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8. Die neue Haltung.

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so hadert Gottfried und Wolfram und andere mehr gern vom Nachbarn
ein Wvrt geborgt. Thomasin verbietet es nicht, er empfiehlt es sogar,
selbst freilich will er darauf verzichten, weil — das gonus seiner Arbeit
es nicht erfordert, ja nicht gestattet, von simo Zodoto, nach den: Gesetz
seiner Gattung, soll äor rmbto lere Mrvunt eben oinvar sein, sind spuolro
rvvrt hier nicht angebracht. spuoim rvort meint hier dasselbe wie die
kloros Ciceros (äo ornt. III28 § 96) und die rliotoriono klares des Galfred
de Vino salvo^°, wie die bluomon Gottfrieds von Straßburg (Tristan
4651), es ist ein Fachausdruck der geblümten Rede^.
Schon die Griechen und nach ihnen Cicero unterscheiden den niedri-
gen, den mittleren und den höheren StilE. Cicero (cw orat. III55 § 212)
nennt die oratio tonuis, die oratio mocliooris und endlich die oratio
plona, deren jede ihre bestimmte Aufgabe habe, zu belehren (ckoooro),
zu gewinnen (oonsiliaro) oder zu erregen (pormovoro)^, bzw. zu lehren,
zu ergötzen (äolootaro) und zu rühren (klootore)^. Auf Cicero beruft
sich Augustin, wenn er sagt, das Belehren sei Sache der Notwendigkeit
(noeossitatis), das Ergötzen gehöre zur Anmut (snavitas), das Rühren
entscheide den Sieg^. Jeder der drei Aufgaben entspricht ein beson-
derer und ihr eigener Stil, der stilus lmmilis, moäiooris oder muMus^«.
Entsprechend unterscheiden auch die Poetiken des 12. und 13. Jahr-
hunderts^
Thomasin lehnt ausdrücklich die spaobon vcort ab, d. h. zunächst:
er verzichtet auf den hohen StilE, auf den Stil, den er den Dichtern
gestattet. Seine Absicht ist ja nicht, zu ergötzen, sondern zu lehren. Er
schreibt nicht ckuroli üurrnvilo (12274), sondern clurob not (12289). Des-
halb wählt er den stilus lmmilis, will er oinvar sprechen. Ja, er geht
soweit, zu behaupten, daß der die Rhetorik beherrsche, clor mit äor oin-
°»° ?oetriu novii. 1218; 1226, b'ural (Amn. 666) 234f.
Ehrismaun, PBB. 22 (1897) 323; Sawicki (Amn. 666) 60f.
E Ehrismanu, Studien (Aum. 666) 24ff.
E äe orat. II 77, 310; vgl. ebd. II 27, 115.
E Oivsro, Orator v. 21.
Nß ckoetrina vl>risti«uu, ock. Vogels (Morilochum Natristivum XXIV),
Bonn 1930, IV, XII ? 27.
Oiesro, Orator c. 29 8 100f.; danach Älugustin, cks äootr. vbrist. IV, XVII
tz 34.
stilus Numilis, meüioeris und Zravis bzw. xrauckiloguus. l'aral (Anm. 666)
86f.; Ehrismaun, Studien (Anm. 666) 24ff.
E Vgl. Ehrismanu, Studien (Anm. 666) 34f. Weitere Belege für den
Verzicht auf geblümte Rede für geistliche Stoffe bei mhd. Dichtern s. Schwie-
tering, Die Demutsformel mittelhochdeutscher Dichter (Gött. Abh. Phil.-Hist. Kl.
N. F. XVII 3), Berlin 1921, 49.
 
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