folgenden Beobachtungen sich also auf die unteren Fas-
saden konzentrieren.
Die Kirche von Allata nimmt - zusammen mit der
Kirche von Arsin sowie der Ost- und Westkirche von
Turin - eine Sonderstellung innerhalb der Kirchen-
gruppe ein, weil nicht nur das Hauptprofil der Apsis,
sondern auch das die Außenwände verbindende Hori-
zontalgesims in seiner Kombination mit fortlaufenden
Fenstergesimsen nach QaFat Simcän zurückführen
(Taf. 85 b—d). Darüber hinaus ist die erhaltene Südtür in
ihrer Gesamtform und ihrem Dekor der Nordkirche von
Deir Setä vergleichbar, und die Apsiskapitelle stehen in
der Nachfolge der Hallawiya. Blicken wir zurück auf die
ihr verwandte Kirche des 5. Jhs. in Behyo, so erscheint
die Kirche von Allata wie die ideale Verbindung lokaler
Bautraditionen des 5. mit Neuerungen des Zentrums
QaFat Simcän und darüber hinaus des frühen 6. Jahr-
hunderts.
Ganz anders stellt sich das Gesamtbild der Westkirche
von Dehes dar (Taf. 99-102). Keine der Dekorationsformen
setzt zwingend die Existenz der Formenwelt von QaFat
Simcän voraus, da sich jede als Weiterbildung von Einzel-
formen der Basilika von Qalblöze bzw. einzelner Neue-
rungen des fortgeschrittenen 5. Jhs. in Bauten der zentra-
len Regionen erklären ließe. Jede Fassade zeigt eine an-
dere Form der Fenstergesimse, und sowohl die Rahmung
von Einzelfenstern wie die teilweise miteinander verbun-
denen Fenstergesimse führen zwar leicht über die ältere
Kirche von Dehes sowie die Basilika des 5. Jhs. in Behyo
hinaus, bleiben aber entschieden hinter der Formenviel-
falt der Basilika von Qalblöze wie des Zentrums QaFat
Simcän zurück. Die Tür der Nordfassade kennt das
Wulstprofil mit Blattranke, doch wir sahen, daß ihre Ge-
samtform in Anlehnung an die Tür der Markianoskir-
chen und möglicherweise auch die SO-Tür von Qalblöze
ausgebildet wurde.
In der Weitarkaden-Basilika von Bäsmisli, einem der
Nachbarorte von Dehes, trafen wir ebenfalls ein Gesamt-
bild mit äußerst einfachen Formen regionaler Tradition
an, die keinen Einfluß der Formenwelt von QaFat
Simcän erkennen lassen. Dort war das fast vollständige
Fehlen der Formenwelt von Qalblöze so überraschend,
weil die Bauform die Kenntnis des nur wenige Kilometer
entfernten Vorbildes voraussetzte. Wir müssen uns verge-
genwärtigen, daß in der ersten Hälfte des 6. Jhs. in un-
mittelbarer Nachbarschaft die Kirchen von Dehes und
Bäsmisli (Taf. 76), Herbet Hasan (507 n. Chr.) und Deir
Dehes (Taf. 123-124; 128), Bäfetin und Bärisä
(Taf. 36-39; 65; 66), Mecez und Bäqirhä (546 n. Chr.)
errichtet wurden, um zu erkennen, wie wichtig das Ver-
ständnis der verschiedenen, nebeneinander arbeitenden
Werkgruppen für die Analyse der einzelnen Kirchen der
Antiochene ist. Ich kehre abschließend mit einzelnen
Hauptformen der Türen und Gesimse zu den anderen
Kirchen der Gruppe II zurück:
Die Tür mit umlaufenden Rahmenprofilen und Tür-
gebälk, die im 5. Jahrhundert nur wenige Kirchen aus-
zeichnete, ist Hauptform der Kirchen des 6. Jhs. von Al-
lata, Turin, Arsin, Dehes, Güwäniye, Dar Qitä und Deir
Amman. Die Aufnahme des Wulstprofils in das Türge-
bälk fast aller Kirchen ist ein Verbindungsglied zwischen
dieser Kirchengruppe und den großen Kirchen und dies
gilt - eingeschränkt - auch für das Türgewände mit Vo-
lutenenden, das zumindest bei einigen Kirchen dieser
Gruppe nachgewiesen wurde702 (Allata es Sarqiye, West-
kirche Deir Amman, Weitarkadenbasilika Bämuqqä, Ser-
gioskirche Bäbisqä). Die Türornamentik dagegen und
die Wiederaufnahme der Haupttür des Markianos Kyris
in einigen Bauten (Sergioskirche und Trinitätskirche von
Dar Qitä) stellen die Kirchengruppe in einen regionalen
Zusammenhang, der auch für die Analyse einiger der
Kirchen der Gruppe I (z. B. Ostkirche von Bäqirhä)
wichtig ist.
