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4. Schlußbetrachtungen und Ausblick

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Aus der Katalogisierung des Baubestands und der neu erarbeiteten Baugeschichte
der preußischen Konventsburgen einschließlich der Großgebietigerresidenzen er-
geben sich eine Reihe von Feststellungen zu Bautypen, Raumordnung und Bauele-
menten.

4.1. Allgemeiner Typus der Burg
Innerhalb der frühen Konventshäuser finden sich unterschiedliche Bautypen.
Am auffälligsten sind die Grundrisse von Thorn und Balga. Sie gehören zu den äl-
testen Bauten des Ordenslandes, bei denen man aufgrund der kriegsbedingten Eile
beim Bauen erwiesenermaßen die Feld- und Backsteinmauern über den oval ge-
führten Wällen der Vorgängerbauten errichtete. Es ist nicht geklärt, ob man in Alt-
haus Kulm, Unislaw, Welsas und vielleicht sogar in dem wesentlich jüngeren Dan-
zig ähnlich verfahren ist.
Entgegen den mehrfach in der Literatur geäußerten Meinungen übten Vorgän-
gerbauten - falls überhaupt vorhanden - keinen Einfluß auf die übrigen unregel-
mäßigen Konventshäuser des 13. Jahrhunderts aus (Engelsburg, Birgelau und Grau-
denz)1. Die unregelmäßigen Burgen des 13. Jahrhunderts zeigen untereinander
wenig Ähnlichkeiten; möglicherweise arbeiteten an ihnen verschiedene Bauhütten.
Die Dreiteilung des Hauptflügels in Kapelle, Remter und Kapitelsaal, die ver-
meintliche Gemeinsamkeit der Bauten2, ist für diese Burgen keineswegs charakteri-
stisch. Nur in Thorn und Graudenz gab es zuerst einen einzigen geraden Flügel,
der drei Räume beherbergte. In Graudenz waren die genannten Räume vorhanden,
dagegen befand sich dort in Thorn anstatt des Kapitelsaals vermutlich das Dormi-
torium.
Miteinander verwandt sind die sogenannten Haff-Burgen, in der Regel langge-
zogene rechteckige Dreiflügelanlagen3. Chronologisch folgen die eigentlichen Ka-
stelle über quadratischem Grundriß, deren vier Seiten zu Wohnflügeln ausgebaut
waren4. Ausnahmen bilden die Burgen, in denen wegen des Bergfrieds eine Ecke
ausgespart blieb (Rehden, Strasburg, Schlochau). Bei einer Anzahl von Burgen

1 Um so weniger ist von einem Einfluß auf die späteren Bauten wie Roggenhausen, Gollub oder
Rehden auszugehen. Vgl. S. 60f.
2 So Schmid 1942/1, S. 79.
3 Vgl. S. 88ff.
4 Vgl. S. 124ff.
 
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