Rekonstruktion der Entwürfe
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Postamenten an. Daneben einige Profile der Gesimse. Auffallender
Weise sind an der Stelle, wo jetzt der Moses sich befindet, „storie"
angegeben. Offenbar war Aristotele nicht genügend informirt.
(Auch bezüglich des Obergeschosses sagt er: non so quello si veda
da qui in su.) So bleibt es auch zweifelhaft, ob wir aus der
Skizze schliessen dürfen, Michelangelo habe ursprünglich auch das
Obergeschoss mit Ornamenten verzieren wollen.
III
Rekonstruktion der Entwürfe
I. Der Entwurf von 1505
Für diesen sind wir einzig auf Vasaris und Condivis Mit-
theilungen angewiesen.
Vasaris Angaben über das Werk, das an Schönheit, Stolz und
Erfindung jedes antike kaiserliche Grabmal übertreffen sollte, lauten
in der I. Ausgabe: Michelangelo habe es, „damit man es von
allen Seiten sehen könne, als isolirten Bau" geplant. Der vierte
Theil der Architektur mit ihren Gesimsen und Ornamenten sei
von ihm mit Eifer vollendet worden — d. h. die vordere Fassade
des Unterbaues. Da wir wissen, dass diese 1513 und 1514 aus-
geführt wurde, wird hier also schon von der Thätigkeit nach Fest-
setzung des II. Entwurfes gesprochen. Vasari fährt fort: „inzwischen
begann er einige nackte Viktorien, welche unter sich Gefangene
haben, und zahlose Provinzen, an einige Marmorhermen gefesselt,
welche als Stützen dienten, und gab diesen Gefangenen in ihrer
Anfesselung verschiedene Stellungen. Vier dieser Gefangenen, so
gut wie vollendet, befinden sich noch in seinem Hause zu Rom.
Und ebenso vollendete er einen Moses in Marmor von 5 Ellen
Höhe." Es folgt die Beschreibung dieser Statue und eine kurze
Erwähnung der endgültigen Ausführung des Denkmales. — Diesen
Angaben ist, als positiv für den I. Entwurf gültig, nur jene über
den Freibau zu entnehmen.
Condivi berichtet: „und um einen Begriff davon zu geben, sage
ich in Kürze, dass dieses Grabmal vier Fassaden haben sollte, zwei
Seitenfassaden, 18 Ellen lang, und zwei Vorderfassaden, 12 Ellen
lang, so dass das Ganze ein Rechteck im Verhältniss von 1 zu I
bildete. Aussen rings herum waren Nischen, in welche Statuen
gesetzt werden sollten, und zwischen Nische und Nische Hermen-
pfeiler, an welche auf Würfeln, die, auf den Boden gestellt, nach
aussen treten, andere Statuen gefesselt waren, in Gestalt von Ge-
fangenen; diese stellten die freien Künste vor, und auch die Malerei,
die Skulptur und die Architektur, jede mit ihrem Abzeichen, da-
11 *
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Postamenten an. Daneben einige Profile der Gesimse. Auffallender
Weise sind an der Stelle, wo jetzt der Moses sich befindet, „storie"
angegeben. Offenbar war Aristotele nicht genügend informirt.
(Auch bezüglich des Obergeschosses sagt er: non so quello si veda
da qui in su.) So bleibt es auch zweifelhaft, ob wir aus der
Skizze schliessen dürfen, Michelangelo habe ursprünglich auch das
Obergeschoss mit Ornamenten verzieren wollen.
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Rekonstruktion der Entwürfe
I. Der Entwurf von 1505
Für diesen sind wir einzig auf Vasaris und Condivis Mit-
theilungen angewiesen.
Vasaris Angaben über das Werk, das an Schönheit, Stolz und
Erfindung jedes antike kaiserliche Grabmal übertreffen sollte, lauten
in der I. Ausgabe: Michelangelo habe es, „damit man es von
allen Seiten sehen könne, als isolirten Bau" geplant. Der vierte
Theil der Architektur mit ihren Gesimsen und Ornamenten sei
von ihm mit Eifer vollendet worden — d. h. die vordere Fassade
des Unterbaues. Da wir wissen, dass diese 1513 und 1514 aus-
geführt wurde, wird hier also schon von der Thätigkeit nach Fest-
setzung des II. Entwurfes gesprochen. Vasari fährt fort: „inzwischen
begann er einige nackte Viktorien, welche unter sich Gefangene
haben, und zahlose Provinzen, an einige Marmorhermen gefesselt,
welche als Stützen dienten, und gab diesen Gefangenen in ihrer
Anfesselung verschiedene Stellungen. Vier dieser Gefangenen, so
gut wie vollendet, befinden sich noch in seinem Hause zu Rom.
Und ebenso vollendete er einen Moses in Marmor von 5 Ellen
Höhe." Es folgt die Beschreibung dieser Statue und eine kurze
Erwähnung der endgültigen Ausführung des Denkmales. — Diesen
Angaben ist, als positiv für den I. Entwurf gültig, nur jene über
den Freibau zu entnehmen.
Condivi berichtet: „und um einen Begriff davon zu geben, sage
ich in Kürze, dass dieses Grabmal vier Fassaden haben sollte, zwei
Seitenfassaden, 18 Ellen lang, und zwei Vorderfassaden, 12 Ellen
lang, so dass das Ganze ein Rechteck im Verhältniss von 1 zu I
bildete. Aussen rings herum waren Nischen, in welche Statuen
gesetzt werden sollten, und zwischen Nische und Nische Hermen-
pfeiler, an welche auf Würfeln, die, auf den Boden gestellt, nach
aussen treten, andere Statuen gefesselt waren, in Gestalt von Ge-
fangenen; diese stellten die freien Künste vor, und auch die Malerei,
die Skulptur und die Architektur, jede mit ihrem Abzeichen, da-
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