Das alle oder mehrere Fassadenseiten miteinander ver-
bindende Horizontalgesims in Höhe der Fenstersohl-
bank, kombiniert mit fortlaufenden Fenstergesimsen war
die entscheidende, über die Basilika von Qalblöze hin-
ausführende Neuerung in der Fassadengestaltung der
kreuzförmigen Anlage von QaFat Simcän703. Wir sahen,
daß auch bei den großen Kirchen des 6. Jahrhunderts die
Kombination beider Gesimse auf den Fassaden nicht die
Regel war, und wir werden sehen, daß in den Kirchen des
Gebel Zäwiye wie in der Kirche von Güwäniye das Hori-
zontalgesims in Höhe der Fenstersohlbank in der Regel
mit einzeln gerahmten Fenstern kombiniert wurde704. In
der hier diskutierten Gruppe II trafen wir das Horizon-
talgesims in Verbindung mit Fenstergesimsen in den Säu-
lenbasiliken von Allata es Sarqiye und Arsin, in den Kir-
chen von Turin und auch in der Weitarkaden-Basilika
von Güwäniye an. Wenn wir uns klarmachen, daß diese
Form der Fassadengestaltung vereinzelt bei Baptisterien
und einschiffigen Kirchen der Antiochene vorkommt
(Taf. 104c)705, in der dritten Kirchengruppe der Antio-
chene - den Kirchen, die sich um die Kirche von Herbet
Hasan gruppieren — und in den Kirchen des Gebel
Simcän dagegen durchgehend fehlt706, so wird bewußt,
daß sie als Aufwandsform nicht allein mit dem Charakter
der Werkstatt erklärbar ist.
Das Horizontalgesims in Kombination mit fortlaufen-
den Fenstergesimsen war in den Kirchen des Kalkstein-
702 Zusammenfassung der Bauten, die Türen mit seitlichen Voluten
aufweisen, bei Naccache, Decor I 124 Anm. 84.
703 Strube, Baudekoration I 246 Abb. 1 la-c. 247 Abb. 12.
704 Dazu S. 130 f. 163 ff.
705 Neben der einschiffigen Kirche von Kaukanäyä ist hier die Kirche
von Kfellusm zu nennen - PAES II B 224 Abb. 225. 226 Abb. 226.
Herausragendes Beispiel unter den Baptisterien ist der Bau von Sinhär
— Tchalenko, Eglises III Abb. 31.
706 Dazu S. 175 ff. 211 ff.
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saden konzentrieren.
Die Kirche von Allata nimmt - zusammen mit der
Kirche von Arsin sowie der Ost- und Westkirche von
Turin - eine Sonderstellung innerhalb der Kirchen-
gruppe ein, weil nicht nur das Hauptprofil der Apsis,
sondern auch das die Außenwände verbindende Hori-
zontalgesims in seiner Kombination mit fortlaufenden
Fenstergesimsen nach QaFat Simcän zurückführen
(Taf. 85 b—d). Darüber hinaus ist die erhaltene Südtür in
ihrer Gesamtform und ihrem Dekor der Nordkirche von
Deir Setä vergleichbar, und die Apsiskapitelle stehen in
der Nachfolge der Hallawiya. Blicken wir zurück auf die
ihr verwandte Kirche des 5. Jhs. in Behyo, so erscheint
die Kirche von Allata wie die ideale Verbindung lokaler
Bautraditionen des 5. mit Neuerungen des Zentrums
QaFat Simcän und darüber hinaus des frühen 6. Jahr-
hunderts.
Ganz anders stellt sich das Gesamtbild der Westkirche
von Dehes dar (Taf. 99-102). Keine der Dekorationsformen
setzt zwingend die Existenz der Formenwelt von QaFat
Simcän voraus, da sich jede als Weiterbildung von Einzel-
formen der Basilika von Qalblöze bzw. einzelner Neue-
rungen des fortgeschrittenen 5. Jhs. in Bauten der zentra-
len Regionen erklären ließe. Jede Fassade zeigt eine an-
dere Form der Fenstergesimse, und sowohl die Rahmung
von Einzelfenstern wie die teilweise miteinander verbun-
denen Fenstergesimse führen zwar leicht über die ältere
Kirche von Dehes sowie die Basilika des 5. Jhs. in Behyo
hinaus, bleiben aber entschieden hinter der Formenviel-
falt der Basilika von Qalblöze wie des Zentrums QaFat
Simcän zurück. Die Tür der Nordfassade kennt das
Wulstprofil mit Blattranke, doch wir sahen, daß ihre Ge-
samtform in Anlehnung an die Tür der Markianoskir-
chen und möglicherweise auch die SO-Tür von Qalblöze
ausgebildet wurde.
