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Gesellschaft für Nützliche Forschungen zu Trier [Editor]
Trierer Jahresberichte: Vereinsgabe d. Gesellschaft für Nützliche Forschungen zu Trier — NF 13.1921/​1922(1923)

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Loeschcke, Siegfried: Töpfereiabfall d. J. 259/260 in Trier: Aus einer römischen Grube an der Louis Lintzstraße
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https://doi.org/10.11588/diglit.45059#0139
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JAHRESBERICHT 1921. BEILAGE II.

103

Beilage II zum Jahresbericht 1921.
Töpfereiabfall d, ]. 259/260 in Trier:
Rus einer römischen Grube an der Louis Lintzstraße.
(Hierzu Tafel XI und XII und Abbildung 1.)
Von Dr. S. Loeschcke.
Aus dem im vorigen Bericht1) schon kurz besprochenen Scherbenfund in einer
großen viereckigen Grube innerhalb des römischen Töpfereigeländes an der von
der Ziegelstraße abgehenden Louis Lintzstraße in Trier wurden im Geschäfts-
jahr 1921 über 100 Gefäße zusammengesetzt bezw. in Gips rekonstruiert. Hinzu kommen
noch die reliefierten Sigillatagefäße, deren Bearbeitung noch nicht abgeschlossen ist.
Nach Technik und Form gehören diese zahlreichen Gebrauchsgeschirre 7 0 ver-
schiedenen Typen an, von denen in zahlreichen Fällen kleine und große Exemplare
derselben Grundform vorliegen. Auf Tafel XI u. XII sind sie systematisch zu Gruppen
zusammengestellt. Angegliedert sind als Typus 7 1—8 2 Gefäße und Geräte, die
technischen Zwecken beim Brennprozesse dienten. Auf Abb. 1 ist je ein
Exemplar der mitgefundenen Terrasigillata-Stempel abgebildet. Sämtliche Gefäße
stammen höchstwahrscheinlich von Schuttmassen her, die 259/260 beim Alemannen-
einfall des Crocus entstanden sind und die bei den sogleich einsetzenden Wieder-
aufräumungsarbeiten vergraben wurden. Sie zeigen nächste Verwandtschaft mit der
im Limeskastell Niederbieber2) gefundenen Keramik, da dieses Kastell bei demselben
Germanenvorstoß zerstört wurde, dem in Trier unter anderem auch das Töpferviertel
zum Opfer fiel. Unter der Keramik von N’Bieber befinden sich aber auch ältere
Gefäßscherben — das Lager wurde schon um 190 n. Chr. angelegt —, die das Gesamt-
bild der Keramik der Zerstörungszeit verdunkeln. Bei der Gefäßgruppe aus Trier
werden ältere Reste sich kaum eingemengt haben, zumal die mitgefundenen vereinzelten
Gefäßscherben nur dann auf die Typentafeln aufgenommen wurden, wenn sie mit großer
Wahrscheinlichkeit der Hauptgruppe zugeteilt werden durften. Diese stren ge G eschlossen-
heit der neu wiedergewonnenen Fundgruppe aus Trier ist es, die ihr besonderen Wert
für die historische Forschung verleiht. Für die Ortsgeschichte von Trier erhalten wir
endlich einen Ausgangspunkt für die Zerstörungen, die der Alemanneneinfall in Trier
verursacht hat. Kultur- und handelsgeschicbtlich sind die Gefäße von besonderem
Interesse, weil wir annehmen dürfen, daß so gut wie alle — Typus 68—70 machen
wohl eine Ausnahme — Erzeugnisse der Töpferwerkstätten von Trier sind.
In Terra-Sigillata sind 23 verschiedene Gefäßtypen festgestellt worden, Typ.
1—23, und zwar die Teller und Näpfe Typ. 1 —15, die Becher 16—20,dieKrüge21—22,
das Tintenfaß 23. Besonders zahlreich sind die Formen 7, 8, 13, 14, 15, 18 ver-
treten. — Folgende Stempel kommen auf nachfolgenden — wo nur der Boden (Bo)
erhalten ist, ist die Zuteilung nur wahrscheinlich — Formen vor, vergl. Abb. la—t:
Auf Typus 5: Audax fe (?), rückl. (5 Stück); Eillo •[...] (1 Bo.); Eilo • feci (3 St.
vergl. auch Typ. 8); der schriftnachahmende Stempel o (2 St., darunter das als Typ. 5 c
gezeichnete); der strichförmige Stempel s; auf Typ. 8 die Stempel: Acutus (2 Böden);
- '
') Vgl. oben S. 35.
a) Vergl. Fr. Oelmann, Die Keramik des Kastells Niederbieber (Materialien zur
römisch-germanischen Keramik I).
 
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