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5. Die Ensenhamens.

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dours an, gibt es ihre Haltung wieder. Es ist gelehrter, aber nicht
„anders" als ein paar gleichzeitige Ensenhamens. Auch Arnaut de
Marueil^ legt allen Wert auf das, was Andreas worum prvbitas
nennt. Auch für ihn begründet weder hohe Verwandtschaft noch Besitz
den Ruhm, wenn nicht Tüchtigkeit und Verstand vorhanden sind. Ein
Ritter, der nicht über die höfischen Tugenden verfügt, wird zwar noch
Ritter genannt, aber mit Unrecht. Auch er bezieht in seine Lehre wie
Andreas Ritter, Damen, Geistliche und Bürger ein. Arnaut Guillem
de Marfan^ unterweist einen jungen Herrn, wie er zur Minne ge-
langen könne. Das erste Gebot ist: 8i volets essor ürutx, Liutr apereou-
dut2 (135, 83f.). Dazu gehört Wertlegen aus das Äußere so gut wie
innere Zucht. Er muß sowohl ein guter Unterhalter sein, als auch die
Armen unterstützen. Auch bei Garin dem Braunen^" ergeben ästhetische
und ethische Werte zusammen die worum probitus. Manche seiner
Lehren finden sich auch in Thomasins Frauenzucht, so etwa die Mah-
nung, den Werbenden zu prüfen; denn nicht jeder ist höfisch, den man
so nenn-E Ob Thomasin eines dieser Werke für seine Ensenhamens
benutzt hat? Garin hat nach Bartschs um 1170 gedichtet, Arnaut
Guillem de Marfan um 1200, Arnaut de Marueil gegen Ende des
12. Jahrhunderts. Von ihnen ist zumindest der letzte in Oberitalien
nachzuweisen, wo er in Beziehungen zum Markgrafen von Montserrat
steht^. Die Möglichkeit, daß schon der junge Thomasin das eine oder
das andere dieser Werke gekannt oder gar benutzt hat, besteht also durch-
aus. Aber das ist ja nicht das Entscheidende. Die höfische Bildung lebt
ja nicht nur in der Lehre, sie lebt nicht minder in der Lyrik und an den
Höfen selbst. Ihre treibende Kraft ist der Minnedienst, ihre Form wird
gestaltet nach dem Ideal der mo^snrn. In einer Tenzone^ stellt Garin
der Braune sie der louju^ru, der Leichtfertigkeit, gegenüber. Die Leicht-
fertigkeit Mahnt, das Leben zu genießen; denn schnell komme das Ende,
die müM rät zur Behutsamkeit, zur verständigen Führung. Sie lehrt,
sich vor Ausgelassenheit zu bewahren, sich vor Schaden in acht zu neh-
men, weder geizig noch verschwenderisch zu sein.
Diese mo^suru, inLxe ist die Voraussetzung für die eorteÄu, bük-
Zebtzit, urbuuitus^. Sie ergibt eine irdisch-vollendete neue Lebens-
Hahn, Werke (Anm. 448) 1 176ff.
Bartsch, Lesebuch (Amu. 450) 132ff.
s. o. Anm. 366. -u Garin der Braune 437f.
(Anm. 366) 400.
Dich, Leben (Anm. 253) t08; ?aes. ?rov. (Anm. 354) 72.
'«Appel (Anm. 366) 405 ff.
Wechßler (Anm. 340) 3tff.; Anglade (Anm. 353) 86f.
 
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