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l82 VIII. Der Wettftreit mit Wolgemut und die frühen Kupferftiche.

liehen Schweizerkrieg enthüllen — wie etwa Rembrandt im Iahre 1633
eine nackte Fortuna adverfa auf dem Schiffe fegelnd mit Bezugnahme
auf die Seefchlacht bei Actium radiert hat 1). Dann wäre endlich der
Pokal, den ihre Hand hinreicht, abgefehen von feiner allegorifchen
Bedeutung, kein anderer als der goldene Becher, mit welchem der
Rath von Nürnberg Pirkheimer nach feiner Rückkehr unter öffent-
lichen Lobeserhebungen beehrte.

Sollte auch diefer Erklärungsverfuch fich nicht ganz bewähren, fo
bleibt doch deffen Durchführung an diefer Stelle deshalb nicht nutzlos,
weil er fich nur aus jenem Materiale aufbaut, welches den hiftorifchen
Boden für Dürers Perfönlichkeit bildet. Als erwiefen dürfen wir immerhin
annehmen, dafs fich kurz vor Thorfchlufs des XV. Jahrhunderts in einer
deutfehen Kriegerfchaar, geführt von einem Bürger, dem die Sprache
und die Gedankenwelt des alten Hellas vertraut waren, auch min-
deftens EinKünftler befand, tüchtig an Auge, Herz und Hand. Das
Bild, welches diefer heimbrachte von dem, was fie gefchaut, vollbracht
und erlitten hatten, kann fich freilich nicht meffen mit dem, welches
der Gelehrte in feinem Buche niederlegte. Aber Eins gehört zum
Andern; der eine fprach zu den wenigen Gebildeten der Zeit, der
andere fprach in Bild und Wort zu allem Volke — wer wollte ent-
fcheiden, welcher von beiden in feiner Zeit damit mehr gewirkt und
gefördert habe? Heute freilich ift der Zeichner vergeffen, fein Werk
faft unbekannt, indefs Pirkheimers Gommentar dazu feine claffifchc
Objectivität für immer bewahrt hat und darin die Lichtblitze einer
neuen Welt von Empfindungen und Ideen. Welche edlen Worte legt
er z. B. jenem Schweizermädchen in den Mund, die ftolz den Frieden
anzubieten kommt, fie klingen wie eine Verherrlichung des feindlichen
Gemeinwefens, feiner Sitten und feiner Freiheit. Und wie bitter wird
er hinwiederum gegen diefelben Schweizer, wo er zum Schluffe von
dem feilen Volke fpricht, das fich an die Franzofen verkauft »zur
ewigen Schmach der gefammten deutfehen Nation«.

von Hechingen im Hohenzoller'fchen. Und | zuftimmen. Immerhin konnten die Nürn-

wirklich überrafcht noch heute die Lage berger Fähnlein über Haigerloch gekommen

diefer Stadt in der Felfenfchlucht durch fein. Diefe Stadt liegt aber an der Eyach,

ihre Aehnlichkeit mit jener Landfcliaft. , in welche ein wenig oberhalb ein Sturz-

Vergl. den Stahlftich in: G. Schwab, Das I bach mündet. Sollte eine undeutliche

malerifche und romantifche Deutfchland, ! Ueberlieferung des Flufsnavnens Eyach

Leipzig 1846, I. III—114. Zahn kam fomit Sandrart zu einer Verwechslung mit dem

von ganz anderer Seite auch auf eine Ortsnamen Eytafch verleitet haben?

fchwäbifche Gegend, und ich füge feine j 1) Bartfeh, Catalogue des Eftampes de

Meinung deshalb blofs äufserlich hier an, j Rembrandt, Vienne 1797. Nr. III. Blanc,

um dem Todten das geiflige Eigenthum 1 L'oeuvre de Rembrandt, Nr. 81.
daran zu wahren. Doch möchte ich ihm
 
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