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Ivo

II. Thomasin von Zerclaere.

Der Hauptvorwurf, den so Thomasin gegen Otto richtet, ist der
des Übermutes. Zlmrmuot, boobvari, aber ist nach seiner wie nach
allgemein christlicher Auffassung das schlimmste Laster. Der Abfall
der Menschen von Gott ist ihr Ursprung, sie treibt zu allen Sünden.
Darum straft Gott die Hoffart und stürzt die hoffärtigen Fürsten
(Jes. Sirach 10,14ff.). Die suporkia ist vitiarum rechna?^, sie führt
die Schar der Laster an (7386 ; 7459), aus ihr gehen alle anderen
Sünden hervor. Wer sie besiegt, kann auch die übrigen schlagen
(7501 ff.).
Thomasin ist vorsichtig. Er erhebt den schweren Vorwurf der
imperbia nicht geradezu. Er sagt nur: nu vollout soimn suumlivlm
<laL <lor der Otto si vom riebe Msolmiäou änreU sm übormuot
(10505ff.). Er selber wolle ihn nicht des übormuotos zeihen, erzähle
nur den Tatbestand, und jeder möge zuhören und sich ein Urteil bilden
(10527ff.). Zweimal ist Otto groß gewesen, zweimal ist er gestürzt,
das erste Mal noch zur Zeit Philipps, das zweite Mal eben jetzt. Er
hat sich auf die Welt verlassen; hätte er sich unter Gott gedemütigt,
er wäre nicht gefallen. Nicht nur Thomasin findet ülmrmuot bei
Otto. Das Obronmon Lstouso^ schreibt, sein übermütiges Herz habe
die Ermahnung und den Befehl des Papstes mißachtet und ihm den
Bann zugezogen, und fährt fort: et ab illu lmru eepit eins superbi»
molinarl, dormo paulatim aä niolrilum est reäuotns. So urteilt man.
am Hofe und im Gefolge Azzos von Este. An anderen Stellen heißt es,
Otto habe sich alsbald nach seiner Krönung aufgelehnt oontra, patrem
ooronatorom suum et oontra marrem eoolesium^, oder gar, er habe
noch am selben Tag den der Kirche geschworenen Eid verletzt^. Ihnen
allen gemeinsam ist die Verurteilung des Kaisers als eines hochmütigen
und undankbaren Wortbrechers^°.
Vrogor, Uornlin31 es-p. 44, Migne 76, 620. Weitere Stellen bei Schön-
bach, Obermaat ckiu alte, ZDA. 38 (1894) 136f.; ferner Paul Schulze, Die Ent-
wicklung der Hauptlaster- und Haupttugendlehre von Gregor dem Großen bis
Petrus Lombardus und ihr Einfluß auf die frühdeutsche Dichtung. Diss. Greifswald
1914, 11; 14ff. n. ö.
hg. Oiulio Verton! und Vmilio Kuala Vieini (Ker. 1t. 8oript. XV 3),
Oittü cki Vaetollo 1908,7; ebenso das Obrouieon Llarobiue kurvisinuo et Vomburckiue,
hg. V. X. LattsZbi (kor. 1t. 8oript. VIII 3), 6ittü cki VusteUo 1916, 4.
gioarcki opisoopi Oromonensis Obronioon, Aurstorius, Zeript. Ker. It.
VII. Mailand 1728, 622 V.
Obroniou untigu» oivitntis Osesouuo, Aura torias, 8vript. kor. It. XIV.
Mailand 1729,1093 6.
Der Vorwurf der Undankbarkeit, den Thomasin nicht erhebt, findet sich
bei vielen Zeitgenossen. Bgl. Winkelmann (Anm. 82) II 289ff.
 
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