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III.

Eine Holzskulptur aus Ägypten.

Berlin, Kgl. Museen, Abteilung für die Bildwerke der christlichen Epoche.

Die Königlichen Museen in Berlin, im Besonderen die Abteilung für die Bild-
werke der christlichen Epoche hat eben auch noch ein zweites überaus wertvolles
Stück der spätantik-frühchristlichen Kunst, eine Holzskulptur von beträchtlicher
Grösse erworben, die ein ausserordentlich wertvolles Beweisstück für die christliche
Kunst Ägyptens werden dürfte und in diesem Kreis eine ähnliche Rolle spielen
wird, wie das eben besprochene Christusrelief für Kleinasien. Da diese Schnitzerei
auch gegenständlich zum Interessantesten gehört, was wir besitzen, muss ich sie
hier ausführlich beschreiben.l)

Beschreibung.

Das Stück ist 45 cm hoch und oben etwa 14,6, unten 22 cm breit. Die Seiten-
ränder laden unregelmässig aus, auf einer Seite ist sogar oben ein Stück des Holzes
durch einen bis auf 26 cm von der Unterkante herabgehenden Schlitz vom Haupt-
stück losgelöst und ragt frei auf. Auf der flachen Rückseite sieht man mehrere
Löcher u. zw. 6,5 cm von der Unterkante ein rundes Loch von 11 mm, in 1,3 cm Höhe
ein 13x30 mm, in 29,8 cm Höhe ein 13x33 mm grosses überhöhtes Loch, in
dessen linke obere Ecke ein 13 mm rundes Loch einschneidet; dann noch ein kleines
Loch rechts oben nahe der Oberkante. Die viereckigen Löcher und das unterste
runde Loch liegen im Mittellot. Beachtenswert ist, dass nur die runden Löcher nach
der Vorderseite durchgehen: das mit 11 mm verschwindet, indem es den Ober-
schenkel eines der Krieger durchbohrt, in den Figuren, das oberste zwischen den
Architekturen der Vorderseite, das mit 13 mm aber öffnet sich vorn weit an einem
im übrigen glatt aufsteigenden Felsen, fällt also sehr auf.2)

1) Ich danke Herrn Geheimrat Bode auch hier wieder für alle Förderung, die er der von mir ver-
tretenen Sache hat angedeihen lassen. Die Herren Pro ff. Erman und Sethe haben mir, solange die
Skulptur noch in ihren Händen war, stets jede gewünschte Auskunft darüber erteilt. Auch dafür meinen
besten Dank.

2) Bezüglich der Holzart liegt ein Gutachten des kgl. botanischen Institutes in Berlin vor. Das Holz
stammt von einer Dikotyle und ist durch seinen Reichtum an dicken Libriformfasern sehr charakteristisch.

Strzygowski, Orient oder Rom. 5
 
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