Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Tools & tillage: a journal on the history of the implements of cultivation and other agricultural processes — 1.1968/​1971

DOI Artikel:
Loofs-Wissowa, H. H. E.: Ein neuer Typ des randbeschlagenen Spatens aus Sachsen
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.48998#0250

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
EIN NEUER TYP
DES RANDBESCHLAGENEN SPATENS
AUS SACHSEN

von
H. H. E. Loofs*

Herkunft, Entwicklung und Verbreitung rand-
beschlagener Spaten in Mitteleuropa liegen
leider noch weitgehend im Dunkeln. Wohl hat
vor nicht allzulanger Zeit L. Schmidt, gestiitzt
sowohl auf das jetzige Vorkomrnen als auch auf
mittelalterliche und fruhneuzeitliche Sach-, Bild-
und Wortzeugnisse, die Geschichte und die er-
staunlich weite Verbreitung des randbeschlagenen
Spatens in Niederdsterreich dokumentiert
(Schmidt 269-83); von den Gebieten nordlich der
Alpen sind jedoch bisher nur wenige Einzelfunde
bekannt. Dies ist umso bedauerlicher, als sich der
randbeschlagene Spaten gerade von dem binnen-
deutschen Raum zwischen Rhein und Elbe aus
nach Norden, Osten und Siiden ausgebreitet zu
haben scheint (Schmidt 283) und erst im Hoch-
mittelalter nach Niederdsterreich kam, wo er
noch heute im Gebrauch ist, wahrend er die wei-
ter bstlich gelegene Ukraine anscheinend iiber-
haupt nicht mehr erreichte, wo rein hblzerne
Spaten bis zu ihrer Abldsung durch Spaten mit
eisernen Blattern im friihen 20. Jahrhundert
benutzt wurden (Gorlenko 10).
Es mag daher von Interesse sein, durch den vor-
liegenden kurzen Beitrag das Vorkomrnen des
randbeschlagenen Spatens im mittleren Sachsen
(jetzige Deutsche Demokratische Republik),
wahrscheinlich im 18. Jahrhundert, belegt zu
* Der Schreiber dieser Zeilen mbchte bei dieser
Gelegenheit Herrn Armin Hansel und Frau Hild-
burg Hansel, geb. Loofs aus Kaltenborn fur In-
formationen und freundliche Hilfe danken.

wissen. Ein solcher Spaten wurde in der Tat vor
kurzem (Sommer 1965) auf dem Heuboden eines
Hofes in Kaltenborn, Krs. Rochlitz, gefunden
(Abb. 1). Das Dorf Kaltenborn, obwohl admini-
strativ zum Kreise Rochlitz gehbrig, ist naher der
Kleinstadt Colditz des Kreises Grimma in einer
von altersher landwirtschaftlich intensiv genutz-
ten fruchtbaren Gegend gelegen. Rochlitz und
Colditz waren beide bereits im 15. Jahrhundert
relativ wichtige Stadte, zu welcher Zeit Kalten-
born mbglicherweise gegriindet wurde. Am Tor
des Kaltenborner »Tiergartens« (ein ummauerter
ehemals herrschaftlicher Hirschpark) steht die
Jahreszahl 1626, so dass wir annehmen durfen,
das Dorf habe zumindest zu Anfang des Dreis-
sigjahrigen Krieges bereits bestanden.
Der Hof selbst, in dem der randbeschlagene
Spaten gefunden wurde, soli etwa 250 Jahre alt
sein, und es steht nichts der Annahme entgegen,
dass der Spaten, im Heuboden von den Unbilden
der Witterung geschiitzt und daher in erstaunlich
gutem Zustand, ein ahnliches Alter habe und also
aus dem Anfang oder der Mitte des 18.Jahrhun-
derts stamme, obwohl natiirlich ein jiingeres Alter
ebenfalls mdglich ist. Gerate dieser Art sind vom
Dorfe selbst oder der Umgebung nicht bekannt,
auch konnte keine Uberlieferung irgendwelcher
Art festgestellt werden, die auf den Gebrauch
randbeschlagener Spaten bis in neuere Zeit hinein
schliessen liesse. Das jungstmdgliche Alter dieses
Spatens kann daher wohl auf etwa die Mitte des
letzten Jahrhunderts geschatzt werden.
 
Annotationen