j Ein bedeutender Rest des Prachtbaues Konstantins d. Gr. etc.
Untersuchungen von I. P. Kirsch über „Die altchristlichen Kirchengebäude im Altertum"
für das Rom der konstantinischen Zeit ergeben haben, vor Augen halte, so glaube
ich. es müsse nun bald die Zeit kommen, wo wenigstens wir Kunsthistoriker endlich die
alten verfahrenen Wege verlassen und uns dem Orient zuwenden. Dort zuerst treten
die christlichen Bausysteme, die Basilika und der Kuppelbau mit^Säulen, in ihrer
Vollendung selbständig auf. Wie sie geworden sind, das wird die Forschung auf
dem Gebiete der späthellenistischen Kunst d. h. Ausgrabungen und Untersuchungen
im Orient lehren müssen. Was wir bis jetzt kennen, das ist Nordafrika, Tunis und
Algier. Da kamen Dinge zu Tage, die deutliche Winke für die Stellung Roms im
Rahmen der künstlerischen Entwicklung hätten geben können. Aber freilich, Karthago
steht weit zurück hinter Alexandreia, Antiocheia, Ephesos und Konstantinopel. Von
diesen Centren aus wird die Kunst Roms in ihre Bahnen gelenkt, die lateinische
Eigenart behauptet sich kaum gegen diese griechisch-christliche Sturmflut.
Auf dem Gebiete des architektonischen Schmuckes beobachtet man auch sonst
im vierten Jahrhundert ähnliche lokale Eigenarten, wie ich sie an den Friesen der
alten Grabeskirche nachweisen konnte. Ich habe das oben für Kleinasien gezeigt.
In Hellas kann man für diese Zeit das unbeholfene Fortspinnen der Motive vom
Erechtheion nachweisen. Seit dem 5. Jahrhundert, besonders im 6. aber übernimmt
Konstantinopel, die neue Residenz mit ihren unerschöpflichen Steinbrüchen der
Prokonnesos, auf diesem Gebiete die Führung. Erst mit der Völkerwanderung tritt
der Umsturz ein; die Germanen im Norden, die Araber im Süden fangen an
eigene Wege zu gehen; das alte Mutterland der Kunst, der Orient, verfällt dauernd
dem Schicksal, das ihm schon, als Griechen und Römer noch wehrhaft dastanden,
von Babylon und Karthago aus gedroht hatte: die Lähmung durch die Semiten tritt
ein. Die nachdrängenden mongolischen Stämme vollenden, was die Araber, die
direkten Erben der hellenistisch-christlichen Welt, etwa noch versäumt hatten.
Inzwischen ersteht die grosse germanische Kunstblüte im Norden und beginnt man
in Italien die Antike wieder auszugraben. Das ewige Rom, diesmal in christlichem
Gewände tritt wieder in den Vordergrund, und wir gewöhnen uns, alles was christlich
ist, von ihm ausgehen zu lassen. Es wird harter Kämpfe, langer Arbeit und reicher
Mittel bedürfen, um diesen Wahn auszurotten und für den Orient die Anerkennung
seiner führenden Rolle in der Entwicklung auch der frühchristlichen Kunst durch-
zusetzen. Möchte das vorliegende Buch diesem ehrlichen Bemühen Helfer werben!
Untersuchungen von I. P. Kirsch über „Die altchristlichen Kirchengebäude im Altertum"
für das Rom der konstantinischen Zeit ergeben haben, vor Augen halte, so glaube
ich. es müsse nun bald die Zeit kommen, wo wenigstens wir Kunsthistoriker endlich die
alten verfahrenen Wege verlassen und uns dem Orient zuwenden. Dort zuerst treten
die christlichen Bausysteme, die Basilika und der Kuppelbau mit^Säulen, in ihrer
Vollendung selbständig auf. Wie sie geworden sind, das wird die Forschung auf
dem Gebiete der späthellenistischen Kunst d. h. Ausgrabungen und Untersuchungen
im Orient lehren müssen. Was wir bis jetzt kennen, das ist Nordafrika, Tunis und
Algier. Da kamen Dinge zu Tage, die deutliche Winke für die Stellung Roms im
Rahmen der künstlerischen Entwicklung hätten geben können. Aber freilich, Karthago
steht weit zurück hinter Alexandreia, Antiocheia, Ephesos und Konstantinopel. Von
diesen Centren aus wird die Kunst Roms in ihre Bahnen gelenkt, die lateinische
Eigenart behauptet sich kaum gegen diese griechisch-christliche Sturmflut.
Auf dem Gebiete des architektonischen Schmuckes beobachtet man auch sonst
im vierten Jahrhundert ähnliche lokale Eigenarten, wie ich sie an den Friesen der
alten Grabeskirche nachweisen konnte. Ich habe das oben für Kleinasien gezeigt.
In Hellas kann man für diese Zeit das unbeholfene Fortspinnen der Motive vom
Erechtheion nachweisen. Seit dem 5. Jahrhundert, besonders im 6. aber übernimmt
Konstantinopel, die neue Residenz mit ihren unerschöpflichen Steinbrüchen der
Prokonnesos, auf diesem Gebiete die Führung. Erst mit der Völkerwanderung tritt
der Umsturz ein; die Germanen im Norden, die Araber im Süden fangen an
eigene Wege zu gehen; das alte Mutterland der Kunst, der Orient, verfällt dauernd
dem Schicksal, das ihm schon, als Griechen und Römer noch wehrhaft dastanden,
von Babylon und Karthago aus gedroht hatte: die Lähmung durch die Semiten tritt
ein. Die nachdrängenden mongolischen Stämme vollenden, was die Araber, die
direkten Erben der hellenistisch-christlichen Welt, etwa noch versäumt hatten.
Inzwischen ersteht die grosse germanische Kunstblüte im Norden und beginnt man
in Italien die Antike wieder auszugraben. Das ewige Rom, diesmal in christlichem
Gewände tritt wieder in den Vordergrund, und wir gewöhnen uns, alles was christlich
ist, von ihm ausgehen zu lassen. Es wird harter Kämpfe, langer Arbeit und reicher
Mittel bedürfen, um diesen Wahn auszurotten und für den Orient die Anerkennung
seiner führenden Rolle in der Entwicklung auch der frühchristlichen Kunst durch-
zusetzen. Möchte das vorliegende Buch diesem ehrlichen Bemühen Helfer werben!