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und chalkidische Mann steckt in seinem Kleide wie in einem steifen,
oben und unten gleichweiten cylindrischen Behälter, dessen Wan-
dung im Profil ganz senkrechte, gerade Kanten ergiebt. Diesen ist
dann wieder parallel die Linienführung der im Rücken und über
den linken Unterarm herabhängenden Zipfel. Die bewegte Linie der
unter dem Stoff liegenden Glieder kommt also nicht zum Ausdruck.
Aber schon im Chalkidischen beginnt sich dies zu ändern, - - gewiss
auf jonische Einflüsse hin — besonders in Bezug auf die Rücken-
linie. Schon in Darstellungen jonisierender Kunst treffen wir diese
naturalistische Zeichnung. So sehr stark ausgeprägt auf den jonisch
stark beeinflussten Vasen Dümmlers, z. B. München 124 [5] vgl.
Rom. Mitt. 1887, Taf. VIII, oder der ebenso stark jonisierenden Vase
Gerh. Aus. Vbb. 317—3 18 [4]. Diese natürlichere Linienführung, wenn
auch in weniger exakter Ausführung, weist auch die tyrrhenischen
Vasen mehr auf die jonische als auf die korinthische Seite.

Die andere, seltenere und wie es scheint jüngere1) Art den
Mantel, umzulegen ist die, ihn auf beiden Schultern gleichmässig
aufliegen und in zwei parallelen Enden vorne senkrecht herabfallen
zu lassen. Beispiele: Dionysos, Apollo, der unbekannte Gott und
Hephäst auf 26, der Deianira Vater auf 25, die beiden Männer im
Kreuzchenmantel auf 58.

Die Säume der Männermäntel sind im Unterschied von denen
der Frauen in der Regel nicht gemustert. Die weissen Punktreihen
sind, da sie überall vorkommen, kaum hierher zu rechnen. —

Wie in der Männertracht, so sind auch bei der Frauentracht
die in den verschiedenen Kunstgebieten dargestellten Kleidungs-
stücke an sich die gleichen, die Verschiedenheit der Erscheinung
beruht wieder nur auf einer Verschiedenheit ihrer Darstellung.

Das Hauptstück der tyrrhenischen Frauenkleidung ist der
dorische Peplos, mit Gürtung und ohne Ärmel. Er fehlt eigentlich
nie (ganz unbekleidete Frauen nur in besonders exzessiven Komos-
szenen z. B. 9, 47, 51). Denn auch dann, wenn die Gürtung durch einen
darüberliegenden Mantel verdeckt ist, glaube ich aus der Behand-
lung der sichtbaren Teile und deren Vergleichung mit vollständig
sichtbaren sicher dorischen Röcken, in dem betreffenden Stück immer
einen dorischen Peplos, nicht etwa jonischen Chiton annehmen zu

1) Auf der Frangoisvase z. B. dominierend.
 
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