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griechischen Kunst zuzutrauen. Es hängt dies zusammen mit der
damals noch einseitigen Auffassung der griechischen Kunst, welche
wiederum in der geringen Anzahl damals bekannter wirklich archaisch
griechischer Werke begründet war. Nun sie zu Tage kamen, wurden
sie zunächst nicht als solche erkannt. Auch die Inschriften auf den
Vasen, die zwar aus griechischen Buchstaben bestanden, aber doch
so viele Fehler zeigten oder auch gar nicht lesbar waren, schienen
die Annahme zu bestätigen, dass man hier Produkte vor sich habe
„d'un arte greca modificata per le particolari usanze di quelle
contrade etrusche".1) Die seit Demarat in Etrurien eingebürgerte
griechische Kunst sei durch eine kunstbegabte Töpfergilde „erweitert"
worden, diese hätte von Vulci aus alle umliegenden Gegenden Etru-
riens mit Thongefässen versorgt.2) „Artisti Tirreni" waren demnach
für Gerhard die Meister des streng rfg. Stils: Hypsis, Phintias,
Euthymides, Euxitheos, Sosias, ja selbst noch Hieron.3) Die Tafel
Mon. I. 26, (No. 1—3) und die Definition der tyrrhenischen Amphora
im „lexikalischen Hausbedarf"4) zeigt, was Gerhard hierunter ver-
standen haben wollte. Es sind die grossen Bauchamphoren mit aus-
gesparten, von ornamentalen Bändern umzogenen Bildfeldern,
eine dekorative Anordnung, in der Gerhard durch sein Vorurteil ver-
leitet nur „geflissentliche Schwerfälligkeit" argwöhnte. Es sind Ge-
fässe, deren Stil sich vom Mittelsfg. an hindurch erstreckt bis zum
Strengrotfigurigen.

Was wir heute noch unter „tyrrhenischen" Amphoren verstehen,
und was im Titel vorliegender Untersuchung hierunter gemeint ist,
hiess damals anders. Unsere Gefässe hiessen damals „ägyptisierende"
(„all' egiziana"). So lautet die Definition in obenerwähntem „Haus-
bedarf" : „Die ägyptisierende Amphora ist durch einen ziemlich
starken Bauch, hauptsächlich aber durch die Uberfüllung des ganzen
Gefässes mit Figuren und durch die daran übliche Verteilung in
mehrfachen horizontalen Bändern ausgezeichnet." Seltener ist die
Bezeichnung „tirreno-egiziane". Sie zeigt uns aber, wie verschwommen

*) 1. c. P. 25.

2) Berlins antike Bildwerke. 1838. p. 143 ff. Die Hypothese stammt eigentlich,
von Welcker, vgl. Neues Rhein. Mus. I. p. 341 ff.

3) Rapp. Volc. p. 26.

4) Berlins Antike Bildwerke, p. 346.
 
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