In der Weitarkaden-Basilika von Bäsmisli, einem der
Nachbarorte von Dehes, trafen wir ebenfalls ein Gesamt-
bild mit äußerst einfachen Formen regionaler Tradition
an, die keinen Einfluß der Formenwelt von QaFat
Simcän erkennen lassen. Dort war das fast vollständige
Fehlen der Formenwelt von Qalblöze so überraschend,
weil die Bauform die Kenntnis des nur wenige Kilometer
entfernten Vorbildes voraussetzte. Wir müssen uns verge-
genwärtigen, daß in der ersten Hälfte des 6. Jhs. in un-
mittelbarer Nachbarschaft die Kirchen von Dehes und
Bäsmisli (Taf. 76), Herbet Hasan (507 n. Chr.) und Deir
Dehes (Taf. 123-124; 128), Bäfetin und Bärisä
(Taf. 36-39; 65; 66), Mecez und Bäqirhä (546 n. Chr.)
errichtet wurden, um zu erkennen, wie wichtig das Ver-
ständnis der verschiedenen, nebeneinander arbeitenden
Werkgruppen für die Analyse der einzelnen Kirchen der
Antiochene ist. Ich kehre abschließend mit einzelnen
Hauptformen der Türen und Gesimse zu den anderen
Kirchen der Gruppe II zurück:
Die Tür mit umlaufenden Rahmenprofilen und Tür-
gebälk, die im 5. Jahrhundert nur wenige Kirchen aus-
zeichnete, ist Hauptform der Kirchen des 6. Jhs. von Al-
lata, Turin, Arsin, Dehes, Güwäniye, Dar Qitä und Deir
Amman. Die Aufnahme des Wulstprofils in das Türge-
bälk fast aller Kirchen ist ein Verbindungsglied zwischen
dieser Kirchengruppe und den großen Kirchen und dies
gilt - eingeschränkt - auch für das Türgewände mit Vo-
lutenenden, das zumindest bei einigen Kirchen dieser
Gruppe nachgewiesen wurde702 (Allata es Sarqiye, West-
kirche Deir Amman, Weitarkadenbasilika Bämuqqä, Ser-
gioskirche Bäbisqä). Die Türornamentik dagegen und
die Wiederaufnahme der Haupttür des Markianos Kyris
in einigen Bauten (Sergioskirche und Trinitätskirche von
Dar Qitä) stellen die Kirchengruppe in einen regionalen
Zusammenhang, der auch für die Analyse einiger der
Kirchen der Gruppe I (z. B. Ostkirche von Bäqirhä)
wichtig ist.
Das alle oder mehrere Fassadenseiten miteinander ver-
bindende Horizontalgesims in Höhe der Fenstersohl-
bank, kombiniert mit fortlaufenden Fenstergesimsen war
die entscheidende, über die Basilika von Qalblöze hin-
ausführende Neuerung in der Fassadengestaltung der
kreuzförmigen Anlage von QaFat Simcän703. Wir sahen,
daß auch bei den großen Kirchen des 6. Jahrhunderts die
Kombination beider Gesimse auf den Fassaden nicht die
Regel war, und wir werden sehen, daß in den Kirchen des
Gebel Zäwiye wie in der Kirche von Güwäniye das Hori-
zontalgesims in Höhe der Fenstersohlbank in der Regel
mit einzeln gerahmten Fenstern kombiniert wurde704. In
der hier diskutierten Gruppe II trafen wir das Horizon-
talgesims in Verbindung mit Fenstergesimsen in den Säu-
lenbasiliken von Allata es Sarqiye und Arsin, in den Kir-
chen von Turin und auch in der Weitarkaden-Basilika
von Güwäniye an. Wenn wir uns klarmachen, daß diese
Form der Fassadengestaltung vereinzelt bei Baptisterien
und einschiffigen Kirchen der Antiochene vorkommt
(Taf. 104c)705, in der dritten Kirchengruppe der Antio-
chene - den Kirchen, die sich um die Kirche von Herbet
Hasan gruppieren — und in den Kirchen des Gebel
Simcän dagegen durchgehend fehlt706, so wird bewußt,
daß sie als Aufwandsform nicht allein mit dem Charakter
der Werkstatt erklärbar ist.
Das Horizontalgesims in Kombination mit fortlaufen-
den Fenstergesimsen war in den Kirchen des Kalkstein-
702 Zusammenfassung der Bauten, die Türen mit seitlichen Voluten
aufweisen, bei Naccache, Decor I 124 Anm. 84.
703 Strube, Baudekoration I 246 Abb. 1 la-c. 247 Abb. 12.
704 Dazu S. 130 f. 163 ff.
705 Neben der einschiffigen Kirche von Kaukanäyä ist hier die Kirche
von Kfellusm zu nennen - PAES II B 224 Abb. 225. 226 Abb. 226.
Herausragendes Beispiel unter den Baptisterien ist der Bau von Sinhär
— Tchalenko, Eglises III Abb. 31.
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