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— 136 —

Mit Nikosthenes aber erreichen wir wieder einen einigermafsen
festen Punkt, den gleichzeitigen Beginn der rotfigurigen Malerei, die
Mitte des 6. Jahrh. v. Chr. Wir können also rund sagen, die tyr-
rhenischen Vasen gehören sämtlich der ersten Hälfte des
6. Jahrhunderts an.

So haben wir Anfang und Ende, was vorherging und was
nachfolgte. Von selbst ergiebt sich nun, was gleichzeitig unseren
Gefässen sein muss, mit anderen Worten das Verhältnis des Tyr-
rhenischen zu den älteren signierenden Meistern: Klitias, Amasis,
Taleides, Exekias. Sie müssen alle gleichzeitig mit der tyrrhenischen
Amphorenfabrik, wenigstens mit den jüngeren Erzeugnissen derselben
gearbeitet haben. Für Amasis und Exekias sind oben schon
Parallelerscheinungen nachgewiesen. Warum ich auch Klitias be-
sonders hier nenne, mag aus folgendem hervorgehen:

Ich schliesse mich ganz Wolters an, wenn er letzthin (Jahrb.
1898, p. I ff.) die Frangoisvase als etwas entschieden Jüngeres als
z. B. die Menidischerben ansprach und bei Klitias ein gleiches in-
dividuelles Streben nach künstlerischer Zierlichkeit hervorhob, wie es
bei Amasis und Exekias längst bekannt ist. Ich glaube, wir dürfen
uns die Frangoisvase nicht mehr so isoliert und uralt vorstellen,
sondern müssen den Klitias mehr zu den beiden vorher genannten
Archaisten herunter rücken, weniger vielleicht als ihren gleichaltrigen
Kollegen, aber als ihren machtvollen Bahnbrecher und Vorgänger,
vielleicht auch noch älteren Zeitgenossen. Mit ihm mag die —
wieder von Jonien kommende — aufs Zierliche abzielende, archai-
sierende Richtung in der attischen sfg. Vasenmalerei eingesetzt haben.
Er dürfte damit stark in die erste Hälfte des 6. Jahrhunderts,
niemals aber mehr ins 7. Jahrhundert zu datieren sein.1)

Es finden sich Dinge bei Klitias, welche nicht der wirklich alten,
sondern einer jüngeren Stilstufe eigen sind und dann wieder Züge,
welche wohl der alten Zeit angehören, hier aber in bewusster Absicht
von neuem aufgenommen sind, fremd in einer viel jüngeren Umgebung.
GanzAusserliches vorausgenommen, so ist die Kraterform mit den hohen
Volutenhenkeln keine sehr alte, steht vielmehr der für Nikosthenes

-1) Vgl. hiezu die Ansetzung Kretschmers aus epigraphischen Gründen, Vasen-
inschriften p. 112/3. Dagegen Montelius im Journal of the Anthropological Institut
1897, p. 261—266. Hi ezu Caro im Bull, di Paletnol. Ital. 1898, p. 144 ff.
 
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