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Eine leidliche, aber schon ziemlich vereinfachende, flüchtige Nach-
bildung des einfachen Palmettenkreuzes hat ein sehr spät1) korinthischer
Kantharos, den ich 1898 hier im Kunsthandel sah. [20] Ein gänzlich
missratener Versuch eines der komplizierteren Systeme auf freilich
höchst ungünstig bemessenem Räume nachzuahmen:2) auf der tiefen
korinthischen Schale, München 940 = Micali Monum. Ined. 43, 1. Be-
sonders liebte man das einfachere, im Kern korinthische, in seiner
schönen Durchbildung aber chalkidische3) Geschlinge mit den beiden
Hähnen zu kopieren, niemals ohne es zu verschlechtern; so auf der
spätkorinthischen Schale: S. Sab. 48, I etc.

Das Tyrrhenische und das Attische überhaupt, kennt weder das
Palmettenkreuz der Chalkidier noch das Lotoskreuz der Korinther. Sein
Typus ist eine Kontamination von beiden: das Palmetten-Lotos-
kreuz. [22] Es gehört den tyrrhenischen Amphoren ebenso aus-
schliesslich an, als es den korinthischen und chalkidischen Gefässen
völlig fremd ist.

Das Charakteristische ist die konsequente Reservierung der
Horizontalachse für die Palmettenfächer, der Vertikalachse für die Lotos-
kelche. Das Korinthische hatte ebenso konsequent beide Achsen mit
Lotoskelchen, das Chalkidische beide mit Palmetten ausgestattet.

Das Palmetten-Lotoskreuz ist etwas Nichtpeloponnesisches und
Unkorinthisches, und wenn es sich auf sonst „korinthisch" aussehen-
den Gefässen findet, so sind diese eben schon aus diesem Grunde
nicht wirklich korinthisch. So der Birnenaryballos, Cambridge Fitzw.
Mus. 30. Fundort unbekannt, gekauft in i\then. Auch aus anderen
Gründen eher Böotien oder Attika als Korinth zuzuweisen. Ferner
der böotische Kantharos in Berlin, abgeb. BCH. 1897, P- 45 I- Dann
die Hydria Berlin 1656; das Ornament abgeb. bei Wilisch, Tafel IV,
42; sicher nicht korinthisch; vielleicht böotisch.4) Ebenso ein Drei-
fuss, den ich 1898 im Kunsthandel sah [54].

J) Die Panther schon mit weissem Bauchstreif!

2) Zu beachten auch die echt korinthischen Zuthaten an Buntheit: weisse Tupfen,
abwechselnd rot und schwarze Palmettenblättchen; Füllkleckse: alles ganz unchalkidisch.

3) Über seinen speziell chalkidischen Charakter vgl. Furtwängler, S. Sab. Text zu
Tafel XLVIII. Die Wiedergabe des Ornamentes, Mon. VI, Taf. XV, scheint mir
ungenau. Ein gutes, jung-chalkidisches Beispiel dagegen: München Inv. No. 2161.

*) Vgl. über Gefässe derselben rohen Arbeit, unten p. 146.
 
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