkt vor
oder neben einem Pfeilerkapitell saß. Die heutige West-
seite könnte also ursprünglich die Anschlußseite gewesen
sein. Für alle drei Blattzonen wurde ein breit aufgefächer-
ter Blattypus mit leicht gebuchteter Blattfläche und
akzentuierter Kerbung gewählt. Auffallend ist, daß die
Mittelstege der Hochblätter eine Negativrille spaltete,
während die der unteren Blätter plastisch abgestuft sind.
Der Mittelteil der Hüllblätter wölbt sich akzentuiert vor.
Kapitell N3. Korinthisches Kapitell mit durchgehend
detailliert ausgearbeiteten Blattformen (Taf. 3d)27.
häufig verwandten Kalksteins ist noch nicht bestimmt. Zu der ganzen
Frage siehe Strube 1986, 60 ff.
22 Dazu Strube 1986, 60 f.; Antioch III 35 ff. 135 ff.
23 Siehe den „Catalogue of Architecture“ in Antioch III 150 ff. und
die Befunde des Zentralbaus von Seleukia a. O. 35 ff.
24 Antioch III 169 f. Nr. 231.
25 Es wurde in Strube, Baudekoration I Taf. 91c publiziert.
26 Strube, Baudekoration I Taf. 91 d.
27 a. O. Taf. 91b.
der Wahl verschiedener Materialien nicht nur den Kir-
chen von Qasr ibn Wardän und Seleukia22, sondern auch
Bauten des nordmesopotamischen Bereichs vergleichbar
war.
Die Tatsache, daß nicht nur die beiden windbewegten
Kapitelle der Kirche von Seleukia, sondern auch die Ka-
pitelle der Kirche von Beroea aus Kalkstein sind, führt
uns zu den Ergebnissen der Grabungen von Antiochia:
Die Werkstätten von Antiochia haben Elemente der
Baudekoration in Marmor und Kalkstein bearbeitet23.
Der feingezahnte, eng mit Marmorarbeiten verbundene
Akanthus ist unter den bis jetzt zutage gekommenen
Stücken, wie R. Stillwell zu Recht hervorhob24, selten an-
zutreffen, obwohl Kapitelle prokonnesischer Werkstätten
mit diesem Blattypus auch in Syrien importiert wurden.
Nach Aussage der Befunde in Antiochia, Seleukia und
Beroea verband eine gemeinsame, Kalkstein bearbeitende
Werkstattstradition die großen nordsyrischen Städte mit
den Bauten der Orte des Kalksteinmassivs.
Leider blieben in Beroea die Säulenkapitelle, die Kapi-
telle der Winkelpfeiler und die architravähnlichen Blöcke
nicht in ihrer ursprünglichen Position erhalten (Taf. la).
Hinzukommt, daß die ursprüngliche Höhe der Säulen
und die Form ihrer Basen nicht bekannt sind, da das
Fußbodenniveau erhöht wurde. Es ist also zu fragen, ob
die heutige Position der Pfeiler- und Säulenkapitelle ganz
aus dem Umbau arabischer Zeit hervorging, oder ob ihm
vielleicht eine Restaurierung oder ein Wiederaufbau
schon in byzantinischer Zeit vorangingen.
Wenn wir annehmen, daß die Kirche ein Tetrakon-
chos ohne Emporen war - die ehemalige Existenz von
Emporen kann bis jetzt nicht ausgeschlossen werden -,
dann stellen die 10 erhaltenen Säulenkapitelle nur etwa
ein Drittel des ursprünglichen Bestandes dar. Im folgen-
den werden die Säulenkapitelle umlaufend von Westen
nach Osten, beginnend mit dem nordwestlichen der beiden
windbewegten Kapitelle durchgezählt (Taf. la. b),
während bei den Kapitellen der L-Pfeiler der jeweilige
Kapitellblock seiner Lage nach gekennzeichnet wird. Alle
Kapitelle besitzen einen Scamillus, doch wurde dieser bei
einigen Kapitellen teilweise abgearbeitet.
Bei der Betrachtung der Kapitelle muß man sich ver-
gegenwärtigen, daß durch die Übertünchung, die in der
Regel den Grund aufgehellt hat, die ursprüngliche Wir-
kung der auf Hell-Dunkel-Kontraste angelegten Motive
verlorengegangen ist (siehe z. B. Taf. 4a).
