Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Thieme, Paul [VerfasserIn]
Der Fremdling im Ṛgveda: eine Studie über die Bedeutung der Worte ari, arya, aryaman und ārya — Leipzig, 1938

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.40195#0023
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
1. Kapitel: Mittelindisch ere, re ,,du da“. §4—5

9

zu machen und ari immer mit „reicher Herr“ wiederzu-
geben. Es müßte dann der Zusammenhang jeweils mit
Deutlichkeit darauf führen, in welchem Sinne der „reiche
Herr“ genommen ist; es müßte erw'artet werden, daß auch
bei anderen Worten gleicher oder ähnlicher Bedeutung die-
selbe Verschiedenheit der Bewertung sich beobachten läßt.
Beides ist nicht der Fall. Geldner übersetzt ari bald mit
„reicher Herr, Standesherr“, bald mit „Protz“, bald mit
„Nebenbuhler“, bald mit „Feind“, Ausdrücken, die man
nicht gegenseitig ersetzen kann, während er für magliävan
und süri mit Synonymen für „Freigebiger“ und „Patron“
auskommt und mit je einem Wort hätte auskommen können.
Ein allgemeiner Einwand trifft schließlich noch die Her-
leitung der Bedeutung „Feind“ sowohl aus „Geiziger“
(BergaignE), als auch aus „reicher Herr > Protz, oder
> Nebenbuhler“ (Geldner): allzusehr hängt sie in beiden
Fällen an einer für die Dichter des RV. vorausgesetzten ge-
schenkegierigen, eifersüchtigen Priester-Mentalität; allzu-
sehr macht sie die vedische Hochsprache zum bloßen Opfer-
jargon1). Es ist aus solchem Grunde, daß Neisser, Zum
Wörterbuch des Rgveda II S. 21 f., sich am Ende entschlossen
hat, die „psychologische“ Erklärung Geldners fallen zu
lassen, und zwei letzthin verschiedene Worte zu postu-
lieren: ,,ari in günstigem Sinne ist ,der zur Fuge strebende' . . .
Darauf beruht der ,Getreue, Genosse; Rechtgesinnte, Gute';
gesteigert der ,Ausgezeichnete, Edle, Herr' (ägtarog süri).
Ungünstig gewendet (,aus der Fuge strebend') entwickelt
sich der ,abseits sich haltende, anders und feindlich gesinnte';
in spezieller Anwendung auf den süri der, fremde und kon-
kurrierende' oder ,laue und filzige' Patron.“ Mich dünkt,
dagegen kann man das gleiche geltend machen, was Bergaigne
(Etudes S. 153) Grassmann vorgehalten hat: „d’une racine
exprimant une idee plus ou moins vague de mouvement,
on peut faire tout ce qu’on veut.“ So vage ist in der Tat
der Sinn, den Neisser unserem Worte am Ende zuschreibt,

b Siehe Bloomfield, JAOS. 45 S. 161.
 
Annotationen