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Epoche des Praxiteles.

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Menschengestalt, welche als das Alpha und Omega aller Kunst auch hier sich nun
aus dem Herz der Pflanze heraushebt: so ringt sich aus der herrlichsten Instrumental-
komposition, der nennten Symphonie, das zuletzt einzig Befriedigende, davon alle Musik
ausging und darauf sie immer zurückkommt, der Gesang menschlicher Stimmen. Die
Figuren bewegen sich teils in Zonen, teils in polygnotischem Gelände, das aber bald
zu einem Dreireihenschema erstarrt. Eine Neigung zu zentrierter Anordnung findet
ihre Hauptstütze in der Aufnahme des Typus „Besuch tun Grabe", jenem Licblings-
thema der weissgrundierten Lckythen, nur dass sowohl die das Grab umgebenden
Jünglinge und Jungfrauen nebst ihren Darbringungen vermehrt als auch die Grab-
mälcr selbst mannigfaltiger und oft reicher dargestellt werden, letzteres in Anklang an
die GrabnaYsken mit Marmorbildern der Verstorbenen, wie die vor dem athenischen
Dipylon. Eine Sonderklasse von Vasen führt uns in die Unterwelt: im Mittelbau
Pluton und Persephone, rechts die strengen Totenrichter, links Orpheus, der den Un-
erbittlichen erweichte und selbst zum rächt zurückkehrte, unten die Büsser Sisyphus,
Tantalus, die Danaidcu, dazwischen noch ein Todüberwinder und Zurückgekchrter,
Herakles; ob auch Selige, vielleicht sogar orplpsch Geweihte zu erkennen seien, steht
in Frage. Wenn die unteritalischen Vasen, wie sic den Eindruck machen, eigens für
das Grab gearbeitet sind, so werden auch ihre vielen Bilder des bacchischcn Thiasos
auf jenseitige Freuden weisen. Ebenso mag dann die dritte Bilderklasse scpulcral
empfunden sein, die alten Herocngeschichtcn, hier fühlbar unter Einfluss des tragischen
Theaters ncugestaltct. Nebenher gehen wirkliche Bühnenbilder, im drastischen Kostüm
der alten Komödie Parodieen vorzugsweise euripideischer Tragödien und Szenen der
neuen Komödied)
Dritte Periode. Die Welt seit Alexander.
Ein Liebling der Götter, von Herkunft
eit) Halbgricche, durch seine Bildung ein Voll-
bürger des Hellenentums, ein idealer Königs-
jüngling zog aus und eroberte die Welt, und
wohin er kam auf seinem Triumphzuge, da
pflanzte er hellenische Kultur, und auf seiner
Hand trug er die griechische Kunst in die Län-
der der Barbaren bis zum fernen Indien.
Ein Alexander musste die Künstler, auch
wenn er ihnen nicht so nahe trat wie dem
Apelles oder Lysippos, entzünden, und keine
lohnendere Aufgabe konnte sich ihrem Schaffens-
drange bieten, als einen neuen Heros zu ge-
,, , , stalten. Alte Autoren sagen von einem Privileg,
Alexander. München. ^ °
welches Alexander jenen beiden und dem Siegcl-
') Vasen, attisch: Milchhöfcr, Jalirb. 1894, 76 (Preisamphoren). Watzinger, Ath. Mitt. 1901,
86, 1. Unteritalisch: Otto Jahn, Vasen König Ludwigs 1854 Einleitung XXXIV. Patroni,
Ceramica antica ncll Italia meridionale 1897 II. Watzinger, Studien zur unterital. Vasenmalerei 1899.
Lukanien: Genick-Eurtwängler, Grieeh. Keramik Tat. 8 — 10; Furtwängler, Vasen Berlin 1885,

Dritte Periode.
 
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