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Thode, Henry; Michelangelo; Michelangelo [Mitarb.]
Michelangelo: kritische Untersuchungen über seine Werke; als Anhang zu dem Werke Michelangelo und das Ende der Renaissance (Band 1) — Berlin: Grote, 1908

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.71997#0177

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Zeichnungen und Modelle für das Denkmal

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wie die Zeichnung auf der Rückseite, für Kopien Bandinellis
nach Originalentwürfen Michelangelos für die Sklaven. Wie
er in diesen grandiosen, dabei mit grösster Sorgfalt aus-
geführten Blättern Handschrift und Geist des Meisters zu
verkennen vermag, dafür habe ich keine Erklärung. - —
Schwerer zu entscheiden ist die Frage, ob hier ein Sklave
gemeint sei oder nicht. Die triumphirende Haltung, die freie
Bewegung der Arme und der Kopfschmuck lassen mich an
einen Sieger denken. Dann aber müsste ihm freilich der
Gedanke, an Stelle von Viktorien männliche Figuren zu setzen,
schon früh gekommen sein, denn die Studien weisen, wie
auch Berenson annimmt, auf die Zeit bald nach dem Karton
hin. — Rückseite. Feder. Phot. Br. 43. Dieselbe Figur,
aber etwas von der linken Seite gesehen. In Vergleich kommt
mit der Rückseite
XXI. Paris, Louvre 712. Thode 486. Ber. 1594. Feder. Nackter
Mann in ganz gleicher Ansicht und ähnlicher Stellung, nur
ist das rechte Bein nicht so hoch aufgestützt, der linke über
die Brust gelegte Arm mehr gesenkt und der Kopf in etwas
anderer Haltung. Rückseite: dieselbe Figur in Röthel durch-
gezeichnet. Berenson sieht sie als eine Studie für den Krieger
auf dem Schlachtenkarton, welchem ein Anderer den Kürass
anschnallt, an. Dies halte ich für ausgeschlossen, da die
Armbewegung eine andere ist und der Unterkörper des Mannes
auf dem Karton schwerlich in so ruhig verharrender Stellung
gedacht werden kann. — - Freilich tritt in diesem Blatte das
Siegerhafte viel weniger hervor, als in XX. Hier könnte man
eher an einen Sklaven denken.
XXII. Paris, Louvre. 689. Thode 478. Ber. 1589. Phot. Br. 64.
Feder. Nackter, herkulischer Mann, das linke Bein etwas
zurückgestellt auf eine Erhöhung, Oberkörper etwas nach
rechts geneigt, den Kopf nach links zurück wendend. Die
linke Hand am linken Oberschenkel; der rechte Arm stark
erhoben und gekrümmt scheint ein Gewandstück über der
Schulter zu halten. In der Bewegung eine Verwandtschaft
mit dem Sieger, was auch Berenson bemerkte. Man möchte
einen Zusammenhang der Studie mit der Statue, wenigstens
in allgemeinem Sinne annehmen. In Betracht kommt auch
XXIII. Oxford, Univ. Gall. 42 verso. Thode 425. Jüngling, den linken
Fuss hoch aufgestützt auf einen nicht angegebenen Gegenstand,
die Linke in die Seite gestemmt, die Rechte auf dem linken Knie,
den Kopf zur Seite gewandt, abwärts schauend. Das Motiv er-
innert an den Bronzedavid, aber der Fuss ist zu hoch gehoben,
als dass darunter bloss das Goliathhaupt gedacht sein könnte.
 
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