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VOM J. 259 CA. UND IHRE GEMÄLDE. j-^

1 m breiter Gurtbogen zerlegt ihn in einen quadratischen Hauptraum III, und einen
3x4m grossen Vorraum. Die Wände sind hier wie in den Querarmen der Höhe
nach von 0,40 m breiten Schachten in Abständen von 0,60 m durchbrochen. Jeder
Schacht ist ca. 1,90 m tief) und bietet Raum für fünf Särge übereinander, deren Folge
man in Taf. I und Abb. 2 deutlich erkennt, ist sie in dem Hauptraum III auch noch
durch Querlinien in den Malereien ausdrücklich hervorgehoben. Von den Särgen
sind nur Bruchstücke und Menschenknochen im Bodenschutt erhalten. Zählt man die
Schachte, so ergiebt sich, dass der quadratische Hauptraum III 4 x 3 = 12, der
Vorraum II 3x2=6, zusammen 18, jeder der beiden Querarme IV und V
4+8-4-7= 19, die ganze Grabhöhle also 56 Schachte mit 280 Gräbern hat. Dazu
kommen drei im Querarm IV aufgestellte Sarkophage, von denen später die Rede
sein wird.2)

Während nun die Wände der Querräume IV und V, sowie des Vorzimmers II
schmucklos sind, weisen das quadratische Zimmer III (Tafel I) und der Gurtbogen da-
vor reiche Wandmalereien auf, die einer eingehenden Betrachtung wert sind. Die
Decke dieses tonnengewölbten Raumes zeigt in Blau und Gold gemalt ein sechs-
eckiges Kassettenmuster, das sich bienenzellenartig über die Fläche ausbreitet. In der
Mitte der Decke befindet sich eine Darstellung in Medaillonform.3) Am Rande des
Tonnengewölbes läuft, sehr flüchtig angedeutet, ein Eierstab hin; dann folgt ein
perspektivisch gemalter Sparrenfries, bestehend aus glatten, von beiden Seiten der
Mitte zulaufenden Prismen mit einer schrägen Leiste oben. Man könnte fast an
eine Umbildung des Zahnschnittes denken. Nicht minder eigenartig ist der oben
durch eine Folge kleiner Kreise abgegrenzte Mäander darunter: ein einziges Band,
einmal oben, einmal unten fortlaufend, die Übergänge in abwechselnd einfachen
oder doppelten Mäanderstufen, dazwischen, wieder perspektivisch in Licht und
Schatten gegeben, je ein vorn offen gedachter Würfel.

Die Lünette der Schlusswand D ist mit einer grossen figürlichen Darstellung ge-
schmückt, die unten von dem Hauptfries, oben, das Gewölbe entlang, von zwei
Streifen umrahmt wird, deren oberer eine fast zu Doppelkreisen eingerollte, und,
scheint es, mit Weinblättern gefüllte Ranke zeigt, während der untere eine Folge
gegenständiger Blätter erkennen lässt. In der Mitte des halbrunden Feldes sieht
man eine grosse Gestalt in weiblichen Gewändern, aus denen das rechte Bein nackt
hervortritt. Nach rechts ausschreitend, hält sie mit der linken Hand einen Schild
erhoben, während die rechte das Gewand schürzt. Sie ist umgeben von einem Kreise
von Frauen, die dasselbe Gewand wie sie, den gegürteten Chiton mit Überfall ohne
Ärmel tragen und nach ihr zurückblicken, indem sie sich mit lebhaften Gebärden von
ihr abwenden. Rasche Bewegung zeigen auch die um ihre Köpfe wehenden Schleier
an. Zu Füssen der einen Frau links scheint ein Kind zu stehen. Auf jeder Seite
dieser mittleren Frauengruppe bemerkt man je einen Krieger; der links ist besser

1) Östrup: einige Meter tief und 2—3 Meter hoch; Bernoulli mass einen Schacht mit 1,940 m.

2) Nach Östrup allerdings hat dieser Raum IV keine Grabschachte und seine Decke soll in Vier-
ecken grün und weiss elegant dekoriert sein. Ersteres ist nach dem Ausweis der photographischen Auf-
nahme (Abb. 4) sicher falsch.

3) Mehr konnte ich darüber nicht erfahren.
 
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