Deutungen der einzelnen Darstellungen 39g
Von einem solchen Zusammenhange der beiden Szenen ver-
mag ich Nichts zu sehen. Was der scheu herzutretende Knabe
thut, ist nicht deutlich. Der gewaltige Kopf des Patriarchen er-
innert Steinmann an den Moses.
LVII. Eleazar, Mathan. Links lässt eine ältere Frau ein
Kind auf ihren Knieen tanzen, ein Mann dahinter schaut sie mit
grossem Blick an. Rechts ein in schwermüthiges Sinnen versenkter
schöner Jüngling in lässiger Stellung. Hinter ihnen die Köpfe
einer unschönen Frau von seltsamer Physiognomie und eines Kindes,
die nach rechts unten schauen. — Henke hält die Frau links für
einen Mann und erklärt die Stellung des Jünglings so: er habe
eben noch nach links auf die Szene geschaut und nun den Kopf
nach der Frau und dem Knaben neben sich gewendet. Justi,
dem die beiden letzten Lunetten „Sonnenschein und Sturm" be-
deuten, nennt unser Bild: „Grossmutterfreuden." „Der kleine
Kobold arbeitet zum Entzücken anstellig und artig." Der Jüngling
hatte die Hand auf den Kopf gestützt. Steinmann macht auf die
griechische Schönheit des wie eine moderne Verkörperung des
Antinousideales erscheinenden Jünglings aufmerksam.
LVIII. Jakob, Joseph. Links ein alter, in sein Gewand
gehüllter Mann, der mit unheimlich erregtem finsteren Blick, rollen-
den Augen herausschaut; hinter ihm eine ältere Frau und ein
Kind. Rechts eine junge Frau mit künstlichem Kopfputz, heraus-
schauend; an ihr linkes Knie gelehnt ein Knabe, der sich nach
dem Brüderchen im Arme des Vaters hinten umdreht und ihm
einen Beutel (nicht, wie die Stiche fälschlich zeigen: eine Trink-
kanne) reicht. — Henke, der nach den Braun'schen Photographieen
urtheilte, hat sich die hinteren Gestalten nicht deutlich gemacht.
Ihm scheint, die junge Frau wolle ausgehen und die Sorge für
die Kinder den Grosseltern überlassen; ihr fragender Blick wird
vom alten Vater nicht beifällig beantwortet, denn er schaut sehr
grimmig nach ihr herüber. Justi hat diese Erklärung noch weiter
ausgesponnen. „Der böse Grossvater", zu dem ihm vielleicht der
alte Lodovico Buonarroti gesessen (!), ist zornig auf die junge Frau,
vielleicht seine Schwiegertochter, die ihm auch einen keinesweges
freundlichen Blick zuwirft, ja eine förmliche Kampfpositur annimmt.
Die ernste Frau scheint ihn beruhigen zu wollen; das Kind soll
ihn aufheitern. — Das klingt zwar unterhaltend, aber erstens denkt,
der Richtung seines Blickes nach, der Alte gar nicht an die junge
Frau, zweitens ist diese nicht in Kampfpositur, sondern wendet, ihr
Tuch um die Brust ziehend, den Blick ihres hübschen Gesichtes
zum Beschauer, drittens ist gar Nichts von einem Beruhigungs-
versuch zu sehen: die ältere Frau ist in Sinnen verloren und
kümmert sich nicht um das die Arme nach ihr ausstreckende Kind.
Von einem solchen Zusammenhange der beiden Szenen ver-
mag ich Nichts zu sehen. Was der scheu herzutretende Knabe
thut, ist nicht deutlich. Der gewaltige Kopf des Patriarchen er-
innert Steinmann an den Moses.
LVII. Eleazar, Mathan. Links lässt eine ältere Frau ein
Kind auf ihren Knieen tanzen, ein Mann dahinter schaut sie mit
grossem Blick an. Rechts ein in schwermüthiges Sinnen versenkter
schöner Jüngling in lässiger Stellung. Hinter ihnen die Köpfe
einer unschönen Frau von seltsamer Physiognomie und eines Kindes,
die nach rechts unten schauen. — Henke hält die Frau links für
einen Mann und erklärt die Stellung des Jünglings so: er habe
eben noch nach links auf die Szene geschaut und nun den Kopf
nach der Frau und dem Knaben neben sich gewendet. Justi,
dem die beiden letzten Lunetten „Sonnenschein und Sturm" be-
deuten, nennt unser Bild: „Grossmutterfreuden." „Der kleine
Kobold arbeitet zum Entzücken anstellig und artig." Der Jüngling
hatte die Hand auf den Kopf gestützt. Steinmann macht auf die
griechische Schönheit des wie eine moderne Verkörperung des
Antinousideales erscheinenden Jünglings aufmerksam.
LVIII. Jakob, Joseph. Links ein alter, in sein Gewand
gehüllter Mann, der mit unheimlich erregtem finsteren Blick, rollen-
den Augen herausschaut; hinter ihm eine ältere Frau und ein
Kind. Rechts eine junge Frau mit künstlichem Kopfputz, heraus-
schauend; an ihr linkes Knie gelehnt ein Knabe, der sich nach
dem Brüderchen im Arme des Vaters hinten umdreht und ihm
einen Beutel (nicht, wie die Stiche fälschlich zeigen: eine Trink-
kanne) reicht. — Henke, der nach den Braun'schen Photographieen
urtheilte, hat sich die hinteren Gestalten nicht deutlich gemacht.
Ihm scheint, die junge Frau wolle ausgehen und die Sorge für
die Kinder den Grosseltern überlassen; ihr fragender Blick wird
vom alten Vater nicht beifällig beantwortet, denn er schaut sehr
grimmig nach ihr herüber. Justi hat diese Erklärung noch weiter
ausgesponnen. „Der böse Grossvater", zu dem ihm vielleicht der
alte Lodovico Buonarroti gesessen (!), ist zornig auf die junge Frau,
vielleicht seine Schwiegertochter, die ihm auch einen keinesweges
freundlichen Blick zuwirft, ja eine förmliche Kampfpositur annimmt.
Die ernste Frau scheint ihn beruhigen zu wollen; das Kind soll
ihn aufheitern. — Das klingt zwar unterhaltend, aber erstens denkt,
der Richtung seines Blickes nach, der Alte gar nicht an die junge
Frau, zweitens ist diese nicht in Kampfpositur, sondern wendet, ihr
Tuch um die Brust ziehend, den Blick ihres hübschen Gesichtes
zum Beschauer, drittens ist gar Nichts von einem Beruhigungs-
versuch zu sehen: die ältere Frau ist in Sinnen verloren und
kümmert sich nicht um das die Arme nach ihr ausstreckende Kind.