Kapitell NI. Korinthisches Kapitell mit windbeweg-
ten, detailliert ausgearbeiteten Blattformen und gegen-
einander bewegten Blattkränzen (Taf. 3a)25. Maße: H
63-64. uD 58,3. mD 71,8. In beiden Blattkränzen wie-
derholt sich die gleichmäßige Reihung umgewehter
Blattspitzen in Verbindung mit tiefen Negativrillen in
der einen und gekerbten Blattlappen in der anderen
Blatthälfte. Die akzentuiert aufgebogenen Innenzacken
6
mit Augenbildung und kleinen, auf die Augen ausge-
richteten Negativdreiecken werden wir auf mehreren
Kapitellen antreffen (Abb. 1c). Die Spitzen der Caules
wurden wechselnd als Blüte, Knospe, Granatapfel oder
Pinienzapfen ausgebildet. Auf der heutigen Rückseite des
Kapitells wie auf der linken Kapitellseite wurde für die
Hüllblätter der Blattypus mit negativen Dreiecksmustern
oder dreieckig ausgeweiteten Negativrillen in glatter
Blattfläche gewählt (Abb. le) Da die Kombination ver-
schiedener Blattformen Hauptthema der Kapitellplastik
dieser Kirche war, ist zu vermuten, dass eine dieser bei-
den Kapitellseiten ursprünglich die Frontseite des Kapi-
tells war. Nicht die Proportionierung der Kapitelle oder
die Blattformen, sondern allein die Gegenbewegung der
beiden Blattkränze sowie ihre Kombination mit einem
anderen Blattypus in der Hüllblattzone weisen über die
Formenwelt von QaFat Simcän hinaus.
Wenn das Kapitell in einer ursprünglichen Position
zusammen mit einem zweiten Kapitell dieses Typus eine
Mittelachse akzentuieren sollte, dann saß es auf der lin-
ken Seite, denn das Auge folgt schwerpunktmäßig der
Richtung des oberen Blattkranzes. Ich habe darum im
Tafelteil die Position von Kapitell N1 und S10 vertauscht
(Taf. 2 und 3a. b).
Kapitell N2. Korinthisches Kapitell mit detailliert aus-
gearbeitetem Akanthus in allen drei Kapitellzonen
(Taf. 3c)26 . Maße: H 66,5-66,8. uD 56. mD 57,3. Auf
der linken Kapitellseite wurden die Hüllblätter nicht
ganz ausgearbeitet. Dieser Befund, den wir bei den an die
Kapitelle der Pfeiler anschließenden Säulenkapitellen des
Oktogons von QaFat Simcän vorfanden, wiederholt sich
in stärkerer Ausprägung bei dem gegenüberliegenden
Kapitell S9 (Taf. 8d) und zeigt, dass wohl auch dieses
Kapitell ursprünglich nicht freistand, sondern direkt vor
oder neben einem Pfeilerkapitell saß. Die heutige West-
seite könnte also ursprünglich die Anschlußseite gewesen
sein. Für alle drei Blattzonen wurde ein breit aufgefächer-
ter Blattypus mit leicht gebuchteter Blattfläche und
akzentuierter Kerbung gewählt. Auffallend ist, daß die
Mittelstege der Hochblätter eine Negativrille spaltete,
während die der unteren Blätter plastisch abgestuft sind.
Der Mittelteil der Hüllblätter wölbt sich akzentuiert vor.
Kapitell N3. Korinthisches Kapitell mit durchgehend
detailliert ausgearbeiteten Blattformen (Taf. 3d)27.
häufig verwandten Kalksteins ist noch nicht bestimmt. Zu der ganzen
Frage siehe Strube 1986, 60 ff.
22 Dazu Strube 1986, 60 f.; Antioch III 35 ff. 135 ff.
23 Siehe den „Catalogue of Architecture“ in Antioch III 150 ff. und
die Befunde des Zentralbaus von Seleukia a. O. 35 ff.
24 Antioch III 169 f. Nr. 231.
25 Es wurde in Strube, Baudekoration I Taf. 91c publiziert.
26 Strube, Baudekoration I Taf. 91 d.
27 a. O. Taf. 91b.