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Ein Christusrelief kleinasiatischer Richtung.

Berlin, Kgl. Museen, Abteilung für die Bildwerke der christlichen Epoche.

Das bedeutendste Stück altchristlicher Plastik, das die Königlichen Museen in den
letzten Jahren erworben haben, ist ein Hochrelief in Marmor, auf dem fast lebensgross
Christus mit zwei Aposteln dargestellt ist in einem architektonischen Rahmen, dessen
reicher Schmuck die würdigen Gestalten zu voller, schöner Wirkung bringt. Zwar
sind die Köpfe Verstössen, und vom unteren Teile des Reliefs Stücke verloren gegangen;')
das vermag jedoch den monumentalen Eindruck des Ganzen nicht zu stören. Der
entwicklungsgeschichtliche Wert des Stückes ist unermesslich. Es empfiehlt sich
daher die genaueste Betrachtung bis in alle Einzelheiten2).

Das Relief ist heute noch 1,42 m hoch und 1,24 m breit. Rückwärts ganz flach,
ladet es vorn in kräftiger Profilierung aus. Das eigentliche Bildfeld ist 13 — 16 cm
hoch, am Kranzgesims hat die Platte 19 cm Dicke. Unten springt ein Postament
vor, bestehend aus einer flachen 11 cm breiten Hohlkehle zwischen zwei glatten
5 und 6 cm breiten Streifen; das Kranzgesims oben zeigt, durch einen umlaufenden
Zahnschnitt und eine Leiste vermittelt, eine 6—10 cm breite Schräge, die einen
10 cm breiten lotrechten Rand trägt. Das 1,02—1,03 m hohe Bildfeld wird von den
fast frei herausgearbeiteten und zwischen Säulen stehenden Figuren gefüllt; sie ragen
zum Teil bis in das Kranzgesims hinein, das sonst im Wesentlichen zur Aufnahme
der Giebelkrönung gedient hat.

Die Hauptgestalt in der Mitte stellt einen hochgewachsenen Jüngling dar ohne
Bart, mit langem, durch ein Band zusammengehaltenen Lockenhaar; er steht in
voller Vorderansicht, in faltige Gewänder gehüllt da. Sein Schwergewicht ruht auf
dem rechten Fusse; der linke ist Spielbein. Man wird die aufrechte Haltung der
Wendung des Kopfes nach rechts entsprechend finden, aber vielleicht bemerken, dass
die linke Schulter etwas stark ausladet, der linke, unter dem Gewände herabhängende
Arm sehr kurz geraten ist. Der rechte Arm ruht, zur Brust erhoben, in einer Mantel-
falte, die Hand ist, abgesehen davon, dass der Daumen leicht den Saum fasst, ohne jede

1) Siehe die genaueren Angaben im amtlichen Kataloge. (Im Druck.)

2) Ich habe Herrn Geheimrat Bode zu danken für die mir freundlich zur Verfügung gestellten Auf-
nahmen des Reliefs und Herrn Dr. Wulff für die Durchsicht meiner Beschreibung der hier, wie in Ab-
schnitt III besprochenen Skulpturen.
 
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