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Die Entwicklung der -Cultur.

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Natur, die Lehrmeisterin des Urmenschen, ihm darbietet. So ver-
folgt Klemm die Stufen, welche die fortschreitende Entwicklung
zurückgelegt hat, von dem rohen Stocke bis zur vollendeten Lanze
oder Keule, von dem natürlichen scharfkantigen oder runden Stein
zu den künstlich geformten Gelten, Lanzenspitzen oder Hämmern1).
Fox zieht die Verbindungslinie zwischen den verschiedenen Waffen-
typen, indem er darauf hinweist, wie eine Form in verschiedenen
Grössen wiederholt wird, z. B. als Lanzen- und Pfeilspitze; wie
auf rohem Kunststufen dasselbe Instrument zu verschiedenen
Zwecken dient, wie z. B. die .Feuerländer ihre Pfeilspitzen auch
als Messer gebrauchen, und die Kaffern mit ihren Assagais
schnitzen, bis für einzelne Zwecke besondere Formen an-
genommen werden; und wie sich in der Geschichte der Hieb-,
Schneide- und Stossinstrumente ein ununterbrochener Zusammen-
hang nachweisen lässt, welcher eine allmählich fortschreitende
Entwicklung von den rohesten Anfängen an bis zu den vorge-
schrittensten Vervollkommnungen neuerer Geschicklichkeit. Um zu
zeigen, in wie weit die erste Entwicklung der Kriegskünste eine
Folge des menschlichen Nachahmungstriebes ist, weist er auf die
Analogien in der Kriegführung der Menschen und Thiere hin, in-
dem er als Vertheidigungsmassregeln Felle, feste und bewegliche
Harnische, Schuppen, als Vertheidigungswaffen Stoss- und Hiebinstru-
mente, gezähnte und vergiftete Gegenstände und unter der Rubrik
Kriegführung Flucht, Verstecken, Führer, Vorposten, Kriegsgeschrei
und dergl. aufführt2).
Manche Archäologen haben jetzt eine bedeutende Fertigkeit
in der Bereitung von Steingeräthen erlangt, indem sie das Ver-
fahren, welches moderne Wilde anwenden, beobachtet und nach-
geahmt haben. So ist es z. B. Mr. John Evans gelungen, durch
Schläge mit einem Kiesel, Druck mit einem Stück Hirschgeweih,
Sägen mit einer Feuersteinplatte, Bohren mit einem Stabe und
etwas Sand und Schleifen auf einer Steinfläche beinahe die feinsten
Steingeräthe herzustellen3). Nach unsern bisherigen Beobachtungen
sind wir im Stande, die auffallende Aehnlichkeit der steinernen
4) Klemm, ,,AUg. Culturwissenschaft“, 2. Theil, Werkzeuge und Waffen.
2) Lane Fox ,,Lectures on Primitive Warfare“, Jowrn. United Service Jnst.,
1867 —9.
3) Evans in ,, Trans, of Gongress of Prehistoric Archaeology“, (Norwich, 1868),
p. 191; Rau in „Smithsonian Reports“, 1868; Sir E. Belcher in Tr. Eth. Soc., vol. I,
p. 129.
T yl o r , Anfänge der Cultur. I. -
 
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