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Tourtual, Caspar Theobald
Zweiter anatomischer Bericht, enthaltend eine Beschreibung der seit meinem Antritte des Lehramtes der Anatomie im Frühjahre 1830 zum anatomischen Museo zu Münster hinzugekommenen pathologischen Präparate: Mit 4 Steindruck-Tafeln — Münster, 1833

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https://doi.org/10.11588/diglit.13807#0114
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IX. Concremente.

■io6. Ein einzelner durch den Stuhlgang entleerter Gallenstein, welcher
im frischen Zustande sieben Drachmen und zehn Gran wog. (Vom. Herrn x\L-
flathe und Professor Dr. Günther in Duisburg.)

Dieses durch seine Gröfse merkwürdige Concrement ist birnförmig, i" 9'"
lang, zunächst der Basis 9'" und am stumpfen Ende 6'" breit. Die abgerundete
eckenlose Oberfläche, deren Grundfarbe dunkelbraun ist, erscheint an dem Halse mit
Punkten und Flecken, am breitesten Theile mit einem Gürtel dicht beisammenste-
hender weifslicher an der Luft ermatteter Krystalle von Cholesterine besetzt. Durch
Abschaben der dünnen dunkelen Schale kommt man auf eine unterliegende hellbraune
Schicht. Das Gefüge wurde der Erhaltung der Form wegen nicht untersucht, nach
dem Aeufseren verhält es sieh wahrscheinlich wie in dem No. 170 des ersten Be-
richtes beschriebenen Gallensteine. *)

■ioj. Vierzehn haselnufsgrofse Gallensteine aus der Gallenblase eines an
Altersschwäche gestorbenen Weibes.

Die Gestalt ist unregelmäfsig vielseitig mit abgestumpften Rändern und Ecken,
die Farbe. schwarz und hellbraun marmorirt. Gefüge: ein dunkelbrauner weicher
Kern, zunächst von einer hellbraunen Schicht umlagert, auf welche eine weifse, ober-
flächlich von der sehr dünnen dunkeln flindensubstanz umschlossene folgt. Die Bruch-
fläche erscheint strahlig, die Schnittfläche fettig glänzend. Gewicht 4Va Quentchen.*)

*) Die Kranke, eine 5ojährige Klosterjungfer, hatte von Ostern 1796 bis zum Januar 1797 an wieder-
hollen sehr heftigen Schmerzen des rechten Hypncliondrii in der Gegend der neunten Rippe, die
mit hartnäckiger Leibesverstopfung, Beängstigung und Erbrechen einer grasgrünen Galle verbun-
den waren und abwechselnd remittirten, gelitten. Früher hatte sich kein Symptom einer Krank-
heit oder selbst Kränklichkeit bei ihr gezeigt. Nach einem sehr vehementen Anfalle dieser Art,
welchen sie am 3. Januar 1797 bei der Unwirksamkeit aller Arzneimittel und selbst des Opiums
■geduldig überstand, wurden täglich eröffnende innere Mittel und Clysmata angewendet, bis am 3i.
Januar mit. der Stuhlausleerung dieser Stein abgieng. Obgleich seine seltene Gröfse wider die
Angabe, dafs es ein Gallenstein sey, Zweifel erregen könnte, indem sie eine bedeutende Erweilc-
rungsfähigkeit des Ductus cysticus und choledochus zum Durchgange desselben voraussetzt, so wird
doch durch die mit anderen Gallensteinen übereinstimmende Beschaffenheit der Oberfläche sowohl
als durch die seiner Ausleerung vorangegangenen Krankheitszufällc ein solcher Zweifel beseitigt.

'*) In der Leber fanden sich mehrere zum Theil erweichte oberflächliche Tuberkeln, das stärkste von
der Gröfse eines mäfsigen Apfels in der Tiefe nahe der Porta. Bemerkenswerth war in diesem
überhaupt sehr fetten Subjecte die Umwandlung von Muskelgewebe in Fett an den unteren Extre-
mitäten. Ausfer dem sehr dicken Panniculus adiposus fand sich nämlich unter der Schenkel-
binde noch eine 3 — 4'" <höke die Muskeln umlagernde Fettschicht mit bedeutender Volumsmin-
derung der Muskelsubstanz und ohne merkliche Anschwellung des Gliedes.
 
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