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Verbindung von Lotoskelch und Palmettenfächer durch Rankenwerk.
Um die grosse Bedeutung dieses Ornamentes als einer Art Leit-
muschel für unser Gebiet nachzuweisen, ist es notwendig, weiter auszu-
, holen und auch auf die andern Vasengebiete etwas näher einzugehen.

Die im Korinthischen vorkommenden Kombinationen sind,
folgende:

A. Solche nur mit Lotoskelchen und zwar:

1. mit zweien. Die Kelche sind gegenständig mehr oder
weniger eng miteinander verbunden (beiderseits immer symmetrische
Tiere), besonders auf den älter korinthischen Gefässen, wie kugel-
und birnförmigen1) Aryballen beliebt, z. B. *

Pottier, Vases du Louvre A. 462. pl. 16. [T\

E. 491. pl. 41.

Berlin No. 1031.

2. Mit vieren, die Doppelung von eins, das Lotoskreuz. Es
entsteht, wenn die symmetrischen Tiere seitlich fehlen oder weiter
zurücktreten; z. B. München 205. [2]

Auch dies Ornament ist vorzüglich im Altkorinthischen
insbesondere auf den kugeligen Aryballen beliebt, wenn anders das
Motiv, das ich hier im Sinne habe, hierher gehört. Es schien mir
wenigstens so, als könne man die Genesis von 2 aus 1 heraus
auf folgende Weise sich vollzogen denken: Zunächst konnten sich
— besonders wenn die symmetrischen Tiere r. und 1. wegfallen -
die beiden senkrecht übereinander stehenden Lotoskelche mehr hori-
zontal nach beiden Seiten ausbreiten. Dadurch entstanden rechts
und links zwischen je einem oberen und einem unteren Randblatt
leere Felder, welche zuerst auf höchst einfache Art: durch ein schräg
karriertes Dreieck gefüllt wurden — ganz wie im Melischen die
Zwickel zwischen zwei Spiraleinrollungen. So Berlin 1035. Dies
Fülldreieck nahm nun allmälig die Form, besser den Umriss des mit ihm
in so nahe Beziehung gebrachten Lotoskelches an, zunächst nur den
Umriss: die Einschnürungen am Kelchansatz und die weit ausladen-

1) Jahrb. 1889, Tafel VI, 4 gehört nicht hierher, wie an den verkümmerten,
seitlichen Ranken zu sehen ist; es ist eine Reduktion "des attischen P.-L.-Kreuzes.
Dazu schreitende Sphingen! Vgl. Schuhmacher 1. c. p. 226.
 
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