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Rom. Mitt. II, p. 171, Wien 216 (Masner Taf. III.). Silene und nackte
Nymphen1) aber sucht man ganz und gar vergeblich im Korinthischen;
sie finden sich nur im jonischen Kunstkreis; vgl. den Deinos in Wien
215, (Masner, Tafel V), den Deinos im Louvre, BCH. 1893,
p. 424, ferner JHS. VI, p. 190 u. 181, den klazomenischen Sarkophag
Ant. Denkm. I, 46, 3; Jahrb. 1895, p. 43. Freilich sind da die
Silene immer noch hufig, nicht menschenfüssig, wie durchweg im
Tyrrhenischen. Zu den nackten Nymphen vgl. die kyrenische Schale,
Böhlau, aus italischen und jonischen Nekropolen, Taf. XI, 1, dann
die nackten Frauen bei Nikosthenes und Amasis.

Die Tänzer eines korinthischen Komos sind selten ganz unbe-
kleidet, wie die des attischen und böotischen. Sie tragen ein rotes,
kurzes, noch Becken und Glutäen deckendes Wamms mit ganz kurzen
Armelchen; selten ist das Glied zu sehen, ebenso ithyphallische
Bildungen, diese scheinen das Charakteristikum der tyrrh. Komasten zu
sein. Gleichfalls nicht ithypallisch sind die böotischen Komasten
(Tanagradreifuss und die Kanthan Athen. Nat. Mus. 623 u. 624);
dagegen sind sie nicht bekleidet wie die korinthischen, sondern nackt
wie die attischen.

Die tyrrhenischen Silene sind also immer menschenfüssig, niemals
hufig, auch niemals durch Gravierung als zottig charakterisiert. Der chal-
kidische Typus fehlt demnach vollständig. Das spricht wenig für eine
starke Beeinflussung von Chalkis her, wie man sie auch schon annehmen
zu müssen geglaubt hat. Dagegen giebt es ein archaisches Skulpturwerk,
welches inhaltlich wie stilistisch mit den tyrrhen. Komosdarstellungen
aufs engste verwandt ist: und das ist ein altattisches. Ich meine das
Porosgiebelfragment, Ath. Mitt. XI, Taf. II, 2, mit der Darstellung
obscöner Silene und Nymphen; die Silene mit Flöten, die Nymphen
mit Krotalen. Auch wenn Studniczkas Vermutung, das Werk stamme
vom alten Dionysostempel im Lenaion, nicht zutreffen sollte, bleibt
es doch sicher eine attische Skulptur aus der für uns in Frage
kommenden Zeit und bestärkt uns in der Zuweisung unsrer Gefässe
an den attischen Kunstkreis.

*) Tanzende, aber bekleidete Frauen auf den spätkorinthischen Schalen; Benn
dorf sizil. Vbb. 43, I, und München (Neue Erw.; dorischer Peplos).
 
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