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Vorwort
Mit dem vorliegenden Band wird zum ersten Mal ein kunst- und architektur-
geschichtliches Thema in die Reihe der „Schriften des Bundesinstituts für ostdeut-
sche Kultur und Geschichte“ aufgenommen. Dies in Verbindung mit dem behan-
delten Gegenstand verleihen diesem Band geradezu programmatischen Charakter.
Hinzu kommt noch eine weitere glückliche Fügung, die das Bemühen von
Deutschen und Polen um das gemeinsame historische und kulturelle Erbe gerade-
zu idealtypisch manifestiert: ein junger polnischer Wissenschaftler schreibt in
Deutschland und auf deutsch eine Dissertation über die Burgen des Deutschen
Ordens im Preußenland. Wer hätte dies vor einem Vierteljahrhundert für möglich
gehalten!
Die Arbeit enstand in Hamburg und wurde betreut von Bruno Reudenbach. Als
Mitglied des wissenschaftlichen Beirats des Bundesinstituts für ostdeutsche Kultur
und Geschichte konnte ich die Publikation in dieser Reihe anregen und zuvor
schon den Autor, der sich durch seine Magisterarbeit über Rehden ausgewiesen
hatte, zu seinem schwierigen Vorhaben ermuntern.
Kaum ein anderes Thema der deutsch/polnischen Architekturgeschichte war
durch zunächst romantische, dann nationalistische Tendenzen so vorbelastet wie
die sichtbaren Zeugnisse der Herrschaft des Deutschen Ordens in Preußen, nämlich
seine Burgen, zusätzlich verdunkelt durch meist spekulative Vorstellungen über das
Entstehen dieses charakteristischen Bautyps. Trotz der ideologischen Besetzung des
Themas und der materiellen Not der Nachkriegszeit hat sich die polnische
Forschung nicht nur bei der schwer beschädigten Marienburg, die ja auch ein pol-
nisches Königsschloß war, des Themas angenommen. Vieles davon ist nicht oder
nur ungenügend publiziert bzw. wegen fehlender Sprachkenntnisse praktisch nicht
zugänglich. Die deutsche Forschung endet nicht vor fünfzig, sondern zumeist vor
siebzig oder achtzig Jahren. Das Zusammenführen der verschiedenen Stränge und
die Überprüfung am Befund und heutigen Zustand war die Aufgabe und zugleich
eine unerhörte Herausforderung, galt es doch unzählige Baumonographien zu ver-
fassen, von denen einige Gegenstand einer selbständigen Dissertation hätten sein
können. Die Beschränkung auf die Konventshäuser war daher unumgänglich. Es
bleibt zu hoffen, daß die übrigen Anlagen, vor allem auch die bischöflichen
Burgen, nachfolgen mögen.
Die Historiker haben uns ein Beispiel gegeben in ihrem jahrzehntelangen
gemeinsamen Bemühen, die Sicht auf diesen Abschnitt mittelalterlicher Geschichte
von nationalen Einengungen und Verzerrungen zu befreien. Spät folgt nun die
 
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